Vor 70 Jahren am 30./31. August 1943: Bombardement verwandelte Innenstädte von Mönchengladbach und Rheydt in Flammenmeer

Hauptredaktion [ - Uhr]

Es war die Nacht vom 30. auf den 31. August 1943: 660 Flugzeuge, die gegen Mitternacht in Mittel- und Südengland gestartet waren, erreichten die Stadt planmäßig kurz vor 03:00 Uhr Ortszeit.

Der Angriff fand aus 4.000 bis 6.000 Metern Höhe in drei Wellen statt. Rund 3.400 Tonnen Bomben zerstörten die Innenstädte von Mönchengladbach und Rheydt nahezu völlig.

Alt-Gladbach wurde zu 60 Prozent und Rheydt sogar zu 90 Prozent zerstört. Die erschreckende Bilanz nach dem nur 60 Minuten andauernden Angriff waren 413 Tote, 5.850 zerstörte Häuser mit 14.400 Wohnungen.

36.000 Menschen waren obdachlos geworden. Der Feuerschein der brennenden Stadt war aus der Luft über eine Entfernung von 200 Kilometern sichtbar.

Erstmalig wurde die Stadt Mönchengladbach/Rheydt in der Nacht vom 11./12. Mai 1940 Ziel eines Luftangriffes. Der Angriff sollte einer von vielen in den Folgejahren sein, da die Stadt wegen ihrer geografischen Lage immer wieder von Bomberflotten auf dem Weg zu ihrem Zielgebiet überflogen wurde.

Im Frühjahr und Sommer 1943 hatten die Bombardements nachgelassen, so dass im Sommer, vor dem ersten Großangriff der Alliierten, wie man heute weiß, eine trügerische Ruhe herrschte.

Karl Cursiefen lebte mit seiner Familie zum Zeitpunkt des Angriffes in der Wilhelmstraße 8 in Mönchengladbach. Nach seinem Erlebnisbericht über den Angriff kann man sich ein ungefähres Bild über die Wucht des Bombenangriffes und die Ängste der betroffenen Zivilbevölkerung machen.

Er musste mit seiner Familie den Luftschutzkeller, den sie beim Einsetzen des Luftangriffes aufgesucht hatten, verlassen, um nicht zu ersticken.

In seinem Erlebnisbericht schildert er die Situation unmittelbar nach dem Verlassen des Luftschutzkellers: “Wohin man sah, überall nur Flammen.

Vom Sturm angefacht rasten die Feuergarben die Straße hinunter. Auf der Straßendecke lagen brennende Balken und der Asphalt brannte“.

Die Familie konnte sich nur mit fremder Hilfe von der Straße in das nächstgelegene noch unversehrte Gebäude retten. Wie sich später herausstellte war das Haus der Familie Cursiefen bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

Die Bombardierung der Stadt hatte verschiedene Gründe. Ziel der Alliierten war die Zerstörung der Verkehrsanbindungen. Im Visier waren die Bahnstrecken nach Aachen, Krefeld und Düsseldorf und die Zerschlagung der für den Krieg wichtigen Textil- und Maschinenbauindustrie in Mönchengladbach.

Außerdem war es erklärtes Ziel der Alliierten, die Geburtsstadt Rheydt von Propagandaminister Goebbels zu bombardieren. Goebbels stattete seiner Heimatstadt häufiger einen Besuch ab.

Dem Großangriff fielen in der Mönchengladbacher Innenstadt neben einer Vielzahl von Wohnhäusern, 17 Verwaltungsgebäude – darunter auch das Rathaus Abtei und das Rheydter Rathaus am Markt – zum Opfer.

Auch viele öffentliche Gebäude wie Schulen und Kirchen, unter anderem auch das Gladbacher Münster und der Turm der evangelischen Kirche am Markt, wurden zerstört.

Zahlreiche Krankenhäuser erlitten mittelschwere Schäden. Neben den beträchtlichen Schäden an den Gebäuden der Stadt waren auch das Wasser-, Gas- und Stromleitungsnetz und die Kanalisation sowie Straßenbahnschienen und Oberleitungen teilweise zerstört.

Die durch den verheerenden Angriff entstandenen Feuer konnten erst nach mehreren Tagen gelöscht werden. Nach diesem ersten Großangriff folgten bis Kriegsende noch vier weitere große Bombardierungen der Stadt durch die Alliierten.

Fotos: Stadtarchiv MG

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