Willkommenskultur • Teil V: Notunterkunft für Flüchtlinge in der Sporthalle Wilhelm-Strauß-Straße

Torben Schultz [ - Uhr]

Seit dem 18.02.2015 nutzt die Stadt die Turnhalle der Grundschule in der Wilhelm-Strauß-Straße als Notunterkunft für Flüchtlinge. Am 21.02.2015 besuchte ich die Notunterkunft. Hier ist mein Bericht:

Die Turnhalle ist durch Bauzäune vom Schulhof abgetrennt und somit nicht über die  Wilhelm-Strauß-Straße erreichbar, sondern nur hinten herum über die Bendhecker Straße.

Das mag für den Schulalltag eine pragmatische Abgrenzung sein, jedoch hindert es zumindest am Wochenende auch die Flüchtlingskinder, den Schulhof mit einem schönen Spielplatz zu nutzen.

Und viel mehr ist der geringe Platz zwischen der Turnhalle und dem Bauzaun als Trennlinie zum Schulhof fraglich.

Da passen gerade mal zwei Container für Duschen und Toiletten hin, die noch nicht einmal angeschlossen sind. Das heißt, derzeit gibt es nur je ein WC pro Geschlecht im Keller.

Die Container für die tägliche Hygiene werden wohl erst kommende Woche angeschlossen und sind dann nur über den Notausgang der Halle erreichbar.

Integration und Zusammenleben vorleben geht anders!

Auch der Eingang der Halle ist durch Bauzäune vom Schulbereich getrennt, genau da, wo die Feuertreppe der Schule runterkommt. Das alles zeigt, wie „einkaserniert“ die Flüchtlinge sind, obwohl Platz da wäre.

Diese Unterbringungsart wirft aber vor allem auch Fragen zum Brandschutz auf.

So viel Leerstand kann angeblich genau wegen unzureichendem oder fehlendem Brandschutz nicht genutzt werden.

Aber hier führt der Notausgang der Halle plötzlich nur noch in einen abgesperrten Bereich, der gerade zwei Container beinhaltet, und gleichzeitig wird der Fluchtweg aus der Schule heraus verengt.

Da muss die Frage erlaubt sein, ob vielleicht mit verschiedenen Maßstäben gemessen wird?

Schlimmer wird es nun im Inneren der Halle. Habe ich schon die provisorischen Trennwände im ehemaligen Aldi auf der Aachener Straße kritisiert, weil sie eben nur mit Vorhängen verschlossen und nach oben offen keinen Schutz vor Lärm bieten, so wartet hier etwas ganz anderes:

Ein Raum für alle … und alles offen!

Auf der einen Seite befinden sich meist in Zweierreihen und als Etagenbett, auf der anderen Seite nur in einer Reihe, aber auch vorrangig als Etagenbett die Schlafplätze.

Die von der Stadt angekündigten Feldbetten sind allerdings qualitativ durchaus o.k.

Nur stehen so in einer Turnhalle ohne jegliche Abgrenzung etwa 50 Betten. Derzeit sind etwa 25 belegt, nächste Woche wird noch mal die gleiche Anzahl Flüchtlinge erwartet.

Eine Ecke der Halle ist frei gehalten für Essen und einen „Arbeitsplatz“ für das Security Unternehmen Schmitz. Das DRK bringt nach Angaben der Flüchtlinge mittags warmes Essen und ansonsten stehen morgens und abends belegte Brötchen bereit.

Beschwerden über die Verpflegung gibt es nicht, allerdings scheint das DRK hier über ehrenamtliche Leistung mehr zu bieten  als von der Stadt beauftragt. Das wird zu prüfen sein.

So wie ich es gesehen habe, ist es als Nothilfe o.k., aber keinesfalls über einen längeren Zeitraum akzeptabel.

Nur als Vergleich: In der Notunterkunft im ehemaligen Aldi gibt es wenigstens Kochstellen.

Aber es sollte nicht verschwiegen werden, dass die Flüchtlinge sich nicht über die Versorgung beschwert haben und mir gegenüber Dankbarkeit geäußert haben, dafür dass sie es warm und ein Dach über dem Kopf haben.

