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„Grevenbroich ist uns lieb und teuer“ – FWG Jüchen will diesen RWE-Ausspruch auch auf Jüchen angewandt wissen

x-logo-fwg-juchen„Grevenbroich ist uns lieb und teuer“. Diesen Ausspruch von Tagebaudirektor Lutz Kunde gegenüber der Presse, möchte Ratsherr Gerolf Hommel von der FWG Jüchen auch in Bezug auf seine Gemeinde hören und noch viel mehr, dass Worten auch Taten folgen.

Auf Antrag der FWG Jüchen wurde in der letzten Ratssitzung am 13. Oktober 2011 das Thema Grob-, Feinstaub und Lärm, den der Tagebau Garzweiler II sozusagen „vor der Haustür“ Jüchens verursacht, thematisiert.

Hommel bezog sich auf mehrere gravierende Ereignisse, bei denen es zu massiven Problemen durch Staub aus dem Tagebau kam. Die Rede war nicht von dem schon seit Jahren „üblichen“, sozusagen bereits zum täglichen Leben der Jüchener „gehörenden“ Grob- und Feinstaub, sondern massiven Ereignissen, wie z.B. zuletzt am 6. September 2011: http://www.bz-mg.de/aus-dem-umland-nrw-und-darueber-hinaus/juechen/wieder-staubglocke-uber-juchen-fwg-juchen-fordert-schadenersatz-3.html [1]

Dass den Bürgern Jüchens viel zugemutet werde, darüber herrschte im Rat Einigkeit. Ebenfalls darüber, dass endlich dauerhaft eine Feinstaub-Messstation am nördlichen Tagebaurand aufgestellt werden muss.

Mehr Druck auf RWE sei erforderlich, damit mehr geschehe. Derzeit wisse man noch nicht einmal, ob geltende Grenzwerte eingehalten werden, so Thomas Dederichs von Bündnis 90/Die Grünen.

Aber nicht nur der Grobstaub bereitet den Jüchenern Sorge. Noch schlimmer und unsichtbar ist der Feinstaub, der für Atemwegbeschwerden, Krupphusten bei Kindern über Allergien bis hin zu Krebserkrankungen verantwortlich gemacht wird.

Ratsherr Werner Hüsselmann (CDU) führte seine eigene Erkrankung an einem bösartigen Tumor der Atemwege als Beispiel für das Gefahrenpotenzial des Tagebaues an. Ärzte hätten ihn unumwunden gefragt, ob er im Umfeld des Braunkohletagebaus lebe.

Mediziner bringen den Tagebau immer wieder mit den verschiedensten, vor allem auch bösartigen Erkrankungen wie Leukämie, Lungenkrebs und anderen, in Verbindung. Dies schriftlich zu bestätigen, dazu ist bisher leider keiner bereit.

Es befindet sich zwar ein Krebsregister für Nordrhein-Westfalen in Münster im Aufbau (Epidemiologisches Krebsregister NRW), erfasst werden allerdings nur Daten aus Kreisen und kreisfreien Städten.

Daten von Gemeinden, wie z.B. Jüchen, werden nicht erhoben. Darüber hinaus fehlen verifizierbare Beweise, mangels der Bereitschaft der Ärzte zur Bestätigung, dass ein Zusammenhang zwischen dem Braunkohletagebau und dem verstärkten Auftreten von Krebserkrankungen in Städten und Gemeinden rund um diesen besteht. Hier sind die Defizite noch groß und belastbares Zahlenmaterial liegt nicht vor.

RWE Power sei eindeutig in der Verantwortung, so Gerolf Hommel. Von 1990 bis 2010 haben sich die gemessenen Grobstaubwerte verdoppelt.

Auch der Lärm habe zugenommen. Anwohner leiden immer stärker darunter. RWE Power müsse dafür sorgen, dass dieser, durch die Arbeitsgeräte verursachte Lärm, so optimal wie möglich eingedämmt wird. Auch der Tagebaulärm gefährde die Gesundheit der Bürger.

Wieder auf das Thema „Staub“ verweisend fragte Hommel: „Warum setzt RWE nicht wie in Hambach oder Vattenfall in der Lausitz Nebelkanonen ein?“ Wandernde Nebelkanonen binden dort den Staub, während die Sprinkler am Grubenrand in Hochneukirch gar nichts bewirken. Sprühnebelkanonen sorgen bereits vorab dafür, dass weniger Staub aufwirbeln kann.

Außerdem gebe es noch immer viel zu viele Freiflächen, die zu der Staubbelastung beitragen. Das Aufsprühen eines Wasser-Saatgut-Gemisches (wie in anderen Tagebauen auf Freiflächen und Böschungen üblich) könnte dafür sorgen, dass diese Flächen begrünt werden. Bodendecker und Sträucher wären sinnvoll.

Dies alles sind staubverhindernde Maßnahmen, die RWE bekannt sind und eingefordert werden müssen. Bei begrünten Flächen hat der Wind keine Chance zum Aufwirbeln der Bodenoberfläche.

In Inden wird ein umweltverträglicher Staubkleber (Magnesium-Chlorid-Lösung) eingesetzt, der auch auf den Wegen im Tagebau Hambach aufgesprüht wird. Seither gehören dort z.B. Staubwolken hinter Fahrzeugen der Vergangenheit an.

RWE habe, so Hommel, in Jüchen noch viel nachzuholen. Besonders während extremer Wettersituationen mit langer Trockenheit ist die Staubbelastung sehr hoch.

An Bürgermeister Harald Zillikens gewandt meinte Hommel: „ Herr Bürgermeister, wenn sich bei Ihnen im Garten dünne Zweige und Blätter bewegen, dürfen Sie von einer Windstärke 3 – 4 mit ca. 15 – 20 km/h ausgehen.“

Anders die Auswirkungen im Tagebau. Er zitierte den Deutschen Segelflieger-Verband:

„Ab Windstärke 3-4 brutalster Hangaufwind. Bei Sonnenschein addieren sich Thermik und Aufwind zu einem solch gewaltigen Luftmassenstrom, dass sogar Sand den Hang hinaufbefördert wird.“ Es stehe nun einmal fest und sei nicht wegzudiskutieren, so Hommel, dass Gesundheit vor Profit gehen muss.

Ganz in diesem Sinne habe RWE Power weitere Maßnahmen zu ergreifen, die die Anwohner wirksam schützen. Schutz vor Grobstaub sei auch automatisch Schutz vor dem viel gefährlicheren Feinstaub, den der Grobstaub nun einmal enthält und im Braunkohletagebau auch noch mit Radioaktivität belastet ist.

 Bürgermeister Zillikens wurde vom Gemeinderat beauftragt RWE zu wirksamen Maßnahmen aufzufordern, die eine dauerhafte Eindämmung der Grobstaubbelastung bewirken. Die Sorge der Bürger um deren Gesundheit als auch Belästigungen durch Staub müsse von RWE ernst genommen und für deren Schutz Sorge getragen werden.

Dabei sei man sich selbstverständlich darüber im Klaren, dass die Entwicklung und Verbreitung von Staub im Braunkohletagebau leider nicht grundsätzlich zu verhindern ist.