BUND: Wer zahlt die Folgekosten des Braunkohle-Tagebaus? • Studie mahnt: „Gelder für Renaturierung und Bewältigung der Langzeitschäden sichern!“

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Die finanziellen Mittel zur Beseitigung der Folgeschäden der Braunkohletagebaue sind bei Vattenfall, RWE und Mibrag nicht ausreichend gesichert. Ohne rasches politisches Handeln könnten Steuerzahler und betroffene Bundesländer auf den Folgekosten der Braunkohle sitzen bleiben.

Das ist die Kernaussage einer neuen Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) und des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS).

Auftraggeber sind neben dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Klima-Allianz Deutschland, die Heinrich-Böll-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Die Studie belegt außerdem, dass die Berechnung der Folgekosten der Tagebaue und die entsprechenden finanziellen Rückstellungen der Konzerne intransparent vorgenommen und nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

Dies berge die Gefahr, dass Braunkohle-Unternehmen wie RWE oder Vattenfall insgesamt zu geringe Rückstellungen bildeten.

Ein weiteres Risiko entstehe dadurch, dass die Betreiber der Tagebaue das Geld nicht real zurücklegten, sondern völlig frei verwenden dürften.

Deshalb könnten bei schlechter wirtschaftlicher Entwicklung der Unternehmen die Mittel für die Beseitigung der Folgeschäden später nicht verfügbar sein.

Tatsächlich werden die Geschäftsaussichten der Braunkohlekonzerne negativ bewertet. RWE ist in starken finanziellen Schwierigkeiten und Vattenfall will sein Braunkohlegeschäft möglichst rasch an den Investor EPH abstoßen.

Angesichts dieser Entwicklungen besteht ein hohes Risiko, dass die Energiekonzerne die von ihnen verursachten Schäden nicht in vollem Umfang tragen könnten.

„Gerade mit Blick auf den Verkauf der Vattenfall-Braunkohlesparte sollte sichergestellt werden, dass im Insolvenzfall die Konzerne auch langfristig haften“, sagte die Energieexpertin Swantje Fiedler vom FÖS.

Die Studienautoren forderten zunächst ein unabhängiges Kostengutachten. Dieses müsse prüfen, wie hoch Kosten und Risiken für die Renaturierung und langfristige Nachsorge der Braunkohletagebaue seien.

„Die Folgekosten der Braunkohle müssen in einem unabhängigen Gutachten detailliert untersucht und die Rückstellungen der Unternehmen damit einer öffentlichen Transparenz-Kontrolle unterzogen werden“, sagte Dominik Schäuble vom IASS.

Als sofort umsetzbare Maßnahme zur Absicherung der Folgekosten sollten die Landesregierungen ihre jeweiligen Bergbehörden anweisen, so genannte Sicherheitsleistungen einzubehalten. Dafür böten sich insbesondere Bankbürgschaften und Versicherungen an, da diese insolvenzfest seien.

Darüber hinaus regt die Studie die Prüfung eines öffentlich-rechtlichen Fonds an, in den die Betreiber einzahlen müssten. Ein solcher Fonds sei für die Bedienung der Langzeitfolgekosten besonders geeignet und erhöhe die Transparenz und Sicherheit der Einlagen.

Die Auftraggeber der Studie warnten davor, dass sich die Braunkohlekonzerne aus der Verantwortung ziehen.

Nach jetziger Lage seien bei Umstrukturierungen, finanziellen Engpässen oder Pleiten der Unternehmen ganz schnell die Steuerzahler in der Verantwortung.

In Zeiten, in denen RWE keine Dividende mehr ausschütte und Vattenfall dem Käufer seiner Braunkohlesparte eine 1,7 Milliarden schwere Mitgift übertragen müsse, dürften die Bundes- und Länderregierungen das Problem nicht verdrängen.

Schon jetzt gebe es Beispiele, in denen die Allgemeinheit für die Bergbauschäden zahle.

