SPD Mönchengladbach will „Tante Ju“ nicht auf dem Rheydter Marktplatz

Bernhard Wilms [ - Uhr]

c-hillekamp-und-weber-architektenFür die SPD in Mönchengladbach kommt eine Bebauung des Marktplatzes zwischen Kirche und Rathaus nicht infrage. Damit nimmt sie auch Bezug auf aktuelle Überlegungen Stellung, dort eine Halle für die Ausstellung der JU 52 zu errichten.

Die Offenheit des Platzes sowie die Sicht auf das und die Wirkung von dem bedeutenden historischen Ensemble aus Hauptkirche und Rathaus sollen nicht beeinträchtigt werden.

Bevor hier anderweitige politische Entscheidungen getroffen werden, erwartet die SPD einen Dialog mit und eine Beteiligung von Anliegern, Betroffenen und Bevölkerung.

Dies teilte die Vorsitzende des Ortsvereins Rheydt-Mitte, Barbara Gersmann, in einer Pressemitteilung vom 01.10.2010 mit.

Die SPD Rheydt-Mitte werde daher in den kommenden Wochen mit Geschäftsleuten, Marktbeschickern, Schaustellern, evangelischer Kirche und anderen Interessengruppen das Gespräch suchen, bevor sie auf einer öffentlichen Veranstaltung die Meinungen der Rheydter Bürgerinnen und Bürger zur weiteren Entwicklung der Rheydter Innenstadt hören will.

Unabhängig davon, ob es sinnvoll ist, die „Tante Ju“ in einem Glaskasten auf dem Rheydter Marktplatz ihren „letzten Landeplatz“ zu gewähren, oder nicht, sollte die SPD zunächst einmal mit der größten Rheydter „Interessengruppe“, nämlich der Bevölkerung in einen Dialog treten, bevor sie mit denen spricht, die (mit Ausnahme der evangelischen Kirche) rein kommerzielle Interessen im Fokus haben.

Denn die wenigsten Schausteller und Marktbeschicker kommen aus Mönchengladbach (oder gar aus Rheydt) und dem Vernehmen nach soll sich das Rheydter Citymanagement schon für den Glaskasten ausgesprochen haben.

Welche „anderen Interessengruppen“ Frau Gersmann meint, geht aus Ihrer Verlautbarung nicht hervor. Wahrscheinlich zählen dazu u.a. die Hochschule Niederrhein, die Dehoga Niederrhein, die IHK Mittlerer Niederrhein, vielleicht sogar der MKV (alle kaum repräsentativ für die Rheydter Bürgerschaft).

Auch soll Heinz Harald Frentzen unter den Befürwortern sein, wobei sich die Frage stellt, was das zu bedeuten hat, wohnt der Rennfahrer doch im „Steuerparadies“ Monte Carlo und überlegt, in das andere „Steuerparadies“ Schweiz umzuziehen.

Insgesamt schade und bedenklich, dieses Vorgehen.

Besonders deshalb, weil die SPD „erst einen Dialog mit und eine Beteiligung von Anliegern, Betroffenen und Bevölkerung“ will (siehe oben), wenn eine „anderweitige politische Entscheidungen getroffen werden“ soll.

Hätte die SPD an dieser Stelle doch die Chance Bürgerbeteiligung „von Beginn an“ zu praktizieren, statt sich in den Verdacht zu begeben, „Klientelpolitik“ (pro oder contra) und nicht den Bürger in den Vordergrund stellen zu wollen.

Warum will die „große Gewinnerin“ der letzten Kommunalwahl in Rheydt erst dann die Bürger, Anwohner usw. beteiligen, wenn sich eine andere Entscheidung anbahnen könnte, als die SPD sie wünscht?

Übrigens: Das SPD-Treffen mit Geschäftsleuten, Marktbeschickern usw. soll am Freitag, den 08.10.2010 – ca. 19:00 Uhr im Ratskeller Rheydt stattfinden.

9 Kommentare zu “SPD Mönchengladbach will „Tante Ju“ nicht auf dem Rheydter Marktplatz”
  1. nun weiss ich nicht so recht, wo ich das hinschreiben soll, was ich dazu schreiben möchte.

    deshalb hab ich meinen kommentar bei beiden „tante-ju-artikeln“ untergebracht. ich hoffe, das ist ok so.

    also:

    da hat jemand ne idee, die sich vom grundsatz her gar nicht so schlecht anhört.
    und da schwingt sich jemand anderes, der gerne wfmg, ewmg und mgmg unter seiner „fuchtel“ haben möchte, mit einem alten, ausgemusterten flugzeug in die „marketing-lüfte“ und zeigt dem „noch-chef“ der mgmg und allen, die es sehen oder nicht sehen wollen, was er so alles kann oder können möchte.

    da springt die untergruppierung rheydt-mitte der spd auch auf das tante-ju-thema auf und lädt ein, um herauszufinden was bauern und kirmesleute davon halten, das ding auf den marktplatz zu stellen.
    dabei hat die spd-obergruppierung schon klar „nein“ zu diesem „landeplatz“ gesagt.

    wie „feddich“ sind die eigentlich alle?

    mir fällt dazu nur eine einzige erklärung ein:

    „der/die tut nix, der/die will ja nur spielen“

  2. @ Mine

    Ganz Ihrer Meinung!

