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Grüne: Stadttheater Rheydt – „Den Gipfel erklommen, ohne zu wissen warum!“

„Die im Kultur- und Bauausschuss der Stadt Mönchengladbach getroffene Entscheidung, das Gebäude des Stadttheaters bzw. der Stadthalle an der Odenkirchener Strasse zu sanieren, kommt mir so vor als würde unter größten Anstrengungen ein Gipfel erklommen, ohne jedoch sich im Geringsten darüber im Klaren zu sein, mit welchem Ziel“, so der kulturpolitische Sprecher Hans Schürings von Bündnis 90/Die Grünen.

Und weiter: „Wer in der gegenwärtigen Haushaltslage noch immer so leichtfertig wie früher mit 6,5 Mio. € städtischer Mittel umgeht, übernimmt die volle Verantwortung für den 1,1 Milliarden Schuldenberg der Stadt.“

Am Anfang des Jahres 2007 wurden von der Bauverwaltung verschiedene Konzepte zur Brandschutzsanierung und Ertüchtigung der technischen Anlagen des Hauses Stadttheater Mönchengladbach mit Stadthalle an der Odenkirchener Strasse vorgelegt. Seitdem verstrich nicht nur viel Zeit, sondern auch eine große Chance darauf, das Gebäude für die nächsten 20-30 Jahre für die kulturellen Bedürfnisse und Ansprüche der sich wandelnden Gesellschaft hier in Mönchengladbach fit zu machen.

Mit den bisher vorliegenden Sanierungskonzepten ist eine Antwort auf diese Frage nicht gegeben. „Dies bedingt lediglich die weitere Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft für­Ã‚ Theater, Stadthalle, Studio-Bühne und Gastronomie“, erläutert Ratsherr Winfried Schulz, Mitglied im Bau- und Planungsausschuss.

Weder stellt die Verwaltung im Vorfeld der Sanierung einen Bezug zu den aufwendigen, teuren und aufschlussreichen Untersuchungen zum Projekt Mönchengladbach 2030 her noch zu dem nahezu abgeschlossenen Innenstadtkonzept Rheydt. Dabei investiert die Stadt Mönchengladbach den größten Teil des Kulturetats, ca. 12 Mio. € (70-80%) Jahr für Jahr in den Theaterbetrieb, der in diesem Gebäude stattfindet.

Bündnis 90/Die Grünen haben sich nach dem Vorschlag von Rödl & Partner, das Theater schlichtweg zu schließen, massiv als Erste nachhaltig für den dauerhaften Erhalt des Theaters eingesetzt und somit auch für den Erhalt des Spielstandortes MG-Rheydt. Dies schließt grundsätzlich eine Zustimmung für die erforderliche Ertüchtigung des Gebäudes selbstverständlich mit ein. Dies kann aber nicht als Freibrief verstanden werden, unkritisch den Gebäudebestand einfach nur zu konservieren.

Nunmehr werden zusätzlich zu den schon verbauten rund 1 Mio. € Sofortmaßnahmen noch mehr als 6,5 Mio. € investiert, ohne dass zuvor eine zukunftsorientierte kulturpolitische Konzeption entwickelt oder im Kulturausschuss diskutiert wurde – trotz nachhaltiger Fragen durch Bündnis 90/Die Grünen. Sich um die inhaltliche Auseinandersetzung zu drücken, ist unverantwortlich, da zusätzlich zu dem 12 Mio. € Theateretat jährlich eine Millionensumme für die spielfertige Bereitstellung des Gebäudes aufgewendet werden muss.

Und dies obschon bekannt ist, dass das Gebäude erhebliche baulich-konzeptionelle Mängel aufweist. So gibt es ständig Nutzungskonflikte zwischen Stadthallen- und Theaternutzung. Wegen Schallschutzproblemen müssen über 100 Anfragen für die Stadthallennutzung abgelehnt werden. Dieser grundsätzliche Missstand, davon konnte sich die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei einer Objektbegehung überzeugen, wird durch die unüberlegte Investition nun auch noch für die nächsten 20-30 Jahre festgeschrieben. Vorschnell wird eine aktuell pragmatische Lösung zementiert, die keinen längerfristigen Zukunftswert besitzt.

Sinnvoll wäre eine kulturelle Konzeption, die folgende Aspekte berücksichtigt:

„In erster Linie muss ein vielfältiges und zeitgemäßes Kulturangebot auf Dauer in einem entsprechenden Gebäude gesichert werden, und nicht eine dauerhafte Kostenbelastung durch ein Kulturgebäude ohne Kulturkonzept“, so Hans Schürings.

Nach Auffassung der Grünen muss der technischen Sanierung ein umfassendes und tragfähiges kulturpolitisches Gesamtkonzept vorgeschaltet werden, damit die Stadt Mönchengladbach auch in Zukunft im Allgemeinen kulturell und im Besonderen theatermäßig für die Zukunft gewappnet ist. Dem Sanierungskonzept wird keine unabhängige fachliche Untersuchung vorangestellt, die Antworten auf die Frage gibt, welchen kulturellen Bedürfnissen das Haus an der Odenkirchener Strasse in den nächsten 30 Jahren gerecht werden muss.

„Unter diesem perspektivischen Defizit erfolgt lediglich die kostenintensive Sanierung des Gebäudes an der Odenkirchener Strasse auf der Grundlage einer musealen Festschreibung des gegenwärtigen Zustandes“, so der Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen Karl Sasserath, und weiter: „Ein Sanierungskonzept auf der Grundlage einer Weiterentwicklung oder Bereicherung des kulturellen oder städtischen Lebens ist nicht zu erkennen. Unter dem Fehlen dieser Voraussetzungen ist die vorgeschlagene Sanierung abzulehnen.“