Wettbewerb Marktplatz Rheydt: Büro Marcel Adams aus Potsdam (3. Preis) sieht „Zeitgemäße Veredelung“ als Grundidee

Hauptredaktion [ - Uhr]

bzmg-03-galerie-1002_visu_1Dazu das Büro Adams: „… Umrahmt von gestaltprägenden, historischen Gebäuden einerseits und den Wohn- und Geschäftsbauten der 50er und 70er Jahre andererseits bildet der Platz einen Ort der Gleichzeitigkeit von historischer Kontinuität und Erneuerung.

bzmg-03-galerie-1002_lage_200_oLaufen und Verweilen sind die entgegen gesetzten, aber prägenden Tätigkeiten auf dem Marktplatz, Eile und Kontemplation/Muße die korrespondierenden Gemütszustände. Fußgängerströme queren den Platz und suchen sich den Weg zu den Geschäften oder umliegenden Wohnquartieren. Diese Bewegungsräume frei zu belassen und die Orientierung zu verbessern, war ein Ziel des Entwurfs. …

Ein ruhiger Stadtboden durchzogen mit einem regelmäßigen rechteckigen Raster aus nur einem Pflastermaterial schafft die notwendige Klarheit und Orientierung. Dynamik und Spannung entstehen durch helle Platten die in das Grundmuster eingewebt sind, auf die Bewegungsströme Bezug nehmen und sich zur Mitte hin vervielfachen.

Die ruhigen Ränder des Platzes – die als Geschäftsvorzone sowie dem Flanieren dienen -harmonieren mit dem ruhigen dunkleren Platzbelag. Zur Platzmitte hin nehmen die hellen Flächen zu, verdichten sich mehr und mehr und scheinen gleichsam spielerisch die Platzmitte zu formen, die abwechselnd zum Marktplatz, Festplatz oder urbanen Mitte wird.

Es entsteht eine moderne Platzoberfläche, die den Platz zu einer großen Fläche zusammenführt. Verwendet werden großformatige Natursteinplatten aus Dolomit, die einen hohen Benutzungskomfort schaffen und gleichzeitig multifunktional belastbar sind.

Raumstruktur

Die im Stadtbild ablesbare signifikante Nord-Süd-Orientierung der Stadt mit der Platzabfolge Bahnhof, Marienplatz, Marktplatz, Wohnquartier wird auf dem Platz verstärkt und präzisiert. Entstehen wird ein Platz mit drei Atmosphären: das mächtige, Schatten spendende Platanendach am ehemaligen königlichen Bezirkskommando, die Platzmitte als großzügige Freifläche, die einen Rahmen für wechselnde Ereignisse und Szenarien bietet sowie das Kirchplateau entlang der östlichen Platzhälfte mit seinem ruhigen, kontemplativen Charakter.

Die Hauptstraße wird in den Platzbelag integriert und in ihrem Querschnitt deutlich reduziert. Lediglich Rinnen und die eine um 3 Zentimeter abgesenkte Fahrbahnfläche kennzeichnen die Straße visuell und haptisch (Blinde).

Neu geschaffene Aufenthaltsqualitäten, Flanier- und Verweilzonen entlang der nördlichen und westlichen Platzkante lassen ein lebendiges Nebeneinander von Wohnen und Einkaufen/Arbeiten entstehen.

Bauliche Fassung

(Anm. der Red.: Der als Baukörper bezeichnete Verbindungsbau steht aktuell nicht im Fokus weiterer Planungen; er soll ggf. später hinzukommen)

Durch die Errichtung eines viergeschossigen Baukörpers entsteht ein für den städtebaulichen Kontext wichtiger Raumschluss. Das Stadthaus als neuer Baustein der Innenstadt bildet den räumlichen Endpunkt der Marktstrasse. Die alten Platanen rahmend formt es gemeinsam mit dem Gebäude des ehem. Bezirkskommandos ein neues Entree zur Limitenstrasse.

