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Kölner Archiveinsturz: „Sicherheit ist nicht verhandelbar!“ (Ingenieurkammer-Präsident Bökamp)

logo_top_ikbauBauausführung und Überwachung dürfen nicht in derselben Hand liegen. Darauf hat der Präsident der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen, Dr. Heinrich Bökamp, hingewiesen.

„Wenn wir sechs Monate nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs eines mit Gewissheit sagen können, dann ist es, dass wir eine strikte Trennung von Bauausführung, Bauüberwachung und Bauaufsicht brauchen.“ Das Vier-Augen-Prinzip müsse durchgängig gelten.

Bereits unmittelbar nach dem Unglück in Köln hatte der Kammerpräsident auf die Notwendigkeit hingewiesen, ausschließlich unabhängige, fachlich bestens qualifizierte Experten mit Bauüberwachungen zu beauftragen. „Sicherheit ist nicht verhandelbar – aber sie ist finanzierbar!“, so Bökamp.

Am 3. März hatte der Einsturz des Stadtarchivs, der nach derzeitigen Erkenntnissen durch den U-Bahn-Bau in unmittelbarer Nähe verursacht worden war, zwei Todesopfer gefordert. An den wertvollen Archivbeständen war ein Schaden in noch nicht näher zu beziffernder Höhe entstanden.

Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hatte eine internationale Expertengruppe im Rahmen einer Tagung Ende Juni mögliche Schlussfolgerungen formuliert. An oberster Stelle steht die Forderung, Bauausführung und Bauüberwachung konsequent zu trennen.

Hier sind sich alle Experten mit der Ingenieurkammer-Bau, dem Landesarchiv und auch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers einig. Rüttgers hatte bei der Expertentagung ebenfalls eine von der Ausführung unabhängige Aufsicht gefordert.

Kammerpräsident Dr. Heinrich Bökamp mahnte nun erneut an, vor allem auf die Expertise der überwachenden Experten zu achten: „Wir brauchen die bestmöglich qualifizierten Fachleute in der Bauüberwachung, um ähnliche Unglücksfälle nach menschlichem Ermessen ausschließen zu können.

Allen Beteiligten muss klar sein: Qualifizierte Bauüberwachung hat ihren Preis. Aber der Preis, der in Köln gezahlt werden musste, war viel zu hoch. Ein derart tragischer Unglückfall mit Todesopfern darf sich so nicht wiederholen.“

Es gelte nun, so Bökamp weiter, das Vier-Augen-Prinzip durchgängig zu etablieren. Dieses Prinzip sieht vor, dass Berechnungen, Vorgaben und Maßnahmen von unabhängigen Personen oder Stellen nochmals auf ihre Plausibilität und Korrektheit überprüft werden – Überwachung eben, die jedoch keine kostentreibende Schikane ist, sondern die notwendige und gewünschte Sicherheit liefert.

„Wichtig ist“, erläuterte der Kammerpräsident, „dass die Überwachung nicht weisungsgebunden ist und wirtschaftlich unabhängig von der Bauausführung agieren kann.“ Nur das Vier-Augen-Prinzip sorge für größtmögliche Sicherheit bei Bauvorhaben, so Bökamp abschließend.

Die Untersuchung der genauen Umstände, die zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs geführt haben, dauert derweil an. Momentan ist ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren im Gange, außerdem sind zahlreiche Gutachter mit der Angelegenheit befasst. Allerdings ist mit konkreten Ergebnissen erst in einigen Monaten zu rechnen.