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Neuwerker „CDU-Fels“ genervt

17-postNorbert Post, Spitzenkandidat der CDU Mönchengladbach im Wahlkreis 50, stand in seinem Heimatstadtteil zwar „auf gutem Grund und Boden“, war jedoch vom schlechten Abschneiden seiner Partei im Land so genervt, dass er es im Rheydter Ratssaal nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnung brüsk ablehnte, dazu unserer Zeitung ein kurzes Interview zu geben.

Die Erststimmen, mit der bekanntlich der Kandidat gewählt wird, gingen in allen drei Neuwerker Wahlbezirken an Norbert Post, der mit 40,22 % erneut in den Düsseldorfer Landtag einzieht.

Die Ergebnisse für Norbert Post in seinem Stadtteil:

Dass die Person Norbert Post zog, sieht man an den deutlichen Verlusten der CDU in den Zweitstimmen, mit der bekanntlich die Partei gewählt wird: Die CDU sackte auch in Neuwerk ab, holte insgesamt im Wahlkreis 50 nur noch 31 %. Die Person des Spitzenkandidaten konnte bei den Zweitstimmen nicht umgemünzt werden.

12-05-13-wahlergebnisse-2012-wahlkreis-50 [1]Für die SPD-Kandidatin Angela Tillmann entschieden sich im Wahlkreis 50 direkt gute 34 % der Wähler, bei den Zweitstimmen gingen die SPD-Ergebnisse minimal  zurück. Seltsam, denn die SPD konnte im Wahlkreis 50 von den heftigen Stimmverlusten der CDU bei den Zweitstimmen somit nichts wesentliches „abgreifen“.

Wären die Zweitstimmen maßgeblich für den Einzug in den Landtag, dann hätte Angela Tillmann die Nase vorn gehabt. Doch, wie gesagt, viele Wähler unterschieden offenbar ganz genau – wie in vielen anderen Wahlkreisen im Lande – in der Person des Kandidaten und in der Stimme für die Partei.

Von den Verlusten in den Zweitstimmen profitierte in erster Linie auch in Neuwerk die FDP, lag damit landesweit im Trend. Lagen in den drei Neuwerker Wahlkreisen die Erststimmen für die FDP noch unter 5 %, so verzeichnete sie satte Stimmenzuwächse bei den Zweitstimmen. Die Unterschiede zwischen Erst- und Zweitstimmen sind beachtlich:

Offenbar waren viele CDU-Wähler mit dem landesweiten Auftritt „ihrer“ Partei unzufrieden. Der CDU-Kandidat für das Amt des Ministerposten, Bundesumweltminister Norbert Röttgen, kam bei vielen CDU-Wählern nicht gut an.

Das lag mit Sicherheit nicht nur an der unterschiedlichen Ausstrahlung der beiden Kandidaten: Alte und neue Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kommt menschlich an, doch auch eine eher sachlich-kühle Positionierung a la Röttgen muss kein Makel beim Wähler sein.

Allein schon Röttgen’s Wahlkampfauftakt, die fehlenden klaren Worte zu seinem Verbleib in NRW ohne wenn und aber, verhießen nichts gutes. Schnitzer und Patzer häuften sich, während Hannelore Kraft fehler- und makellos den Wahlkampf absolvierte.

Hinzu kam noch eine deutliche Diskrepanz seiner NRW-Wahlkampfaussagen zur Bundespolitik. Schuldenmacherei in NRW anprangern, während auch er im Bund mitverantwortlich ist für die weitere Anhäufung von Schulden, passt schlichtweg nicht zusammen.

Solche Schwächen konnte auch der Neuwerker Norbert Post nicht ausmerzen. Die Schwächen des CDU-Landes-Spitzenkandidaten Norbert Röttgen trugen mit Sicherheit auch zum rettenden Sprung der FDP über die 5%-Hürde bei.

Gleichzeitig machte die FDP klare Avancen an vermeintlich-vernachlässigte CDU-Wähler. [2] Das Gymnasium als letzte bürgerliche Bastion in einer nach Gleichmacherei riechenden Schullandschaft kam ebenso an, wie die Abgrenzung Lindners gegenüber dem FDP-Bundesvorsitzenden Rösler.

Lindners Zerwürfnis mit Rösler, sein Abgang aus dem Vorstand der Bundespartei bevor überhaupt irgend jemand an Neuwahlen in NRW dachte, wurde für die NRW-FDP und für den FDP-Mann Lindner so zum unverhofften Glücksfall.

SPD und Grüne können auch in Neuwerk zufrieden mit ihrem Ergebnis sein. Beide gewannen bei den Zweitstimmen leicht hinzu.

Die Piraten enterten sowohl bei Erst- als auch bei Zweitstimmen souverän mehr als 5 Prozent der Neuwerker Wähler. Seltsamerweise verzeichneten sie jedoch ausgerechnet bei den für kleinere Parteien so wichtigen Zweitstimmen in der Üdding/Nierssiedlung und in Bettrath einen leichten Rückgang.

Protestwähler hatten auf der Wahlliste für die Zweitstimmen wesentlich mehr Auswahl an Parteien, was die leichten Stimmenverluste bei den Zweitstimmen erklären könnte.

Für Protestwähler gab es auf der Liste der Erststimmen schlichtweg weniger Auswahlmöglichkeiten. Dieser Effekt kam allerdings im Wahlkreis Neuwerk nicht zum Tragen, hier bauten die Piraten aus.

Was das heißt? Vielleicht gibt es in Üdding und Bettrath eine kleine bürgerliche Protestkultur, vielleicht mehr Wähler, die leichter extreme politische Positionen einnehmen. Vielleicht…?

Die Wahlbeteiligung zeigte auch in Neuwerk keine großen Ausreißer im Vergleich zum landesweiten Ergebnis von rund 59 % Beteiligung. In der Üdding/Nierssiedlung gingen 55,33 %, in Neuwerk 59,84 % und in Bettrath 60,62 % an die Wahlurne.