US-Umweltaktivist Tom Clements erneut wegen Jülicher Castor-Plänen in Deutschland • Gemeinsam mit dem „Bündnis gegen Castor-Exporte“ Protest gegen Transportpläne in die USA

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Wie schon berichtet, ist das Thema um den US-Export der im Forschungszentrum Jülich (FZJ) lagernden 152 Castorbehälter, die dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Bund gehören, nach wie vor so aktuell wie ungelöst.

Mit einer Mahnwache vor dem Forschungszentrum Jülich wies Tom Clements, Direktor der US-amerikanischen atomkritischen NGO Savannah River Site watch (SRS watch) aus South Carolina, unterstützt von verschiedenen Aktionsbündnissen, auf die Gefahren eines solchen Transportes in die USA, als auch einer Lagerung der Castorbehälter in Savannah River Site/South Carolina, USA, hin.

Massive Proteste im Falle von Jülicher Castor-Transporten angekündigt

 

Ein Endlager für Atommüll gibt es weder dort noch weltweit!

Auch die Frage, wie nachfolgende Generationen vor den Gefahren der Lagerung von Atommüll, ob zwischengelagert oder in einem (noch nirgends existierenden) Endlager, geschützt werden können, ist ungelöst und wird, so muss man vermuten, wohl auch kaum lösbar sein.

Für künftige Generationen bergen solche Lagerstätten unabsehbare Risiken und Folgen. Eine radioaktive, gar tödliche Büchse der Pandora.

Die Halbwertszeit differiert gewaltig. Aber ob „nur“ Jahrhunderte, zehntausende oder Millionen von Jahren; Gefahren bestehen und selbst zehntausende Jahre übersteigen schon die menschliche Vorstellungskraft.

Warum die Castoren ausgerechnet nach Savannah River Site transportiert werden sollen, ist nicht nachvollziehbar, vor allem deshalb nicht, weil es auch dort kein geeignetes Lager gibt.

Handelt es sich um ein großes Geschäft?

Von Kosten zwischen 400 Millionen und einer Milliarde Euro ist die Rede, die Deutschland bereit sein soll zu zahlen.

Auf seiner aktuellen Reise möchte US-Umweltaktivist Tom Clements mit verantwortlichen Ministerien das Gespräch suchen und im Schulterschluss mit dem überregionalen Bündnis gegen die Castorexporte demonstrieren.

 

Bundesforschungsministerium und NRW-Wissenschaftsministerium lehnen Gespräche ab

Das Jülicher Forschungszentrum und somit auch die 152 Castoren gehören zu 90 Prozent dem Bundesforschungsministerium und zu 10 Prozent dem NRW-Wissenschaftsministerium.

Auch auf mehrfache Anfragen des Antiatomaktivisten Tom Clements antwortete das Ministerium für Wissenschaft von Ministerin Svenja Schulze (SPD) nicht.

Auch das Bundesforschungsministerium von Ministerin Johanna Wanka (CDU) hat Tom Clements abgesagt. Dies allerdings mit einem freundlichen Schreiben.

„Es ist beschämend, dass ausgerechnet die Anteilseigner der Diskussion mit Tom Clements ausweichen“, so Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“.

So liegt die Entscheidung über den Umgang mit dem Atommüll doch in den Händen dieser Ministerien, die auch Staatssekretäre in den Aufsichtsrat entsenden“, erklärt Marita Boslar weiter.

 

Bundesumweltministerium und NRW-Atomaufsicht zu Gesprächen bereit

 Zu Gesprächen bereit war hingegen das NRW-Wirtschaftsministerium unter Garrelt Duin (SPD), welches auch die NRW-Atomaufsicht stellt und das Bundesumweltministerium unter Barbara Hendricks (SPD).

Allerdings haben diese Ministerien in der Vergangenheit immer wieder betont, dass sie sich nicht in die Diskussion einmischen wollen, sondern nur prüfen und absegnen, was das Forschungszentrum Jülich entscheidet.

Dennoch trug Tom Clements hier seine Bedenken gegen die Castorexporte in die USA vor.

„Wir stehen hinter Tom Clements “, erklärt Michael Harengerd vom BUND NRW. „Es gibt keine schlüssigen Argumente für den Atommüllexport. Stattdessen brauchen wir schnell ein neues und möglichst sicheres Zwischenlager in Jülich“, so Michael Harengerd weiter.

