Bauern wehren sich gegen Landfraß

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

Baugebiet Dünnerfeld 02-2012Ende Februar lud Landrat Peter Ottmann Vertreter der Bauernschaft im Viersener Kreishaus zum traditionellen Bauernfrühstück ein. Dabei wurde auch über das Problem des Flächenverbrauchs gesprochen.

Dem Trend, dass über den Gesamtflächenverbrauch in Deutschland mittlerweile 90 Hektar Acker pro Tag geopfert werden, wollen auch die Landwirte im Kreis Viersen Einhalt gebieten und die Petition an die Bundesregierung „Stoppt Landfraß“ unterschreiben.

„Auch im Kreis Viersen“, so Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Viersen, „wird der Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft überwiegend im Bereich landwirtschaftlicher Flächen vorgenommen.“ Nach der Umwandlung – zum Beispiel in Wald – seien die Flächen für die Landwirte verloren.

Leidtragende seien die Pächter, die Flächen verlieren und immer höhere Pachtpreise aufgrund der Verknappung zahlen müssten. Küskens: „Dem Flächenverbrauch muss Einhalt geboten werden.“

Auch in den Außengebieten Mönchengladbachs gibt es noch Ackerland und Wiesen. Dass diese Areale auch für eine Großstadt, z. B. im Kampf gegen Feinstaub und zur Sicherung der Lebensqualität ihrer Bewohner, schützenswert sind, ist den Kommunalpolitikern schon länger bekannt (Beispiel BZMG-Bericht aus 2009). Schließlich gibt das Umweltamt bei Umwidmung von Flächen stets deutliche Hinweise zu den Auswirkungen.

Aus dem Blickwinkel des Bürgers betrachtet, wird eine Ackerfläche in Bauland für Gewerbe oder Wohnen umgewandelt und er erhält dafür NICHTS.

Für den Verlust erhält der Bürger zwar der Gesetzeslage nach an anderer Stelle einen „Ausgleich“. Dabei bekommt allerdings ein bereits vorhandenes Stück Wald oder Wiese den Status „Ausgleichsfläche“.

Anders ausgedrückt: der Investor bezahlt für die durch die Bebauung entstehenden Umweltnachteile.

So kommt es, dass im Endeffekt die unbebauten Flächen weiter verschwinden, obwohl doch offiziell immer wieder „ausgeglichen“ wird.

Ein gutes Geschäft, das sich die EWMG auch weiterhin nicht entgehen lassen möchte. Der EWMG-Werbefilm „Bauen im Grünen“ ist zumindest ehrliche Verkaufspolitik. Sie passt allerdings nicht ins Bild der Zeit und zu den Aussagen einer zukunftsweisenden Stadtplanung.

In dem weiteren Agieren der städtischen Maklerfirma zeigt sich, ob Gladbachs Kommunalpolitiker bei einer Neuausrichtung der Stadtplanung nicht nur den Landfraß in Mönchengladbach stoppen, sondern auch gezielt Lösungen für „Zivilisationsruinen“ (leere städtische Gebäude, Industriebrachen etc.) als zentrale Aufgabe der EWMG herbeiführen.

Ansonsten sind Äußerungen zum Umdenken wegen des demographischen Faktors nur Lippenbekenntnisse. Denn ob die EWMG auf der grünen Wiese weiter bauen kann oder nicht, müssen letztlich die Politiker beschließen.

Ein Kommentar zu “Bauern wehren sich gegen Landfraß”
  1. Die Kampagne des Deutschen Bauernverbandes wird auch kritisch beurteilt und die Frage der Zielsetzung gestellt.

    Umweltverbände (NABU, BUND und DNR) fordern den Stopp der „Stoppt Landfraß“-Kampagne und statt dessen den Verkehrs- und Siedlungsbau zu bekämpfen.

    Als Grund geben die Verbände in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung u.a. an (Zitat):

    „Für Ausgleichsmaßnahmen wird nur ein geringer Teil landwirtschaftlicher Nutzflächen herangezogen, sondern deutlich mehr landwirtschaftlich ohnehin nicht genutzte oder nicht nutzbare Flächen. Ein Teil der Ausgleichsflächen könne zudem auch weiterhin bewirtschaftet werden.“

    Die Umweltverbände sprechen sich gegen folgende Haltung des Bauernverbandes aus (Zitat):

    „Der Bauernverband setze sich politisch dafür ein, dass Ausgleichsmaßnahmen durch Geldzahlungen und sogenannte „produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen“ – wie Blühstreifen in bestehenden Äckern – ersetzt werden. Aus Sicht der Umweltverbände würde dies jedoch eine Schwächung des Naturschutzrechts bedeuten und den weiteren Flächenverbrauch nochmals erleichtern.“

    Wer die sehr interessante Pressemitteilung von BUND, NABU und DNR lesen möchte, findet sie hier:

    http://www.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/nabu-bund-und-dnr-fordern-von-bauernverband-den-stopp-seiner-irrefuehrenden-stoppt-landfrass-kam/

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