Apekte des Wählen • Teil XI: Mönchengladbacher Landtagskandidaten in 4-Minuten-Interviews des WDR mit identischen Fragen • Inhalte vs. Selbstdarstellungen? [mit Links zu den Videos]

Bernhard Wilms [ - Uhr]

Kann man sich in einem Vier-Minuten-Video-Interview ein Bild von einem Landtagskandidaten machen? Sicherlich nicht, aber man kann durch Mimik und Gestik, verbunden mit den Antworten auf Fragen erkennen, ob sich der Kandidat vornehmlich „ich-bezogen“ präsentiert oder ob er landespolitisch etwas zu sagen hat.

Dass der WDR 964 der insgesamt 1.329 Kandidaten für den Düsseldorfer Landtag ins Studio bringen und „checken“ konnte, ist schon eine interessante Leistung.

Ob diese Aktion jedoch dazu beiträgt, Nicht-Wähler zu motivieren, diesmal einen Wahlzettel auszufüllen, darf angezweifelt werden.

Möglicherweise werden angesichts der „Auftritte“ weitere zu dieser größten Wählergruppe hinzukommen.

Das Angenehme an diesen Befragungen ist, dass alle Kandidaten

  • sich vor derselben Kulisse und nicht im gewohnten Umfeld präsentieren mussten,
  • dieselben Fragen gestellt bekamen, die sie zu beantworten hatten, und
  • nur dazu 4 Minuten Zeit hatten und ihnen dann konsequent „das Wort abgeschnitten“ wurde.

Alles dies galt auch für die Mönchengladbacher Landtagskandidaten.

Damit interessierte BZMG-Leser nicht lange nach deren Auftritten suchen müssen, haben wir am Ende dieses Artikels die entsprechenden links zusammengestellt.

Während der oder die eine – gut vorbereitet – die Fragen souverän beantwortete und dabei sogar in der Zeit blieb, versuchten andere diese Möglichkeit des Fernsehauftrittes dazu zu nutzen, in epischer Breite, gespickt Floskeln und Allgemeinplätzen loszuwerden.

Wieder andere ließen erkennen, dass sie in ihrem politischen Spezialgebiet „auf der Höhe“ waren, zu anderen Gebieten jedoch wenig zu sagen hatten, während vermeintliche Medienprofis leichte Kameraschwächen nur schwer verbergen konnten.

So liegt es letztlich im Auge des Betrachters, aus den Auftritten der einzelnen Mönchengladbacher Kandidaten ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.

Nüchtern betrachtet geht es für alle Kandidaten, insbesondere für die, die entweder „direkt“ oder indirekt (über die Landesliste) in den Landtag einziehen wollen „unterm Strich“ nicht zuletzt darum, Abgeordnetenbezüge von monatlich mindestens 9.500 EURO zu erhalten.

Landtagskandidaten ohne Chance auf einen direkten Einzug ins Landesparlament bzw. ohne oder mit einem „schlechten“ Listenplatz hingegen „kämpfen“ in erster Linie darum, dass ihre Partei (wieder) in den Landtag einziehen kann.

Ungeachtet dessen bleibt die Tatsache, dass die nachfolgenden Aussagen eine äußerst geringe „Halbwertzeit“ haben und nur bis zum Wahlabend gelten.

Danach werden die Karten neu gemischt, weil Aussagen vor der Wahl erfahrungsgemäß spätestens nach Koalitionsverhandlungen im Großen und Ganzen wertlos werden, was im Übrigen besonders auch für alle Wahlprogramme gilt.

Auf eine Besonderheit der Video-Aussagen sei dann noch hingewiesen: Anders als beim Mönchengladbacher RatsTV bleiben die Kandidatenvideos während der kommenden Legislaturperiode online.

Eine gute Grundlage für einen „Aussagencheck“ nach der Bildung der neuen Landesregierung.

Hier also die Links zu den Videos der Kandidaten in den beiden Mönchengladbacher Wahlkreise in alphabetischer Reihenfolge:

Wahlkreis 49 (Mönchengladbach I): Rheydt, Odenkirchen, Giesenkirchen, Wickrath und Volksgarten

Frank Boss (CDU)

Hans-Willi Körfges

Torben Schultz (DIE LINKE)

Daniel Winkens

Lena Zingsheim


Wahlkreis 50 (Mönchengladbach II): Stadtmitte, Hardt, Rheindahlen und Neuwerk

Jochen Klenner (CDU)

Andreas Terhaag (FDP)

Angela Tillmann (SPD)

Dr. Boris Wolkowski (B90/Die Grünen)

Rohat Yildirim (DIE LINKE)


 

Ein Kommentar zu “
Apekte des Wählen • Teil XI: Mönchengladbacher Landtagskandidaten in 4-Minuten-Interviews des WDR mit identischen Fragen • Inhalte vs. Selbstdarstellungen? [mit Links zu den Videos]”
  1. Sicher keine leichte Herausforderung der sich alle Kandidaten stellten. Das muss grundsätzlich anerkannt werden.

    Aber es geht auch um was. Es gab leider viele Kandidaten aus NRW, die nicht bereit waren teilzunehmen.

    Mir fielen diese Kandidaten auf:

    Boss: Soziale Ungerechtigkeit: „so es sie denn gibt“ (!!!) und das nachfolgende, sinnentleerte Geplapper zum Thema ist unerträglich und unverschämt.

    Menschen in den „sozialen Raum einbinden“ (häääääh???) und selbstverständlich mehr Videoüberwachung (bingo! das meinen aber auch andere Bewerber, dabei ist das nur eine Vergrämungsmaßnahme, die Probleme verlagern sich) sollen es bringen.

    Welch grausiges Gestammel und arrogante, abgehobene Sichtweise. Der Mann beweist „Nähe“ zum Bürger = Souverän, der ihn wählen und vor allem top bezahlen soll!

    Nomen est omen im negativen Sinn.

    Sowas als Volksvertreter? Der kann nur drauf hoffen, dass viele traditionell CDU wählen – ohne Ansehen der Person.

    Körfges : zügig aber zu viel „glauben“ – ein Profi müsste wissen, dass das nicht überzeugend rüber kommt.

    Schulz: gar keine Frage – der Beste. Souverän, kurz, präzise. Der Mann hat eine Meinung und was zu sagen.

    Klenner: gute Sozialsysteme? Das bedeutet leider nicht per se soziale Gerechtigkeit.

    Vor allem nicht in finanzieller Hinsicht. Woher kommt die steigende Altersarmut? Warum erhält ein deutscher Rentner durchschnittlich 800 € weniger als ein Österreicher?

    Ist Hartz IV (bei viel zu wenig Arbeitsplätzen!) gerecht? Was ist mit dem Heer der Zeitarbeiter, die für weniger Geld arbeiten müssen als Festangestellte und den fehlenden Arbeitsplätzen?

    Der politische „Nachwuchs“ Lena Zingsheim und Daniel Winkens mit guten Ansätzen.

    Finde Frau Zingsheim eindeutig überzeugender. Grüne Antworten, klar, aber kurz und deutlich formuliert mit nachvollziehbaren Aussagen pro Inklusion.

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