Warum in die Ferne schweifen… Sinfoniekonzert mit Hardy Rittner

Red. Theater [ - Uhr]

Nach einem für mich nicht zufriedenstellenden Strauss-Abend in der KFH und im Kunst-Werk in Wickrath zu einem Konzert gepilgert, das mich höchstlich erfreute.

Ein wunderbar poetisch spielender Pianist, Hardy Rittner, an Siegen in Wettbewerben reich, an Können groß. Die große Attitüde der Klavierlöwen fehlt ihm ganz. Schlicht spielt er, empfindsam und der Musik lauschend, Schumanns a-moll  Klavierkonzert.

Technisch hoch über den gewiß nicht geringen Anforderungen dieses so leicht klingenden Werkes stehend, musizierte er mit blühendem Ton, wunderbarem Anschlag,  vom ersten Takt an in Einheit mit unserem wunderbar spielenden Orchester, das Graham Jackson einfühlsam und  sensibel  leitete.

Hier sind die wunderbar aufspielenden Holzbläser, im zweiten Satz die sonor und weich spielenden Celli besonders hervorzuheben.

Große Vergleiche drängen sich hier auf. Hans Richter Haaser spielte das Werk in den 50er Jahren in Rheydt mit dem Duisburger Orchester unter Franz Konwitschny, der junge , noch unverdorbene Justus Frantz mit Leonhard Bernstein in Wien und mit Bernhard Klee in Düsseldorf. Großartige Erinnerungen.

Ich meine, daß Hardy Rittners Interpretation hier gleichberechtigt daneben steht,

In Zukunft wird ein Engagement dieses Künstlers wohl nicht mehr möglich sein, die Gagen werden die Städte nicht bezahlen können.

Als Dankeschön für den reichen Beifall spielte er eine Etüde von Skriabin. Hier konnte er auch seine Lust am Tastendonner zeigen. Bravo.

Bereits vom ersten Takt von Weberns Passacaglia op.1 war man sicher, einen großen Abend zu erleben.

In vielen Farben schimmerte der Orchesterklang, etwas, das ich in der Alpensinfonie so vermisst hatte. Dynamische Feinarbeit, Tempi, die für mich absolut richtig waren, totales Mitgehen des Orchesters. Welch eine aufregende Musik des Schönberg-Schülers. Das ist neue Musik, keine moderne. Liebt GMD Jackson diese Musik?  So klingt es jedenfalls.

Der Höhepunkt des Abends war dann trotz des hinreißend gespielten Schumanns die Vierte (Sinfonie) von Ludwig van Beethoven. Warum werden eigentlich die Sinfonien mit den geraden Ziffern so selten gespielt?

Schon die ersten Pizzicati kamen auf den Punkt genau. Der erste , etwas düstere Satz, der aber den Titanen Beethoven deutlich zeigt, wurde präzis und klangschön musiziert.  Hier konnte dann auch das Blech zeigen was es kann, und das ist nicht wenig.

Der zweite Satz bestach durch die singenden 1. Violinen gleich nach dem Marcato der 2. Geigen. Auch hier wieder zauberhaftes Miteinandermusizieren aller Gruppen des Orchesters. Dynamik aufs Feinste.

Das Aufbäumen geriet nicht zu Krach, sondern zu einem dynamischen Höhepunkt. Dann , nach Steigerungen immer wieder Piano und Pianissimo. Gekonnt.

Auch bei m sehr stark durch Rhythmus geprägten dritten Satz und beim vor Virtuosität  überschäumenden vierten Satz war nichts von den Schwierigkeiten des Werkes zu spüren. Die 1. Violinen erhielten berechtigten Sonderapplaus.

Ein großer, sehr großer Abend, der, wenn anwesend, unseren Politikern gewiß gezeigt hätte, welch ein großartiges Orchester wir haben, das unter Jacksons  animierender, alle Feinheiten, durch dessen  hier wunderbar vorbereitete Übergänge, Tempi  rubati, brachte, dazu noch wunderbar klangschön spielte. Den  Orchestern unserer grossen Nachbarstädte durchaus ebenbürtig!

Das Publikum dankte mit lang anhaltendem Beifall. Leider gab es keine Zugabe.

Eine Coriolan-Ouvertüre wäre doch schön gewesen.

Herbert Rommerskirchen

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