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Bundestag schafft geheime Hausausweise für Lobbyisten ab • Ende des „Hinterzimmer-Lobbyismus“?

[1]Der Bundestag hat die geheime Vergabepraxis von Hausausweisen für Lobbyisten abgeschafft. Derzeit können Interessenvertreter keine neuen Hausausweise mehr beantragen, wie abgeordnetenwatch.de am Freitag­nachmittag aus Parlamentskreisen erfuhr.

Zuvor hatte das ZDF darüber berichtet.

Mit diesem Schritt reagiert der Bundestag u.a. auf ein Gerichtsurteil, das abgeordnetenwatch.de mit einer Transparenzklage auf Offenlegung der Lobbykontakte der vier Bundestagsfraktionen erwirkt hatte.

Einer Veröffentlichung hatten sich CDU/CSU und SPD lange Zeit verweigert.

„Wir begrüßen, dass Union und SPD endlich erkannt haben, dass Lobbyismus im Geheimen die Demokratie unterhöhlt“, so abgeordnetenwatch.de-Geschäftsführer Gregor Hackmack.

Und weiter: „Dass der Bundestag nun die geheime Vergabe von Hausausweisen abgeschafft hat, ist ein erster wichtiger Schritt gegen den Hinterzimmer-Lobbyismus.

Nun muss es endlich ein verbindliches Lobbyregister nach kanadischem Vorbild geben. Darin müssen Interessenvertreter angeben, mit welchen Politikern sie sich treffen und auf welche Gesetze sie Einfluss nehmen. Auch das Budget, das den Lobbyvertretern zur Verfügung steht, muss dort aufgeführt werden.“

abgeordnetenwatch.de hatte die Diskussion um die Lobbyisten-Hausausweise mit einer Klage gegen den Deutschen Bundestag im November 2014 ins Rollen gebracht.

Das Berliner Verwaltungsgericht verpflichtete die Bundestagsverwaltung im Juni 2015, die Namen von Unternehmen und Verbänden zu veröffentlichen, die über die Fraktionen einen Hausausweis erhalten haben.

Gegen dieses Urteil war der Deutsche Bundestag zunächst auf Drängen von CDU/CSU und SPD in Berufung gegangen, hatte diese aber später zurückgezogen.

Aus der Liste mit den Hausausweis-Inhabern geht u.a. hervor, dass zahlreiche Vertreter von Rüstungsunternehmen, Autokonzernen und der Fracking-Lobby über Zugangsscheine für den Bundestag verfügen.

 Liste aller 1.103 Interessenvertreter mit Hausausweis [2]

 

Hintergrundartikel: „Bundestag schafft geheime Hausausweise für Lobbyisten ab“ (08.01.2016) [3]

 

ZDF-Bericht: „Bundestag lässt keine Lobbyisten mehr rein“ (08.01.2016) [4]

Wie es soweit kam:

Foto: Klaus Mackenbach | pixelio.de

 

3 Kommentare (Öffnen | Schließen)

3 Kommentare Empfänger "
Bundestag schafft geheime Hausausweise für Lobbyisten ab • Ende des „Hinterzimmer-Lobbyismus“?"

#1 Kommentar von Ypsilon am 9. Januar 2016 00000001 12:41 145234326012Sat, 09 Jan 2016 12:41:00 +0000

Ende des Hinterzimmer-Lobbyismus?

LOL!!!

Die wechseln die Location, die sind doch nicht blöd! Als ob nur der Bundestag als Treffpunkt geeignet wäre. Ist zwar praktisch aber es geht auch anders. Notfalls ein bisschen „umständlicher“. Wo ein Wille, da ein Weg.

Politiker und Ex-Politiker halten doch auch ständig hochdotierte „Reden“, über deren Inhalt man schon rätseln darf, was da wohl zu diesen enormen „Gagen“ (= offizielle Bezahlung für Lobbyismus – auch nachträgliche, offizielle Bezahlung dafür) berechtigt oder warum diese „Reden“ so viel wert sein sollen. Wie war/ist das z.B. mit dem SPD-Problem-Peer?

Vielleicht ist bei denen jeder Buchstabe per se nahezu Gold wert.

Der Lobbyismus wird in diesem „System“ immer bleiben und immer Wege finden, ahnungslose Politiker zu „beraten“.

#2 Kommentar von Stadtfilzer am 9. Januar 2016 00000001 18:35 145236452406Sat, 09 Jan 2016 18:35:24 +0000

Ende des „Hinterzimmer-Lobbyismus“?

Schön wär’s! Allein, mir fehlt der Glaube.

Die „Zusammenarbeit“ zwischen Poltik, Wirtschaft/Konzernen, großen, mitverdienenden Anwaltskanzleien, Lobbyorganisationen, Verbänden etc. läuft doch prächtig wie geschmiert.

Da werden sich bestimmt neue (Ausweich-) Möglichkeiten finden lassen.

#3 Kommentar von Pluto am 10. Januar 2016 00000001 22:54 145246646810Sun, 10 Jan 2016 22:54:28 +0000

Auf einen Brief ans Familienministerium bekam ich am Ende der Antwort, natürlich das übliche blablabla, noch den Hinweis, dass man ja u. a. mit Vodafone und TV Spielfilm eine Initiative zum Thema gegründet habe.

Hier kann man sehen, dass die keinen Hausausweis fürs Parlament brauchen, die sind ja schon in den Ministerien.