Erst auf Nachfrage gaben sie zu, dass die Schlafsituation so ganz ohne Abtrennung doch belastend ist. Zumindest wenn es länger so bleibt, sei es nicht ertragbar.

Nur sind es jetzt gerade mal vier Nächte gewesen in einer halb belegten Halle. Wie soll sich das entwickeln, wenn nächste Woche die Halle voll ist und es eben nicht vier Tage, sondern vier Wochen werden?

Ich habe also viel Dankbarkeit erfahren. Ich bin es, der sich fragt, ob ein reiches Land wie Deutschland nicht doch mehr tun sollte?

Ich bin es, der klar stellt, dass schon der Aldi-Markt der Politik als Notlösung verkauft wurde und keinen Monat danach schon dauerhafte Realität ist.

Wie will die Stadt garantieren, dass in der jetzt genutzten Turnhalle nach Ostern Schluss ist?

Diese Halle darf so nicht dauerhaft bleiben! Das ist der Schule nicht zuzumuten, da der Sportunterricht wieder laufen muss, und meine Bilder zeigen, dass so auch nicht auf Dauer Flüchtlinge leben können.

Und es ist auch merkwürdig, dass mir berichtet wurde, dass es bei Regen etwas von oben in die Halle reintropft.

Das ist zum Schlafen ganz sicher nicht o.k.

ABER, das ist auch für eine Sporthalle nicht o.k.!

Die Bilder beweisen, dass es da ein Problem gibt. Müssen erst Flüchtlinge einziehen, um zu zeigen, wie die Stadt ihr Eigentum vernachlässigt?

Und so komme ich abschließend in den ersten Stock. Hier sind die Umkleidekabinen.

Ein paar Tische reingestellt und so ist es ein Aufenthaltsraum?!

Ja, das geht für ein verlängertes Wochenende bei einer Jugendfreizeit. Habe ich so oft genug selber erlebt, und es war immer o.k.

ABER es ist nicht ein Spaß-Wochenende, was die Flüchtlinge hier erfahren. Solche Zumutungen scheinen sich entgegen aller Versprechungen der Verwaltung zu manifestieren. Das ist nicht hinnehmbar!

Gerade, da wenige Meter entfernt das alte Finanzamt steht. Der Haupteingang ist mit einem Brett zugehauen, der Briefkasten auch.

Alles, was diese Sporthalle bietet, kann doch dieser Leerstand wie viele andere Leerstände auch locker bieten!

Da müssen wir ran!

So geht es nur ein ganz paar Nächte, danach haben wir Probleme, die sicher keiner will. Möglich ist, was wir möglich machen und kosten wird es auch nicht mehr.

2 Kommentare zu “Willkommenskultur • Teil V: Notunterkunft für Flüchtlinge in der Sporthalle Wilhelm-Strauß-Straße”
  1. Schon sehr komisch.

    In Deutschland ist alles geregelt.

    In Unternehmen müssen Sanitärräume streng nach Männlein und Weiblein getrennt sein.

    In Jugendherbergen wird ganz streng nach Männlein und Weiblein getrennt.

    In Jugendherbergen gibt es extra Familienzimmer.

    In so einer provisorischen Einrichtung ist plötzlich alles egal und sich fremde Menschen müssen sich sogar in Nachtwäsche miteinander abfinden und ertragen!

    Frage: wo und wie können sich die Menschen dort umziehen? Banal? Bestimmt nicht.

    Da steht doch was im deutschen Grundgesetz. Das sollte auch für Gäste unseres Landes gelten: Die Würde des Menschen ist unantastbar!

    Ist hier wohl vollkommen untergegangen.

    Hallo???

  2. Vielen Dank Herr Schultz!

    Genau wie Sie habe ich an die beiden leer stehenden Finanzämter gedacht. Ob da nun Menschen untergebracht werden oder diese leer stehen. WO ist der Unterschied?

    Wenigstens wären einige wenige Toiletten im Gebäude vorhanden und Container mit Duschen und weiteren Toiletten wird man dort genauso aufstellen können, wie hier auf dem Schulhof.

