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Hauptschule Kirschhecke will „Inklusive Gesamtschule“ werden – Interview mit Schulleiter Jack Onkelbach [mit O-Ton und als PDF]

Seit mehr als 10 Jahren ist die Haupt­schule Kirschhecke erfolgreiche Vorreiterin in Mönchengladbach für gemeinschaftliche „Beschulung“ von Kindern ohne und mit Behinderungen. Auf Grund dieser Erfahrungen beantragte die Schulkonferenz, das höchste Gremium der Hauptschule Kirschhecke, am 11.07.2013 die Umwandlung in eine „Inklusive Gesamtschule“.

Bis zum Tag des Interviews gab es von Seiten der Verwaltung keinerlei Reaktionen. Nicht einmal eine Eingangsbestätigung hatte die Schule erhalten.

Stattdessen setzt Schuldezernent Dr. Gert Fischer (CDU) weiterhin auf die Hauptschulen und interpretierte in diesem Zusammenhang den Antrag der Hauptschule Kirschhecke als Antrag auf „Einrichtung einer Sekundarschule“, indem er erklärt: „Wer die Sekundarschule will, muss auch intakte Realschulen töten.“

Weder im Antrag der Schulkonferenz, noch im BZMG-Interview, noch im Zeitungsartikel vom 29.08.2013 ist von einer „Sekundarschule“ die Rede.

Im Interview erläutert Jack Onkelbach das Konzept, das dem „schleichenden Hauptschulsterben“ Rechnung trage und beschreibt die bisherige Arbeit der Hauptschule Kirschhecke, wobei in Klassen mit 21 Schülern fünf bis sechs Kinder mit unterschiedlichem Förderbedarf „beschult“ werden.

Dies schaffe man durch eine Kooperation mit der Förderschule Wiedemannstraße.

Obkelbach kritisiert, dass weder in Verwaltung noch in der Politik der Versuch unternommen worden sei, eine „vernünftige, gesamtstädtische Lösung für eine zukunftsträchtige Ausgestaltung der Schullandschaft in dieser Stadt herbei zu führen“.

[audio:13-08-30-onkelbach-interview-01-beginn.mp3][ca. 5 Min]

Die Schulkonferenz plädiert dafür, die Schulentwicklung und Schulprogrammentwicklung durch externe Berater begleiten und „moderieren“ zu lassen, wie dies schon erfolgreich in Willich praktiziert worden sei.

Zur Frage der Zukunft der Förderschule beschreibt Onkelbach die Zusammenarbeit mit der Förderschule Wiedemannstraße. „Als Jack Onkelbach“ wünscht er sich, dass Förderschulen irgendwann überflüssig werden.

Es werde aber einen lang anhaltenden Übergangsprozess geben.

Wichtig seien Einrichtungen, die mehr Durchlaufcharakter hätten, in denen Kinder und Jugendliche gefördert werden, um dann schellstmöglich wieder in das Regelschulsystem zurückgeführt zu werden.

Außerdem schlägt die Schulkonferenz Kirschhecke ein Zentrum für unterstützende Pädagogik vor, dessen Aufgabe Onkelbach beschreibt.

[audio:13-08-30-onkelbach-interview-02-schulentwicklungsplanung-beratung.mp3][ca. 5 Min]

Für die Umsetzung von Inklusion müsse viel Geld aufgewandt werden, befürchten vielfach Verwaltung und Politik.

Dazu erklärt Onkelbach, dass inklusive Förderung nicht zum „Nulltarif“ zu haben sein, zeigt aber Situationen und Möglichkeiten auf, wodurch die Befürchtungen relativiert werden.

Einen Anstieg der Kosten für die sozialpädagogische Förderung sieht Onkelbach nicht und erklärt, die Zahl der Kinder mit Handicaps steige nicht dadurch, dass auf einmal inkusive Förderung (im Regelschulsystem) etabliert würde.

[audio: 13-08-30-onkelbach-interview-03-inklusionskosten.mp3][ca. 2 in]

Verwundert, enttäuscht und vielleicht sogar verärgert hatte Onkelbach registriert, dass es zum Zeitpunkt des Interviews noch keinerlei Reaktion seitens der Adressaten des Antrages der Schulkonferenz gegeben hatte.

[audio: 13-08-30-onkelbach-interview-04-reaktion-antrag.mp3][ca. 2 Min]

Onkelbach erläutert die Vorstellungen der Schulkonferenz zu „Zentren“, durch die betroffene Kinder und Eltern sozusagen „fallbezogen“ umfassend beraten und unterstützt werden sollen.

Dies setze eine intensivere Zusammenarbeit aller mit dem Thema „Jugend“ befassten Stellen voraus. Zur Ausgestaltung dieser Thematik setzt Onkelbach auf die vorgeschlagene Projektarbeit.

Onkelbachs Credo zu dieser Zusammenarbeit: „Raus aus den Rathäusern, hin zu den Betroffenen“.

[audio: 13-08-30-onkelbach-interview-05-beratungszentren.mp3][ca. 3 Min]

Zur Finanzierung des Projektes scheint es „Fördertöpfe“ auf Landes- und EU-Ebene zu geben. Diese „Töpfe“ ausfindig zu machen, könnten die Schulen nicht alleine leisten.

Onkelbach bemängelt, dass es innerhalb des Schuldezernates keine „professionelle“ Anlaufstelle gebe.

[audio:13-08-30-onkelbach-interview-06-finanzmittel-projekt.mp3][ca. 1 Min]

Abschließend beschrieb Onkelbach ein weites Spektrum von Möglichkeiten, wie die Hauptschule Kirschhecke zu einer „Inklusiven Gesamtschule“ entwickelt werden könnte.

Dabei werden Fragen eine Rolle spielen, wie, ob es ein Angebot bis zur 13. Klasse am Standort Kischhecke geben könnte, in welcher Form es Kooperationen mit anderen Regelschulen in der Nähe geben könnte, welche Räumlichkeiten zur Verfügung stehen und in welcher Intensität mit Bereichen der Berufsbildung kooperiert werden könne.

Dazu gebe es noch keine konkreten Lösungsansätze; diese sollten im Rahmen des Projektes erarbeitet werden.

[audio: 13-08-30-onkelbach-interview-07-entwicklung-gesamtschule-kirschhecke.mp3][ca. 5 Min]

Im Ergebnis ist festzustellen, dass es Jack Onkelbach nicht darum geht, seine Position als Schulleiter „zu sichern“. Onkelbach wird in nicht allzuferner Zukunft in den Ruhestand treten.

Seine Motivation, sich gleichermaßen für die Kinder und Jugendlichen ohne und mit Behinderungen einzusetzen, rührt offensichtlich von der Tatsache her, dass er nach seinem Pädagogikstudium ein weiteres als Sozialpädagoge absolviert hat.

[1]Hier das Interview mit Jack Onkelbach zum Download [1]