Insbesondere bei Langzeitfolgen wie Gewässerbelastungen oder unerwarteten Schäden durch Grundwasseranstieg seien Lasten und Kosten bisher kaum untersucht und beziffert.

Die Bundesregierung und die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen seien in der Pflicht angemessen und rechtzeitig vorzusorgen.

Studie „Finanzielle Vorsorge im Braunkohlebereich“


3 Kommentare zu “
BUND: Wer zahlt die Folgekosten des Braunkohle-Tagebaus? • Studie mahnt: „Gelder für Renaturierung und Bewältigung der Langzeitschäden sichern!“”
  1. @ Der vom Morken

    Genauso ist es.

    Die Bürger zahlen immer.

    Bestimmt ist „Bezahlen für alles“ gemeint, wenn die Politiker/Parteien von Bürgerbeteiligung reden.

    So gesehen sind wir Bürger tatsächlich immer beteiligt –anders als wir uns das vorstellen, aber wir sind (zahlend) beteiligt. 🙁

  2. Zu Bergschäden habe ich diese Fragen:

    Wie ist das mit den Schlössern Wickrath und Rheydt? Sind die schon von Bergschäden betroffen oder werden es demnächst sein?

    Die stehen doch unter Denkmalschutz.

    Wenn ja, wer zahlt das die nächsten Jahrzehnte?

  3. Wer zahlt?

    Was für eine Frage!

    Wie immer. Gewinne an private Unternehmen/Konzerne. Kosten/Folgekosten werden sozialisiert und die Bürger zahlen.

    Das Thema hätte bereits vor Jahrzehnten auf den Tisch gehört – aber dank brillanter Lobbyarbeit von RWE & Co und „Verbundenheit“ von Politik/ern mit diesen Unternehmen blieb es unter dem Teppich. Nur ja nicht daran rühren, war (ist?) das Motto.

    Jetzt, da es den Energiekonzernen nicht mehr ganz so gut geht, kommt endlich sogar der eine oder andere Politiker auf die Idee, dass da etwas gewaltig falsch läuft.

    Darauf hätte man nun wirklich vorher niemals kommen können … !

    Schon vor Jahrzehnten hätten Rückstellungen, die diese Bezeichnung auch verdienen, gefordert und gesetzlich festgeschrieben werden können – wenn es gewünscht und gewollt gewesen wäre!

    Nur die dummen Bürger sahen das schon immer so, dass die, die die Gewinne abschöpfen auch das Risiko tragen müssen. Vieles wäre dann mit Sicherheit verantwortungsbewusster und vollkommen anders verlaufen.

    Allein das Bergrecht ist nun mal per se nicht auf Seiten der Bürger. Auch da traut sich Politik/er nicht an Änderungen.

    Bei Bergschäden an Gebäuden muss immer noch der Betroffene nachweisen, dass der Bergbau Verursacher des Schadens ist!

    Warum wurde das nicht längst geändert? Politiker (siehe Diäten) können Gesetze oft unglaublich fix ändern.

    Alles geschah mit stets freundlicher Unterstützung der Politik zu Gunsten der Konzerne.

    ALLEN Beteiligten in Politik und Energieunternehmen ist doch schon lange klar, dass das Geld für die Folgekosten, ob Braunkohletagebau, Bergbau oder gar Rückbau der AKW und Endlagerung des Atommülls niemals von diesen Unternehmen in vollem Umfang gezahlt wird.

    Ob Nichtkönnen oder Nichtwollen – dann sind die eben pleite!

    Vorher werden noch flott neue Firmen gegründet, die nach wie vor Gewinne einstreichen und solche, die für die Verluste aufkommen müssen. Resterampe sozusagen. Letztere werden dann eben in die Insolvenz geschickt.

    Wer dann „dran“ ist dürfte selbst dem Unbedarftesten klar sein.

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