 

Proteste in Jülich und Düsseldorf

Am 21. Juli 2015 hielt Tom Clements, gemeinsam mit den AktivistInnen des Bündnisses gegen Castorexporte, am Haupttor des Jülicher Forschungszentrums, Wilhelm-Johnen-Straße, eine Mahnwache ab.

Nach der Protestveranstaltung fand anschließend eine Pressekonferenz mit Tom Clements und anderen AktivistInnen statt.

„Wir werden noch oft wiederkommen. Wir lassen das FZJ nicht aus der Verantwortung“, so Marita Boslar.

Am 22. Juli.2015 fand von 11 Uhr bis 13 Uhr eine zweite Mahnwache, mit der Forderung nach einem Gespräch, vor dem NRW-Wissenschaftsministerium in Düsseldorf statt.

„Ministerin Svenja Schulze und ihre Rot-Grüne Landesregierung müssen endlich Verantwortung übernehmen und den Zwischenlager-Neubau nach heutigen Erkenntnissen in Jülich vorantreiben“, so Peter Bastian, der die Münsterländer Anti-Atom-Initiativen im überregionalen Bündnis vertritt.

Der Whistlblower und ehemalige Mitarbeiter am Kernforschungszentrum Jülich, Dr. Rainer Moormann, fand es bemerkenswert, dass, trotz vorheriger Absage, letztendlich doch jemand vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) zu dem Gespräch mit Tom Clements erschien.

Nicht überraschend war für ihn, dass niemand in der Diskussionsrunde die Verantwortung für den Atom-Müll übernehmen wollte

Überrascht hingegen zeigte sich Moormann darüber, dass niemand mehr den Transport, also die USA-Option, gegenüber einem Besucher aus den USA verteidigte, sondern diesen, vollkommen emotionslos, lediglich als eine von drei Möglichkeiten bezeichnete.

 

Unterstützende Initiativen:

Aktionsbündnis „Stop Westcastor“

Initiative Savannah River Site Watch

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen

Sofa Münster

Wegberger Montagsspaziergänger gegen Atomkraft

Bund für Umwelt und Naturschutz NRW e.V.

AKW-Nee-Aachen

attac Jülich

4 Kommentare zu “US-Umweltaktivist Tom Clements erneut wegen Jülicher Castor-Plänen in Deutschland • Gemeinsam mit dem „Bündnis gegen Castor-Exporte“ Protest gegen Transportpläne in die USA”
  1. Bevor ein AKW Strom produzieren kann, muss das Uran dafür abgebaut werden.

    Damit beginnt das Elend, das nach aktuellem Stand der Wissenschaft und Möglichkeiten noch Jahrtausende und bis zu unvorstellbaren Zeiten andauern wird.

    Menschen sterben in solchen Abbaugebieten über Jahrzehnte. Die Krebsraten sind enorm hoch.

    In einigen Ländern sind die Bedingungen, unter denen abgebaut wird, eine Katastrophe für die Menschen und deren Lebensraum. Nicht nur für die Arbeiter, sondern auch die Bevölkerung, die darunter leiden muss.

    Natur und Landschaft werden zerstört. Milliarden sind nötig, die Schäden wenigstens einzudämmen.

    Die Menschen können aber nicht geschützt werden.

    Atomkraft ist von der Gewinnung des Urans bis zur Endlagerung eine einzige Katastrophe.

    Von den menschlichen Schicksalen spricht keiner. Die Belastung wirkt über Generationen.

    Die Schäden am Erbmaterial werden von Generation zu Generation immer schlimmer.

    Kernenergie wäre ohne die hohen Subventionen gar nicht zu bezahlen. Billiger Atomstrom ist ein Märchen.

    In Deutschland hat die Wismut AG 100 Millionen Tonnen radioaktiven Abfall hinterlassen und auch dort Menschen, die noch heute erkranken und sterben:

    http://www.contratom.de/2014/07/15/uranabbau-in-deutschland-menschen-leiden-noch-heute/

    Einige weitere Beispiele:

    http://www.spiegel.de/fotostrecke/uranbergbau-im-niger-schadet-der-umwelt-fotostrecke-104080.html

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/niger-areva-baut-im-grossen-stil-uran-ab-und-schadet-der-umwelt-a-934979.html

    http://www.dw.com/de/niger-will-vom-uran-abbau-profitieren/a-17427448

    http://www.dw.com/de/radioaktiver-rassismus-die-australische-uranindustrie-im-konflikt-mit-den-aborigines/a-2413502

  2. Die Halbwertszeit scheint viele zu beschäftigen.

    Wissenschaftler machen sich schon mal Gedanken, wie die Nachwelt vor unserem strahlenden Erbe gewarnt werden könnte.