Als Antwort auf die heterogene Stadtstruktur kann der Neubau mehrschichtig interpretiert werden: Er trennt und verbindet Rathaus und Kirche. Gleichzeitig wirkt er als raumbildender Solitär und Bestandteil des kontinuierlichen Stadtgewebes. Seine Traufhöhe in Anpassung an Rathaus und Kirche erlaubt eine viergeschossige Nutzung: das Gebäude ist als modern interpretiertes Stadthaus gedacht. …

Variante Lindenhain

Sollte eine Neubebauung zunächst oder langfristig nicht möglich sein sehen wir an Stelle des Baukörpers einen raumbildenden Lindenplatz vor, der sich auf dem nach Süden verlängerten Kirchplateau erstreckt.

Mit seinem Volumen bildet der Baumplatz eine kraftvolle vegetative Raumkante, die die freie Mitte optisch fasst. Der Charakter des Kirchplateaus als wohltuender, ruhiger Ort im Stadtgeschehen wird aufgegriffen und ein ein angenehmer Aufenthalt unter dem lichten Blätterdach geschaffen.

Die pulsierende Mitte

Der Entwurf sieht für den Marktplatz eine klare räumliche Struktur vor. Die freigehaltene Mitte erhält an seinen Längsseiten eine dichte räumliche Fassung, die den Blick auf die Kirche lenkt. Das Kirchplateau wird an seiner zur Platzmitte orientierten Kante zur großzügigen Sitzskulptur, aus der sich Sitzstufen Treppen oder Rampen formen.

Die Sitzkante unterteilt den Platz in die belebte ‚freie Mitte‘ und in den ruhigen leicht erhöhten kontemplativen Kirchplatz und erzeugt eine angenehme Atmosphäre der Entspannung. Die östliche Plateaukante wird durch eine Mauer definiert, die vor allem optisch die stark befahrene Limitenstraße zurücktreten lässt.

Ein lichtes Baumdach aus Platanen rahmt den Platz an seiner Westseite. Das Baumdach wirkt als verbindendes Element, das die Platzproportion verbessert, die räumlich und optisch wahrnehmbare Hauptrichtung des Platzes verstärkt und die Aufenthaltsqualität deutlich aufwertet.

bzmg-1002_visu_3Zahlreiche Außensitzplätze von Cafes und Restaurants laden die Passanten ein, unter dem schützenden und Schatten spendenden Blätterdach das bunte Treiben auf dem Marktplatz zu betrachten.

bzmg-1002_visu_2Im Sommer und an den marktfreien Tagen begleiten in den Stadtboden eingelassene Wasserdüsen den Passanten und laden zum vielfältigen Gebrauch ein. Interaktiv und variabel bespielbar (Nebel, Farbe, Licht) geben die Wasserspiele dem Platz ein immer neues Erscheinungsbild.

Die Bespielung der Wasserdüsen folgt dem Prinzip der Verdichtung und Auflösung und verleiht dem Platz mal ein fröhlich, heiteres Gesicht (Wasserfontänen) mal mystisches, nebeliges Aussehen.

Einbauten/Stadtmobiliar

Die beiden westlichen Treppenabgänge, Aufzug und Trafohäuschen werden behutsam in die Platanenreihe eingebunden. Schlicht und teilweise transparent in ihrem Erscheinungsbild ordnen Sie sich dem Platzraum unter. Die beiden östlichen Treppenabgänge werden in die Sitzkante integriert und geben den Raum für die unbebaute Mitte frei. …

Flanieren bis spät in die Nacht

Das Lichtkonzept nimmt die Grundstruktur des Platzes mit dem nach außen geschlossenen und dem nach innen offenen Raumeindruck auf. Um die Nutzungszonen und deren straßenräumliche Wertigkeiten zu akzentuieren, wird eine Leuchtdichtehierarchie vorgeschlagen.

Die offene Mitte erhält durch hohe Lichtstelen eine gleichmäßige Ausleuchtung. Ein in die Sitzkante eingelassenes Lichtband verwandelt das Podest nachts in eine lange Lichtskulptur. Bodenstrahler illuminieren die Bäume von unten aus, so dass das Baumdach auch nachts und in den Abendstunden räumlicherlebbar wird.

Lichtlinien geben dem Stadtboden auch nachts eine Struktur. Der angenehm ausgeleuchtete Platz präsentiert sich nachts sicher und einladend. …“

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