Neues aus Kapel in ‘t Zand

Otto Rick [ - Uhr]

P1070537„Beginn 2000 ging das Gerücht um, die Redemptoristen wollten den Kreuzwegpark an einen Projektentwickler verkaufen“, schreibt Albert Schouten, im Buch zum 90-jährigen Bestehen der grünen Oase von Kapel in ‘t Zand.

Besorgte Roermonder sprachen mit den Patres, deren Kloster der Park gehört. Das böse Gerücht gefiel auch den Ordensleuten nicht, denen der erste Bischof des heutigen Bistums Roermond Mitte des 19. Jahrhunderts die Aufgabe übertragen hatte, sich um einen der größten Marienwallfahrtsorte des Nachbarlandes zu kümmern.

Ordensleute und Bürger beschlossen, den Park mitsamt der beiden Rundwege, die sich heute unter dem dichten Laub der Bäume hindurchschlängeln, zu restaurieren.

Die gesamte Anlage wurde unter Denkmalschutz gestellt. Der Kreuzwegpark wurde wie die drei anderen K’s des Stadtteils Kapel in ‘t Zand – die Kapelle, D’n Aaje Kirkhoaf und die zur Kapelle gehörende Windmühle Kepelse Meule und die Kirche unter Denkmalschutz gestellt.

Und so führte die Wanderung eine kleine Gruppe Leserinnen und Leser der BürgerZeitung Mönchengladbach praktisch durch ein Stück Vergangenheit der Partnerstadt.

Albert Schouten, der Vorsitzende der Stichting Kruiswegpark, erwartete die Besucher aus der Partnerstadt auf dem Parkplatz vor der Kapelle.

Und er verkündete auch eine Neuigkeit, von der selbst viele Roermonder erst erfahren werden, wenn sie aus dem Urlaub zurückkehren: Die Redemptoristen haben das Kloster verkauft, das bald zu einem Ärztehaus umgebaut werden soll. Bis auf den Pfarrer hatten die Patres das Haus schon zu Jahresbeginn verlassen.

„Wir werden als Eigentümer dafür sorgen, dass der Kreuzwegpark erhalten bleibt“, versprach Schouten mehrfach auf seiner Führung durch „die grüne Oase“, wie er und auch die Autorin von DE NATUUR IN! schreibt.

Der pensionierte Lehrer und frühere Dezernent erklärt uns, wie es zur Gründung der Anlage kam. Zur Franzosenzeit war es verboten, öffentliche Wege für kirchliche Veranstaltungen zu nutzen.

Und so wichen die Pilger, von denen viele auch aus Mönchengladbach kamen, zunächst in den Klostergarten aus, dann wurde die Kapelle um einen Prozessionsgang zwischen Kloster und Kirche erweitert. Der führt vom Parkplatz bis zur Straße, an welcher der alte Friedhof liegt.

Da die Redemptoristen schon damals ihre Ruhe liebten, wichen die Pilger zunächst auf D’n Aaje Kirkhoaf aus. Da auch städtische Friedhöfe öffentlicher Raum sind, kam es zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen Pilgern und der Polizei.

Schließlich fiel der Entschluss, das Grundstück hinterm Kloster zu einem Pilgerpark auszubauen. 1920 war es soweit.

„Der Roermonder Künstler Karel Lücker gewann mit seinem Entwurf die Ausschreibung“, erzählt Schouten vor der ersten Nische des Pilgerpfades. In ihr steht ein Gemälde, das den polnischen Schafhirten zeigt, der das Marienbild im Brunnen gefunden hat.

P1070539Die Nischen mit der Geschichte des Wallfahrtsortes sind kleiner als die Stationen des Kreuzweges. Entlang dieser Kapellen mit abwechselnd einem Bogen- oder Spitzdach führt uns Schouten und erzählt von den Restaurierungsarbeiten im vergangenen Jahr (im Bild: Roermonder und Mönchengladbacher vor einer der restaurierten Stationen im Kreuzwepark von Kapel in t‘ Zand).

„Mit kleinen Eiskörnern hat Restaurator Armand Mathijs die alte Farbe von den lebensgroßen Figuren geholt“, erfahren wir von unserem Führer, „die nun wieder weiß sind. Das Licht fällt von oben durch eine Glasscheibe auf die Szenen des Leidenweges. Licht und Schatten erwecken die Figuren zu neuem Leben.“

Immer wieder fällt der Blick zwischen den Bäumen auf eine der Nischen des Pilgerweges. Unterwegs erzählt der Vereinsvorsitzende von dem alten Baum, an den nach einem Sturm nur noch die große Baumscheibe über der Wurzel erinnert.

Bis wir schließlich auf der Lichtung stehen, über die sich der Kalvarienberg erhebt. Für zehntausend Pilger war sie einmal geplant.

„Jeden Sonntag, wenn das Wetter mitspielt, ist hier die Heilige Messe. Und in der Woche vor dem Marienfest zum Abschluss der Wallfahrtssaison am 8. September verlegt eine Arbeitsgruppe nach alter Tradition einen Blütenteppich. Das Thema wechselt jährlich. Als einziger der Bischof betritt den Teppich, wenn er das Allerheiligste durch den Park zum Altar trägt.”

Vor dem Abschied erklärt uns Schouten, dass wir uns auch einen Schlüssel im Café gegenüber dem Eingangstor holen können, wenn wir noch einmal vorbeischauen.

Wir drehen noch eine Runde über den Aaje Kirkhoaf bei der Kapelle im Sand und trinken zum Abschluss einen Kaffee im Café mit dem Schlüssel zum Park mit den acht Nischen und den 13 Kreuzwegstationen.

Und alle sind sich ziemlich sicher, dass sich unsere Wege hier um die Kapelle im Sand gut einmal kreuzen könnten.

Doch zunächst sehen wir uns am 20. August um 14.00 Uhr vor dem VVV in Roermond. Wir, denen es bei den ersten beiden Besuchen der Partnerstadt schon gut gefallen hat, und hoffentlich noch mehr Leserinnen und Leser, welche die Berichterstattung in der BürgerZeitung Mönchengladbach neugierig macht.

Bemerkenswert:

P1070551Über die Friedhofsmauer hinweg reichen sich die Grabsteine einer Mischehe aus der sogenannten Franzosenzeit die Hand. Sie, eine Adelige auf dem katholischen Süden, er der Polizeichef von Roermond aus dem katholischen Norden. Seine Gendarme lieferten sich Schlachten mit den Pilgern, die nicht einsehen mochten, dass Prozessionen auf öffentlichen Wegen verboten waren.

So beschlossen schließlich die Katholiken, den Prozessionspark anzulegen.

P1070548Über den Gräbern des Aaje Kirkhoaf erhebt sich der Turm der Marienwallfahrtskapelle von Kapel in Œt Zand.

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