    Diese Menschen müssten unsere Sprache(n) und Symbole verstehen. Wer mal mittelalterliche Dokumente gesehen hat, muss zugeben, dass er/sie beim Lesen vollkommen überfordert ist. Wer weiß schon wie Sprache in „nur“ 1000 Jahren geschrieben wird!

    Hier einige Beispiele/Links dazu:

    http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/archaeologen-sollen-ferne-zukunft-vor-atommuell-warnen-a-842858.html

    „Mit der sicheren Endlagerung von Atommüll ist es nicht getan. Die verbrauchten Brennstäbe strahlen auch noch nach Zehntausenden Jahren. Wie können wir verhindern, dass Menschen in der fernen Zukunft sie irrtümlich ausgraben?“:

    http://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/achtung-atommuell-wie-warnen-wir-unsere-nachfahren

    „Atommüll eine Million Jahre lang sicher einzulagern, ist schon ein Ding der Unmöglichkeit. Aber wie bloß soll man die Menschen in ferner Zukunft vor den gefährlichen Lagerstätten warnen?

    Wissenschaftler haben dazu krude Ideen.“:

    https://www.greenpeace-magazin.de/botschaften-f%C3%BCr-die-ewigkeit

  3. @ Karsten Simon

    So unbemerkt blieb das „Endlager“ in Frankreich auch in der deutschen Presse nicht. Beispiele hier (es gibt noch mehr):

    https://www.google.de/search?q=bure+frankreich&ie=utf-8&oe=utf-8&gws_rd=cr&ei=yJa_VYe5LsacsgHgtruwAg

    Aus der Zeit „Das erkaufte Endlager“:

    http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-05/Endlager-Frankreich/seite-2

    Zitat aus dem Artikel:

    „Da auch aus Frankreich zahlreiche kritische Fragen kamen, entschloss sich Andra, die für 2025 geplante Inbetriebnahme zu verschieben.

    Bevor Tausende Tonnen Atommüll in die Anlage gebracht werden, wird es nun eine Pilotphase von fünf Jahren geben, bei der mit kleinen Liefermengen die Sicherheit getestet werden soll.

    2017 will die Regierung endgültig über Wohl und Wehe des Projektes entscheiden.“ Zitat Ende.

    Sie schreiben:

    „Russland betreibt z.B. nach dem Vorläufer BNR-600 mit dem BNR-800 bereits den zweiten Reaktor, in dem das russische Plutonium aus der Salt Abrüstung “verbrannt” wird.“

    Atommüll als „Wertstoff“ ist nicht neu. Probleme wirklich reduzieren kann aber selbst das „Verheizen“ dieses „Wertstoffes“ (z.B. auch mit Teilen aus Uran russischer Atombomben) nicht.

    Dazu gab es schon einige Berichte.

    2012 berichtete der Focus darüber:

    „Geschäft mit Beständen aus dem Kalten Krieg: Atomkonzerne verbrennen Uran aus russischen Atombomben.“

    http://www.focus.de/politik/ausland/geschaeft-mit-bestaenden-aus-dem-kalten-krieg-atomkonzerne-verbrennen-uran-aus-russischen-atombomben_aid_820221.html

    Hier gibt es noch mehr dazu, inklusive einer Linkliste am Ende der Seite:

    http://www.udo-leuschner.de/energie-chronik/120901.htm

    Atommüll bleibt ein Problem. Auch wenn Frankreich sein Lager in Bure nun „Endlager“ nennt.

    Die Bezeichnung hör‘ ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube!

    Bisher hat noch niemand weltweit wirklich nachweisen können, dass ein aktuell bestehendes angebliches „Endlager“ wirklich sicher ist und diese Bezeichnung tatsächlich und nachhaltig verdient.

    In Deutschland lässt die Asse grüßen.

