Der Rat hat gestern der Errichtung einer sechsten Gesamtschule in Mönchengladbach zugestimmt. Chance für alle oder Beginn weiterer Änderungen in der Gladbacher Schullandschaft?
Bekanntlich ist mit der 6. Gesamtschule Stadtmitte die auslaufende Auflösung der Gemeinschaftshauptschule Aachener Straße und der Katholischen Hauptschule Stadtmitte verknüpft.
Und außer den bekannten Argumenten [1] – fast kann man es schon Bekundungen und Glaubensbezeugnisse nennen – kam von den Parteien nichts, was nicht schon mal dagewesen wäre.
Bedauerlich angesichts der Forderung von mehr Plätzen an Regelschulen für behinderte Kinder. [2] Wird hier eine Chance verpaßt?
Unerklärlich, warum zumindest nicht der politische Wille zum gemeinsamen Unterricht mittels eines Prüfauftrages an dieser Stelle erklärt wurde. Angst vor „unnötigen“ Geldausgaben?
Unerklärlich angesichts dieser Klarstellung der Mönchengladbacher FDP [3], dem Schulstart der Verwaltung zu Beginn dieses Schuljahres [4] und den guten Erfahrungen zum gemeinsamen Unterricht in der Hauptschule Kirschhecke [5].
Behinderte Kinder dürfen bei der Schulpolitik nicht als Notnagel für notleidende Schulen mißbraucht werden. Das wäre unanständig.
[6]
Wie geht es nun in Stadtmitte weiter?
Mit dem Beschluss stimmte der Rat den von der Verwaltung vorgeschlagenen schulorganisatorischen Maßnahmen zu, nach denen mit Beginn des Schuljahres 2011/12 eine in der Sekundarstufe I vierzügige Gesamtschule als Ganztagsschule mit zweizügiger gymnasialer Oberstufe errichtet wird.
Die neue Gesamtschule wird an zwei Standorten geführt: Am Standort der Gemeinschaftshauptschule Aachener Straße sollen zunächst die Jahrgangsstufen 5 bis 7 untergebracht werden.
Ab dem Schuljahr 2014/15 werden dann die Klassen ab der Jahrgangsstufe 8 am Standort der Katholischen Hauptschule Stadtmitte ihren Platz finden.
Die Katholische Hauptschule Stadtmitte, die Hauptstandort der sechsten Gesamtschule wird, soll schließlich zum Schuljahr 2014/15 auslaufend aufgelöst werden. Die Aachener Straße 179, (Gemeinschaftshauptschule), wird als Dependance geführt.
Die beiden Schulsprecher der Katholischen Hauptschule Stadtmitte, Angjekilka Tahiraj und Burak Pacali, verfolgen mit anderen Schülern und Lehrern von der Tribüne aus die Debatte. Sie hatten über 3.000 Unterschriften für den Erhalt ihrer Hauptschule gesammelt und OB Norbert Bunde übergeben. Vor dem Tagesordnungspunkt führten wir ein Spontan-Interview mit ihnen:
[audio:10-12-22-schuelersprecher-hauptschule.mp3]Die hohe Nachfrage an Gesamtschulplätzen hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu hohen Anmeldeüberhängen zwischen 450 und 600 Anmeldungen geführt. Mit der Errichtung der neuen Gesamtschule wird dem Elternwillen entsprochen.
Die Entscheidung zur Errichtung einer sechsten Gesamtschule in Stadtmitte wurde nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der geringen Anmeldezahlen an den Hauptschulen und der Empfehlung des Schuldezernenten Dr. Fischer [7] getroffen.
Der Katholischen Hauptschule Stadtmitte lagen beim letzten Anmeldeverfahren lediglich neun Anmeldungen vor. Erst durch Überhänge an den Gesamtschulen und durch Verweisungen kamen 64 Anmeldungen zustande.
Wie werden die Auswirkungen auf die umliegenden weiterführenden Schulen in Neuwerk, Volksgarten und Stadtmitte sein?
Da Schuldezernent Dr. Fischer bekanntlich seine Probleme mit der Darstellung von Schülerströmen hat [8], versprechen die kommenden Anmeldetermine viel Spannung.