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Neandertaler im Nierstal und Rheindahlen

Das Ministerium für Bauen und Verkehr macht derzeit landesweit auf überregional herausragende Fundstellen der Neandertalerzeit aufmerksam. Anlass ist das vor zwei Jahren gefeierte 150jährige Jubiläum der Auffindung des Neandertalers im Jahre 1856.­Ã‚ 

In 24 nordrhein-westfälischen Kommunen werden nun in Zusammenarbeit mit den Landschaftsverbänden und dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz informative Schautafeln aus Mitteln der nordrhein-westfälischen Bodendenkmalpflege aufgestellt, die über die besondere kulturhistorische Bedeutung der Region informieren.

Das Ministerium hat in Mönchengladbach zwei Standorte für die Schautafeln ausgesucht, die in den letzten Tagen aufgestellt wurden. Mit diesen Tafeln hat die Stadt eine hohe bodendenkmalpflegerische Auszeichnung erhalten.

Eine Tafel steht unweit von Schloss Rheydt an der Ritterstraße/Niersbrücke.

Die Tafel erinnert daran, dass das Nierstal über viele Jahrzehntausende ein bevorzugter Lebensraum der steinzeitlichen Menschen war. Besonders günstige Lebensbedingungen scheint es hier am Ende der letzten Eiszeit und in den ersten Jahrtausenden unserer Warmzeit gegeben zu haben.

Auf den leicht erhöhten Ufern der Niers sind über 40 Lagerplätze der ausklingenden Altsteinzeit (11.700 – 9.600 v. Chr.) und der nachfolgenden Mittelsteinzeit (9.600 – 5.500 v. Chr.) entdeckt worden. Aus beiden Epochen haben sich nur Steinwerkzeuge erhalten, organisches Material wie zum Beispiel Knochen sind vergangen. Mit vielen kleinen Seen, einem dazwischen fließenden Gewässer, Gebüschen und trockenen Lagerplätzen am Ufer war das Nierstal ein Lebensraum, der die Lebensbedürfnisse der steinzeitlichen Jäger deckte.

Die zweite Tafel steht am Eingang zum Wasserwerksgelände in Rheindahlen.

Der in der Nähe gelegene und europaweit bekannte Fundplatz geht bis in die Zeit vor rund 300.000 Jahren zurück. Bisher ließen sich auf einer Fläche von rund 80.000 Quadratmetern tausende Spuren alt- bis jungsteinzeitlicher Menschen nachweisen.

Bis zu neun Meter tief sind die Lössschichten, in denen acht Fund- und Siedlungshorizonte eingebettet sind und in denen sich ausschließlich Steingeräte erhalten haben. Die Besonderheit der 100.000 Jahre alten Funde liegt in der Formenvielfalt der Steingeräte. Es handelt sich um bearbeitete Klingen und Lamellen, Spitzen, Stichel, Bohrer, Schaber und andere Steinkerne.

Die Stücke aus Rheindahlen belegen eindrucksvoll die fortschrittliche und ausgefeilte Technik der Steinbearbeitung, die die Menschen vor 100.000 Jahren in unserer Region bereits beherrschten