    Und sicher täuscht sich auch die EU-Kommission bei dieser Aussage, Zitat:

    „Die Kommission ist dagegen der Ansicht, daß diese Bedingung in der Praxis kaum zu erfüllen sein wird, weil Endlager für hoch radioaktive Abfälle nach internationaler Definition in tiefen geologischen Formationen angelegt sein müßten.

    Derzeit gebe es weltweit keine derartigen Endlager, und außerhalb der EU befänden sich auch keine im Bau.

    Die Ausfuhr radioaktiver Abfälle in afrikanische, karibische und pazifische Länder sowie in die Antarktis werde bereits von den geltenden EU-Richtlinien untersagt.“ Zitat Ende.

    http://www.udo-leuschner.de/energie-chronik/110707.htm

    Unter diesem Link noch mehr Informationen zur Endlagerung von Atommüll:

    http://www.udo-leuschner.de/energie-chronik/yendlager.htm

    Die Hoffnung, dass die Strahlung, wie auch immer, stark reduziert wird, ist so alt wie die verschiedensten Reaktorvarianten. Von jedem wurde bisher immer behauptet, dass er sicherer, effektiver, besser und was sonst noch alles ist.

    Auch das Forschungszentrum Jülich träumt nach wie vor von einem Kugelhaufenreaktoren, auch Hochtemperaturreaktor genannt. Die erreichten mit einem solchen 950°. Was hat es gebracht? Außer einem Beinahe-GAU?

    Das Abenteuer dort hat schon Milliarden verschlungen. Ende offen. Es scheint noch Jahrzehnte zu dauern.

    Aus einem Artikel dazu in der Aachener Zeitung:

    „Die unzähligen Gasflaschen, die mit dem radioaktiv belasteten Gas während

    der nächsten Jahrzehnte (!)

    gefüllt werden, soll das Forschungszentrum Jülich entsorgen.“

    http://www.aachener-zeitung.de/lokales/region/das-juelicher-milliarden-problem-1.957693

    Dass vielleicht mal sogar die Kernfusion funktionieren könnte – wer weiß das schon. Das Problem der dabei entstehenden Temperaturen ist derzeit nicht zu lösen, weil das „passende“ Material fehlt.

    Bis dahin muss der Atommüll, der leider eben nicht „nur“ 100 Jahre strahlt, sondern definitiv auch sehr viel länger, irgendwo hin.

    Das Problem ist wieder mal der Mensch, der glaubt etwas zu beherrschen, das ihn beherrscht.

    Im Interesse nachfolgender Generationen würde ich Ihren Optimismus nur zu gerne teilen. Aktuell sehe zumindest ich dazu keinen Grund. Damit scheine ich nicht alleine zu sein.

  4. Während hier auf die Gefahren hingewiesen wird, die mit dem Transport der Jülicher Castor-Behälter verbunden sind (sie sind etwa 1/3 so groß wie die bekannteren Behälter für Kernbrennstäbe), machen die Franzosen Nägel mit Köpfen.

    Das französische Endlager für hochradioaktive Abfälle wird in Bure in Lothringen gebaut.

    Ab 2025 sollen dort jährlich 100 Sonderzüge entladen werden. Die Kapazität wird für 10.000 Kubikmeter hochradioaktive und 70.000 Kubikmeter langlebige mittelradioaktive Abfälle ausgelegt.

    Das vom französischen Parlament beschlossene Endlager Bure wurde in den deutschen Medien kaum thematisiert und ist bisher in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt geblieben.

    Die eingelagerten Abfälle sollen 100 Jahre lang zugänglich bleiben.

    Dahinter steckt wohl auch die Erwartung, dass in dieser Zeit neue Hochtemperatur-Reaktoren zur Verfügung stehen werden, in denen das heute noch als Abfall einzulagernde Material erneut energetisch genutzt werden kann.

    Gleichzeitig wird dadurch die Halbwertszeit des dann noch verbleibenden Materials reduziert.

    Pauschal gilt nämlich: je höher die Temperatur ist, bei der die Kernspaltung abläuft, desto höher ist die Brennstoffausnutzung und desto kürzer sind die Halbwertszeiten der Reststoffe.

    Ohne Beteiligung von Deutschland wird an diesen Konzepten weltweit gearbeitet.

    Russland betreibt z.B. nach dem Vorläufer BNR-600 mit dem BNR-800 bereits den zweiten Reaktor, in dem das russische Plutonium aus der Salt Abrüstung „verbrannt“ wird.

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