    Aber in unserer Stadt haben Politiker ein nahezu unheimliches Talent zu verhindern, dass Vorhandenes positiv herausgestellt und weiterentwickelt wird.

    JU auf den Rheydter Marktplatz – ein echter Stilbruch! Wer soll sich das Teil stundenlang ansehen? Ziemlich eintönig.

    Wer glaubt, dass es so interessant ist, dass sich plötzlich Besucherströme in die Stadt ergiessen? So ungewöhnlich ist ein Flugzeug-Oldtimer nicht – lediglich der Standort. Womit ich nicht meine, dass dieser gut gewählt wäre.

    Trabrennbahn? Weg damit und ein hässliches Gewerbegebiet hin, das nicht wirklich erforderlich ist. Wenn ja, für wen?

    Hat man bereits einen Interessenten? Der Verdacht drängt sich auf. Wurde ja schon im Kooperationsvertrag der Ampel vereinbart. Haben wir wieder mal Gelb-Phase? Scheint so. Diese Blackmail-Mentalität nervt und ist überhaupt nicht liberal sondern fatal.

  3. Ab mit der JU auf den Gladbacher Flughafen, der sowieso nichts weiteres mehr ist, als eine groß-planierte Fläche für Nostalgiker.

    Hier können dann Besucher ab und zu mit einer noch fliegenden JU in die Luft und bei einer am Boden stehenden JU besonderen Flair genießen.

    Außerdem gibt es im Flughafengebäude sicherlich Räume, die für Konferenzen und Betriebszusammenkünfte geeignet sind.

    Statt Leerstand wäre hier wenigstens noch was – oder meinen Gladbach’s Politiker ernsthaft, irgendeinen Einfluss ansonsten auf die Düsseldorfer zu haben?

    Vielleicht wäre dann auch der eine oder andere Arbeitsplatz an dieser Stelle zu retten.

    Auch auf der Trabrennbahn: Während in Neuss das Flair eines Rennplatzes gepflegt und mit passenden Firmenansiedlungen ergänzt wird, machen Gladbach’s Politiker ideenlos mal wieder das, was sie am besten können: mit der Planierraupe ein Alleinstellungsmerkmal platt walzen.

    Wofür? Für gelb-rote Visionen, bei denen grüne tatenlos zusehen und stattdessen 1.000 Bäume pflanzen.

    Ich danke für solche Politik von anno-dazumal.

  4. Du leef Herrjöttche! Loss merr de Kerk em Dörrep!

    Un wä soll dä Jlaaskaas affwääsche?

    Datt es prattschdoll!

    (Lieber Gott! Lassen wir die Kirche im Dorf! Und wer soll den Glaskasten reinigen? Das ist unsinnig/verrückt!)

  5. Diese Projektplanungen, deren Finanzierung zum größten Teil aus dem Projekttopf „Erlebnis NRW“ des Landes bestritten werden soll, werden von der Linken in Mönchengladbach abgelehnt. „Für uns wird hier für ein falsch verstandenes Erbe von Hugo Junkers am falschen Platz ein falsches Projekt geplant“. erklärt Martin Selt, Mitglied im Planungs- und Bauausschuss.

    Bei den Vorentwürfen zur Platzumgestaltung des Rheydter Markts wurde bereits über die Fläche zwischen Rathaus und Kirche gesprochen. Für DIE LINKE ist klar, dass die Kirche weiterhin ihr Alleinstellungsmerkmal behalten muss, um zu wirken. „Wenn wir die Fläche verbauen, engen wir den Platz unnötig ein. Hier würde sich eine Grünanlage viel besser machen. Auf alle Fälle dürfen die historischen Gebäude Rathaus und Kirche nicht mit einem modernen Eventpalast in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden“, erklärt Martin Selt weiter, „Unserer Meinung nach werden diese Planungen, mit starker Gewichtung auf den Unterhaltungscharakter, der mutigen Person Hugo Junkers nicht gerecht. Wird hier sein technisch brillantes Erbe ein zweites Mal missbraucht?“

    DIE LINKE Mönchengladbach weißt darauf hin, dass Hugo Junkers genug Rückgrat hatte, um nicht mit den Nationalsozialisten zusammen zu arbeiten. Daraufhin wurde er 1933 enteignet und erhielt Stadtverbot für Dessau. Die JU 52 wurde auf Initiative der Nazis zu einem Stützpfeiler für die Lufthansa. Doch die eigentlich „zivile“ Luftfahrtgesellschaft Lufthansa war im 2. Weltkrieg im Wesentlichen für die Instandhaltung der Luftwaffe zuständig. „Gegen Hugo Junkers Willen wurde so seine Erfindung von einem System vereinnahmt, dass er ablehnte“, so Martin Selt, „Das war der erste Missbrauch seines Erbes. Und wir wissen nicht mal, ob die JU 52 ohne diesen Missbrauch je diese Bedeutung bekommen hätte.“

    Wichtiger ist es für DIE LINKE, der Jugend aufzuzeigen wie der Widerstand gegen die Nazidiktatur auch auf der Ebene der Industriellen möglich gewesen wäre. Die Großindustriellen und Bankiers wie Krupp, Stinnes und Abs haben das Nazi-Regime gestützt und mit den Verbrechen der Nazis Profite gemacht. „Wenn wir jetzt die JU 52 als Marketing-Gag aufstellen, dann haben wir genau diesen falschen Blick“, so Martin Selt.

