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Gegen das Vergessen • Teil IV: Gab es Parallelen in der Nachkriegszeit? • Vis-á-vis-Interview mit Uwe Werner vor der Gedenkveranstaltung am 9. Juni [mit Audio]

[1][27.06.2017] Vor zwei Jahren gedachten etwa 100 Teilnehmer auf dem Alten Markt dem von den Nazis ermordeten siebenjährigen Karl Heinz Moerders.

Er fiel im Jahr 1943 in der „Landesanstalt für Geisteskranke“ in Kulparkow bei Lemberg (Ukraine) der NS-Euthanasie zum Opfer.

Für die Teilnehmer des veranstaltenden Aktionskreises dieses ersten Gedenkens für die Opfer der Euthanasie in Mönchengladbach stand nach dieser eindrucksvollen Veranstaltung im Mai 2015 fest, dass dies nicht die einzige bleiben dürfe.

Gedenkveranstaltung für Opfer der „Euthanasie“ in Mönchengladbach • Schülergruppe des Odenkirchener Gymnasiums arbeitete das Thema „Euthanasie“ auf • Eindrucksvolle Plakat-Dokumentation noch bis zum 29. Mai 2015 in der City-Kirche  [mit Video & Slideshow] [2]

So organisierte man für Anfang Juni 2017 eine Folgeveranstaltung in der Mönchengladbach Citykirche, die auch diesmal wieder unter der engagierte Schirmherrschaft der Mönchengladbacher Sozialdezernentin Dörte Schall stand.

Diesmal war es nicht ein Gedenken an eine bestimmte Person, die in einem dem „grauen Busse“ verschleppt und später ermordet wurde.

Es war ein Gedenken an das unmenschliche Mordsystem „Aktion T4“ der Nazis, mit dem „unwertes Leben“ in so genannten „Heil- und Pflegeanstalten“ sowie in Heimen für Menschen mit Behinderung umgebracht wurden.

[3]„Lebensunwert“ war dann auch der Titel einer Theatercollage des Mönchengladbacher Maria-Lenssen-Berufskollegs, die in Zusammenarbeit mit dem Reha-Verein und dem Theater MiniArt vorgetragen, bei den Zuschauern einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.

[4] [5]Mitveranstalter war in diesem Jahr auch die „1. Community Ehemalige Heimkinder NRW e.V.“, deren Mitglieder vor der Christuskirche auf dem „Edmund-Erlemann-Platz“ eine Mahnwache die Euthanasie-Opfer abhielten.

Dieser Verein setzt sich für Menschen ein, die nach dem Krieg in Heimen „untergebracht“ wurden, die teilweise auch schon Teil des „Systems T4“ waren und dort Gewalt, Vergewaltigungen und Erniedrigungen erfahren mussten.

Wie sich in den gerade letzten Monaten herausstellte, wurde – ebenso wie in der NS-Zeit – an Heimkindern systematisch Medikamentenversuche (Psychopharmaka usw.) unternommen, deren Ausprägung und Auswirkungen auf die Gesundheit der Heimbewohner derzeit untersucht werden.

[6]Zu diesem Thema und zur Motivation des Vereins, sich am Gedenken an die Eutha­nasie-Opfer zu beteiligen sprachen wir mit Uwe Werner, dem 1. Vorsitzenden der „1. Community Ehemalige Heimkinder NRW e.V.“ in einem Vis-á-vis-Interview kurz vor der Gedenkveranstaltung in der Citykirche.

[audio:17-06-09-STE-001-interview-werner.mp3]

Dabei wies Uwe Werner auch darauf hin, dass in Altenheimen nicht selten Psychopharmaka verabreicht würden, um alte Menschen „ruhig zu stellen“, u.a. weil das Personal überlastet sei.

Er sieht die Politik in der Pflicht, einer solchen Praxis entgegen zu wirken, indem beispielsweise für jede Person in den Heimen eine Medikamenten-Dokumentation vorgeschrieben wird.

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In weiteren Teilen zu dieser Themenreihe berichten wir in Videos über die gesamte Veranstaltung