Remmel/Voigtsberger: „Bundes­regierung lässt NRW bei Fracking im Regen stehen“ – Union und FDP lehnen im Bundestag mehrere Anträge von SPD und Grüne ab

Hauptredaktion [ - Uhr]

Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) und Wirtschafts- und Energieminister Harry K. Voigtsberger (SPD) fordern von CDU und FDP eine Kehrtwende in ihrer bisherigen Politik beim Einsatz der umstrittenen Gas-Bohrmethode Fracking.

„Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel, das wir besitzen. Das ist ein Schatz, den wir auch für künftige Generationen bewahren müssen. Wir dürfen es daher nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, weil wir Technologien einsetzen, deren Folgen und Wirkungen über lange Zeiträume nicht geklärt sind. Dass CDU und FDP mit diesem Risiko spielen, anstatt klare Kante zu zeigen, ist nicht zu akzeptieren“, kritisierten die beiden Minister.

„Fracking birgt erhebliche Gefahren für Umwelt und Menschen. Das hat erst kürzlich eine hochrangige Expertenrunde eindrucksvoll dargelegt. Es handelt sich um eine neuartige Risikodimension mit nicht voraussagbaren Folgen“, sagte Remmel.

„Die Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten muss daher einer obligatorischen Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterworfen werden, wie dies die NRW-Landesregierung im Bundesrat gefordert hatte. Damit erreichen wir zugleich eine dringend gebotene breite Öffentlichkeitsbeteiligung und die notwendige Transparenz“, erklärte Wirtschaftsminister Voigtsberger.

Am späten Donnerstagabend lehnten Union und FDP mit der Koalitionsmehrheit im Bundestag mehrere Anträge von SPD und Grüne ab, umgehend strenge Auflagen für die unkonventionelle Gasförderung aus tiefen Gesteinsschichten (Fracking) festzulegen.

Bei der sogenannten Fracking-Methode wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in tiefe Gesteinsschichten gepresst, um das Gestein durch hohen Druck so aufzubrechen, dass das Gas entweichen kann.

„Wenn es Union und FDP im Bund und in NRW beim Thema Fracking wirklich ernst meinen, dann müssen sie im Bundesrat endlich mit uns für strengere Umweltschutzauflagen beim Fracking stimmen.

Bisher allerdings bekämpfen sie unseren entsprechenden Antrag im Bundesrat. Dadurch verlieren CDU und FDP an Glaubwürdigkeit“, kritisieren die beiden NRW-Minister.

Die NRW-Landesregierung hatte im Sommer 2011 im Bundesrat einen entsprechenden Antrag zur „Änderung der Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung bergbaulicher Vorhaben“ eingereicht.

Mit diesem Antrag will die Landesregierung eine verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung im Rahmen der unkonventionellen Gasförderung erreichen.

Die bisher geregelte Überprüfung der Umweltverträglichkeit bei der Gewinnung von Bodenschätzen über Bohrungen muss nach den Vorstellungen der beiden zuständigen Minister ausgeweitet werden.

Insbesondere bei Aufsuchungs- und Gewinnungsvorhaben, bei denen Hydraulic Fracturing (Frac-Maßnahmen) durchgeführt und in diesem Zusammenhang in der Regel auch wassergefährdende Stoffe eingesetzt werden.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte im Dezember ein umfangreiches Gutachten zum Thema „Fracking“ in Auftrag gegeben. Remmel: „Unser Fahrplan bleibt bestehen: Wir warten die Ergebnisse unsere Risiko-Studie ab. Die Risikostudie soll Klarheit schaffen über die potenziellen Gefährdungen, insbesondere die des Grundwassers.

Der zweite Teil soll die Frage beantworten, wenn es tatsächlich konkrete Bohrungen geben sollte, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen und wie diese dann zu begleiten sind.“ Bis dahin werden keine Genehmigungen für beantragte Vorhaben durch die zuständigen Behörden erteilt.

[PM]

2 Kommentare zu “Remmel/Voigtsberger: „Bundes­regierung lässt NRW bei Fracking im Regen stehen“ – Union und FDP lehnen im Bundestag mehrere Anträge von SPD und Grüne ab”
  1. @Torben Schultz

    Herr Dr. Krings ist ein braver Parteisoldat und will noch etwas (mehr) werden. Möglichst auf Bundesebene. Er gehört zum Leichlinger Kreis, wie z.B. auch Röttgen und Pofalla, der Merkel sehr nahe steht.

    Wenn es sein muss stimmt er auch wieder für das Anfahren der Uralt-Atomkraftwerke, Braunkohlekraftwerke sowieso. Auch die CO2-Speicherung findet er ganz in Ordnung. Auch die muss sein.

    Da kommt es auf ein bisschen mehr Umwelt- und Trinkwasserverschmutzung durch Fracking auch nicht mehr an. Leitungswasser, das man anzünden kann, ist doch was Sensationelles.

    Nicht anders beim ACTA-Abkommen, dessen Aussetzung der Unterzeichnung er kritisierte und ein klares Bekenntnis zum Inhalt des Abkommens forderte.

    Was will (kann?) man von einem CDU-Bundestagsabgeordneten, der Karriere machen will erwarten?

    Man fragt sich als Otto-Normal-Bürger nur, ob er das alles aus Überzeugung richtig findet, es nicht versteht (was fatal wäre und ich nicht glauben kann) oder einfach nicht verstehen will, weil die Partei (= Lobbyisten, Konzerne) die Richtung vorgibt und er dieser folgt.

  2. Diese Pressemitteilung ist leider nicht mal die halbe Wahrheit. Es wird unterschlagen, dass vor den zwei Anträgen (was hier als mehrere benannt wird) ein anderer Antrag abgelehnt wurde.

    Der Antrag der Linken „Keine Erdgasförderung auf Kosten des Trinkwassers – Fracking bei der Erdgasförderung verbieten!“ wurde mit den Stimmen von CDU/CSU, FDP und SPD, bei Enthaltung der Grünen, abgelehnt.

    Die zwei Anträge von SPD und Grünen, die gestern noch verhandelt wurden, sahen vor allem ein Moratorium für Fracking-Bohrungen vor und eine bessere Information/Beteiligung der Bürgerinnen.

    Also von „strengen Auflagen für die unkonventionelle Gasförderung“ kann meines erachtens bei den Anträgen der SPD und Grünen nicht die Rede sein. Die Linke hat sich deswegen bei diesen Anträgen enthalten.

    Übrigens hat der Abgeordnete Krings aus Mönchengladbach gegen die Anträge gestimmt. Können wir daraus schließen, dass die CDU in Mönchengladbach jetzt für Fracking ist?

    Das Thema war ja 2010 (oder so) schon mal von Frau Cremer (Linke) im Umweltausschuss angesprochen worden. Da schien eher quer durch alle Parteien eine ablehnende Haltung dagewesen zu sein.

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