  6. Hallo Herr Wilms,

    das riecht ganz schwer nach „Hinterzimmer“, wenn auch gegenüber den „CDU-Hinterzimmern“ der Vergangenheit die SPD das ankündigt.

    Auch eine Art von Transparenz, wenn die SPD auch das Pferd von hinten aufzäumt: erst die Interessengruppen, dann die Bürger. Aber vielleicht lernt die SPD ja noch.

    Mal sehen, ob Bürger, die am Freitag in den Ratskeller wollen, auf eine „geschlossene Gesellschaft“ treffen.

  7. @ herbert

    Sie sind genial! Dass ich daran nicht gedacht habe! Von den 1.500 Haushalten, die die „Biogasanlage“ mit Energie versorgen können sollte, werden doch, sagen wir 100 freiwillig verzichten, damit auch noch ’ne Klimaanlage für die Ju und ihre Bewunderer drin ist.

    Obwohl evtl. Solarfenster auch Energie liefern könnten … Allerdings, wenn die nicht reicht, klar, dann muss die „Biogasanlage“ herhalten. Denke, dass man das SPD-intern regeln können wird. Dafür wird sich Herr Beine sicher stark machen.

    Und da wir gerade dabei sind, im Sommer wirken Brunnen immer sehr erfrischend. Da könnte man das Ensemble doch noch um den lange nicht mehr erwähnten Olympiabrunnen erweitern?

    Brunnen sollen in unserer Stadt zwar nicht mehr fließen, da aber bei dem „Glaskasten“ entweder Solarfenster oder Biogas umweltfreundliche und vor allem spottbillige Energie liefern werden, kann man bestimmt ein wenig für den Brunnen abzweigen, damit auch der munter vor sich hin plätschern kann.

    Genial, einfach genial. Und bestimmt „wunderschön“!

    Das Grauen hat dann endlich einen Ort: MG-Rheydt, Marktplatz.

  8. @ jose

    à propos sommer im glasbau: dann würde doch sicherlich eine klimaanlage helfen, die mit strom aus einer bio-gas-anlage betrieben wird.

    allein schon deshalb müsste die spd dafür sein, nicht war herr beine?

  9. Frau Gersmann und ihre Pressemitteilungen. Vielleicht sollte sie vor Herausgabe einer solchen immer mal kurz mit jemand Rücksprache nehmen, der was davon versteht. Die letzte von ihr hier auf der BZ war auch sehr, sagen wir, „eigenwillig“.

    Sehr richtig Herr Wilms, vor allem Marktbeschicker und Schausteller müssen unbedingt VOR den Bürgern nach ihrer Meinung gefragt werden. Super! Vor allem die, die dann nicht mehr an der für den „Glaskasten“ geplanten Stelle stehen können?

    Die SPD zeigt sich immer mehr von einer Seite, die gerade zu einer sozialdemokratischen Partei überhaupt nicht passt. Herr Beine plädiert für eine Biogasanlage, die die Bevölkerung nicht will, dafür aber die NVV und Frau Gersmann muss sich nun ebenfalls erst mit der Geschäftswelt ins Benehmen setzen. Die Geschäftswelt könnte sich genauso in einer Bürgerversammlung zu Wort melden. Was soll das?

    Was bedeutet die kryptische Aussage: „Bevor hier anderweitige politische Entscheidungen getroffen werden“. Steht denn eigentlich schon alles fest?

    Will man mit der Ju die Partner shoppingwilliger Damen anlocken, damit die sich stundenlang ein und dasselbe Flugzeug ansehen, auf dass die Damen in Ruhe Geld ausgeben können?

    Die Meinung von Herrn Frentzen ist selbstverständlich von größter Wichtigkeit! Wenn er in MG schon keine Steuern zahlt, muss er wenigstens eine Meinung haben und zur Entscheidungsfindung in dieser Stadt beitragen.

    Mal nebenbei, für die Tante JU wird sich mit Sicherheit ein besserer Platz als ausgerechnet der Marktplatz finden! Ein Glaskasten der im Winter Unsummen an Heizkosten verschlingt und im Sommer zur Sauna wird? Oder soll es Solar-Glas richten? Auch kein Schnäppchen.

    Was soll der „Glaskasten“ denn kosten? Wir sind doch pleite? Oder?

    Man könnte z.B. auf den Ausbau der Korschenbroicher Straße verzichten und dafür an einer geeigneten Stelle die Tante Ju abstellen, so sie denn als Attraktion sein muss.

    Unser Dorf soll schöner/attraktiver werden a la Gladbach.

    Fragen über Fragen …

    … wenn wir keine anderen Probleme haben … !

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