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Keine Spur von Resignation beim Arbeitslosenzentrum • Mitglieder des Fördervereins nahmen Geschäftsbericht entgegen und erteilten Vorstand Entlastung

[1]Ungeachtet der ungewissen Zukunft des Arbeitslosenzentrums (ALZ) wollen Mitglieder wie Verantwortliche der Stadtmitte-Einrichtung ihre Arbeit fortsetzen: „Intensiv wie engagiert“.

Das wurde in der jüngsten Mitgliederversammlung des Trägervereins ausgesprochen deutlich.

Vereinssprecher Karl Boland sagte, die andauernde Hängepartie um die Raumfrage sei unverantwortlich und zynisch gegenüber den vielen Menschen, „denen wir Hilfen und Tipps für ein besseres Leben“ geben.

Die Besucherzahlen 2015 sind weiter gestiegen bzw. konstant geblieben, die Finanzlage des Stadtmitte-Zentrums bleibt „angespannt“, und künftig sollen den Besuchern fair gehandelter Kaffee, Zucker, Milch und – für den werktäglichen Mittagstisch – Gewürze angeboten werden.

Zudem wird die Reihe „Willkommen im Quartier“ mit Vorträgen, Gesprächsrunden usw. intensiviert.

Die teilnehmenden Mitglieder gedachten des im November gestorben verstorbenen „Eddi“ Erlemann.

„Eddi“ war seit Jahrzehnten ALZ-Mitglied; berühmt wurden seine Menschen-Geschichten, die er in der Weihnachtsfeier des ALZ vortrug.

„Eddi war das soziale Gewissen der Stadt, er fehlt uns sehr“, sagte Boland.

Zu den Regularien:

Der nach eingehender Kassenprüfung von den Anwesenden gebilligte Kassen- und Ergebnisbericht für 2015 schließt mit einem überschaubaren Minus ab.

Auch für 2016 muss mit einem ähnlichen Defizit gerechnet werden.

Boland betonte, dass der Verein „sehr sparsam wirtschaftet“. Das führe aber nicht zu Einschränkungen bei den Beratungen oder beim preiswerten Mittagstisch.

Ob persönlich nach Terminabsprache, telefonisch oder per Mail – 3.146 Frauen und
Männer ließen sich beraten.

Ob Fragen zum Unterhalt, zu Hartz IV, zum Familienrecht, zu Job-Angeboten, zu Bewerbungshilfen oder bei Alltagsproblemen: 2.040 Personen kamen zur Sozialberatung.

Sie wird von der Stadt finanziert.

1.106 Menschen nutzten die versierte Erwerbslosenberatung.

Unverzichtbar geworden nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für Alleinerziehende mit ihren Kindern ist der Mittagstisch.

Täglich werden 51 in der Einrichtung zubereitete Essen (von Suppe bis Nachtisch) serviert – Tendenz steigend. Knapp 11.000 waren es 2015 insgesamt.

Der Mittagstisch – und das mag ironisch klingen – entwickelte sich zur „Erfolgsgeschichte“, weil ärmere Menschen nicht nur satt werden, sondern auch die Möglichkeit der Begegnung und des Austauschs haben.

Boland betonte daher, dass der Verein an dem seit Jahrzehnten bewährten Konzept aus Beratung, Mittagstisch und Begegnung festhalte werde. Bewährt auch deshalb, weil es von immer mehr Betroffenen genutzt werde.

Die Zahl der Menschen, die von Hartz IV leben müssen, ist in Gladbach weiter gestiegen:

2015 waren es nach Angaben des Gladbacher Jobcenters 38.119 – 575 mehr als 2014.

11.100 Kinder unter 15 Jahren leben in Gladbach in relativer Armut.

Immer schwieriger werde die Situation für Langzeitarbeitslose – in unserer Stadt mehr als 18.000 Männer und Frauen.

Der Leiter des ALZ, Karl Sasserath, berichtete von Fällen, in denen SGB-II-Bezieher mit 45 Jahren keine Stelle mehr bekämen.

Und das seien nicht nur Personen mit geringer beruflicher Qualifizierung.

Erfreulich ist seiner Ansicht nach die Ansiedlung von Zalando im Regiopark. Dort fanden mehr als 900 Erwerbslose – die meisten ohne Berufsausbildung – einen Job.

Mit rund 10,50 Euro/Stunde wird dort mehr als der Mindestlohn gezahlt.

Die fairen Produkte wie Kaffee von Erzeugern, die von den verkauften Rohbohnen auch einigermaßen leben können, wird man im Eine-Welt-Laden am Abteiberg 2 kaufen.

Die obligate Weihnachtsfeier findet im Dezember zum letzten Mal im Forum des Maria Hilf an der Sandradstraße statt.

Bekanntlich gibt der Krankenhaus-Betreiber den dortigen Klinik-Standort auf.

Für die Feier 2017 sucht das ALZ neue Räume.

Mit der Neubelebung des Fördervereins soll die instabile Finanzlage auf stabile Füße gestellt werden.

Hierzu werden mitmachende Aktive gesucht.

„Mitglied muss man dafür nicht werden. Schön wäre es aber schon, denn das ALZ ist so stark wie seine Mitglieder(-Zahl)“, schloss Karl Boland.

Mehr Infos, auch zum Förderverein unter Telefon 02161-20195.

Und auf der informativen Homepage:

http://www.arbeitslosenzentrum-mg.de/homeaktuelles.html [2]