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Neuwerk: „Gemeinschaft der Gemeinden“ ohne Pfarrer Jung

parrer-heiko-jung.jpg [1]Pfarrer Jung verkündete es gleich zu Beginn der Messe am Samstag abend, 24.01.2009, in der Neuwerker Pfarrkirche: er sei ab Montag für ein Jahr auf eigenen Wunsch beurlaubt. Gleiches teilte er am Sonntag auch den Gemeinden Ãœdding und Bettrath mit. Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand informierte er erst einen Tag vorher. Fassungslosigkeit, Bestürzung, Tränen unter den Kirchenbesuchern. Was war geschehen?

„Bereits vor längerer Zeit bemerkte ich gesundheitliche Anfälligkeiten und ein Verlust an Kraft, daher begann ich vor einem Jahr mit professioneller Begleitung in einer Supervision meine Arbeit zu reflektieren“, so begann Pfarrer Heiko Jung seine Ausführungen.

 „Ein Pfarrer ist Seelsorger, ein Pfarrer ist aber auch Leiter und Manager. Das sind zwei Aufgaben im Spagat, die mir Kräfte rauben.“

Zu Beginn seiner Supervision versuchte Heiko Jung Lösungen zur Verbesserung der Arbeitssituation zu finden. „Wie arbeite ich besser und teile meine Kräfte besser ein?“ Bei der Suche nach der Antwort bemerkte er, das ihm das nicht reichte.

„Ich bin mit ganzem Herzen Seelsorger, ich feiere gerne mit der Gemeinde Gottesdienst. Aber Leitung und Management sind nicht meine Stärken. Dieser Spagat ist nicht meine Aufgabe, nicht meine Lebensform“. Aus diesen Worten sprach eine ernste Sinnkrise.

„Ich brauche einfach Zeit, meinen weiteren Weg zu finden. Ich möchte nach vorne schauen – mit der Gemeinde.“

Pfarrer Jung betonte, wie sehr ihm Menschen, Gruppen und Grüppchen, besonders das Kloster, in den sechs Jahren seiner Tätigkeit in Neuwerk ans Herz gewachsen sind. Er dankte für das gemeinsame Erleben, die schönen Gespräche und guten Begegnungen.

„Wie geh ich mit mir um, wie geh ich mit den mir anvertrauten Menschen um?“, wer diese Worte hörte, wusste: er hat es ich wahrlich nicht leicht gemacht. Und wir wünschen ihm von ganzen Herzen, er möge seinen Weg, der seiner Berufung entspricht, finden.

Wie geht es nun weiter mit der Gemeinschaft der Gemeinden Neuwerk, Ãœdding und Bettrath?

Am Montag, 26.01.09, wird der Lürriper Pfarrer Karl-Heinz Graf als Pfarradministrator die Verwaltung übernehmen, erste Gespräche mit Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat führen.

Es geht weiter! Wie, wird sich zeigen.

Pfarrer Jung sieht auch weiterhin gute Möglichkeiten des Miteinanders für die drei Gemeinden. Er wünscht ein gemeinsames Gestalten in die Zukunft.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag…“, dieses Schlusslied traf in Anbetracht der Situation die Gefühle der Gemeinde – und die Gefühle eines Pfarrers, der sich „auf den Weg macht und noch nicht genau weiß, wohin dieser Weg führt.“

Heiko Jung meinte zu Beginn der Messe, er könne auch Wut von Gemeindemitgliedern verstehen: Warum gehst Du, warum lässt Du uns allein? Nein, Wut kann in Anbetracht der Worte niemand empfinden, Trauer ja – und Verständnis.

Oder geht es nicht vielen Menschen ähnlich? Veränderungen am Arbeitsplatz, die immer mehr Anforderungen bringen, Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Tuns, Angst vor der Zukunft „Wie soll das nur weitergehen?“.

Pfarrer Heiko Jung gab seiner Gemeinde die Antwort durch sein Vorbild: Mit Optimismus und Zuversicht – oder schlicht gesagt: mit Gottvertrauen.