    Provisorien und Zumutungen in Discountern und Turnhallen, noch dazu, wie hier berichtet OHNE JEGLICHE ABTRENNUNG! Dafür habe ich kein Verständnis.

    Sowas kann man mal auf die Schnelle bei einer z.B. Unwetterkatastrophe organisieren. Aber selbst dann, wäre man mit Sicherheit interessiert schnellstens wieder ein Mindestmaß an Intimsphäre zu schaffen.

    Ich hatte mich bereits zu dem Aldi-Markt und der Zumutung für die Menschen geäußert und geärgert.

    Mal eben 200.000 Euro oder mehr als Kosten für das Gehalt für einen Dezernenten, der einer GroKo aus irgendeinem fadenscheinigen Grund nicht mehr gefällt. Dafür ist Geld da.

    Sicher finden sich noch Positionen, wo in dieser Stadt sinnvoll gespart werden könnte.

    Da fällt mir die Trabrennbahn ein. Ich habe mich schon damals tierisch aufgeregt, als ich den nachstehenden Artikel las und hatte mich aber nicht dazu geäußert, dafür aber nun aus gutem Grund:

    http://www.bz-mg.de/wirtschaft-handel-handwerk/trabrennbahn-als-gewerbegebiet-15-mio-euro-ins-grundwasser-gesetzt-%E2%80%A2-ulrich-schuckhaus-ewmg-hat-kosten-uberblick-verloren-mit-video.html

    Da steht doch tatsächlich:

    „BZMG hatte gefragt: “Auf welche Höhe belaufen sich die Kosten (interne und externe), die bislang für die (Vor-)planungen für ein Gewerbegebiet Trabrennbahn angefallen sind und welche Ausgaben werden in 2014 vsl. noch anfallen?”

    Speen erklärte am 29.07.2014, dass sich diese Frage nicht konkret beantworten ließe: “Nach Rückmeldung der zuständigen EWMG lassen sich die Kosten für die Vorplanung, sowie weitere anfallenden Kosten in diesem Zusammenhang nicht beziffern.” (Zitat Ende)“

    In dem Artikel geht es um 1,5 Millionen Prüfungskosten!! Das ist viel Steuergeld und niemand weiß, wie es ausgegeben oder überhaupt verbraucht wurde? Das ist eine Unverschämtheit!

    Oder diese 6. Gesamtschule. Wieviel Geld wurde und wird da noch verbrannt? Wer hatte das verursacht? Wird da der zuständige Dezernent Dr. Fischer zur Rechenschaft gezogen? So wie ich das verstanden habe nicht. Alles kein Problem und nicht so schlimm?

    Wenn so mit dem Geld bei der Stadt und Politik umgegangen wird, wundert mich nichts mehr und schon gar nicht die unzumutbare Unterbringung der Flüchtlinge!

    Einerseits wird Geld verschwendet oder verschwindet im Nirwana, ohne dass es jemanden zu stören scheint (!!) und für Menschen in Not reicht es nur für solche Zumutungen???

    Wo ist „unsere“ GroKo? Wo sind die Herren Dr. Schlegelmilch und Heinrichs???

    Sind diese aktuell zu sehr mit dem Rausschmiss von Herrn Wurff beschäftigt? Oder mit diesen Roemonder Höfen und dem Investor, der, wie man so hört und liest, pleite zu sein scheint und nicht den besten Ruf genießt?

    Wird da auch womöglich Geld hinterher oder raus geschmissen?

    Oder fiebern die schon der Eröffnung dieses Konsumtempels „Minto“ entgegen?

    Oder wie wäre es mit den ehrenamtlichen Bürgermeistern von SPD und CDU? Für dieses „Ehrenamt“ bekommen die doch auch Geld. Oder nicht? Wäre auch für die ein wichtiges ehrenvolles Betätigungsfeld, statt Blumensträuße bei Geburtstagen zu überreichen.

    Wo sind die anderen Parteien außer „Die Linke“?

    Angeblich entscheidet immer „die“ Politik (also die GroKo) und ist so unglaublich wichtig. WO ist die nun in diesem Fall?

    Ich bin wirklich empört über diese beschämenden Zumutungen.

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