Stadtbibliothek: Bücher des ehem. Volksvereins haben alle Stürme der Zeit überdauert

Hauptredaktion [ - Uhr]

Die Zeit des Nationalsozialismus haben sie ebenso wie den zweiten Weltkrieg überlebt. Die Rede ist von den Büchern der Bibliothek des Volksvereins Mönchengladbach, der 1890 gegründet und 1933 von den Nazionalsozialisten zwangsweise aufgelöst wurde. 

Rund 94.000 Bücher und Broschüren aus der umfangreichen Bibliothek des Vereins lagern im Magazinturm der Stadtbibliothek an der Blücherstraße.

„Es ist sicherlich den meisten unserer Kunden, die regelmäßig Medien ausleihen, nicht bekannt, dass wir auch die alten Bestände der Volksvereinsbibliothek verwalten“, sagt Guido Weyer, Fachbereichsleiter Bibliothek und Archiv.

Zur Erinnerung

Der Volksverein wurde 1890 für das katholische Deutschland mit dem Ziel einer Sozialreform, die zu einer nach christlichen Grundsätzen gestalteten Gesellschaftsordnung führen sollte, gegründet. Gleichzeitig begann der Verein auch mit der Einrichtung einer Bibliothek.

Mit einem Gewaltakt machten die Nationalsozialisten dem Volksverein 1933 ein Ende und beschlagnahmten die Bibliothek zugunsten des Preußischen Staates.

Mit viel Glück konnten die Bücher schon 1935 von der Stadt Mönchengladbach für 65.000 Reichsmark vom Preußischen Staat erworben werden. Es handelt sich hierbei größtenteils um wissenschaftliche Werke von hohem kulturellen Wert.

„Die Bücher und Broschüren wurden über die Jahre hinweg an sicheren Orten aufbewahrt. Seit 1962, mit der Fertigstellung des jetzigen Gebäudes der Stadtbibliothek, werden die Bestände im Magazinturm verwahrt“, erklärt Weyer weiter.

Alle Exemplare tragen einen Stempel des Volksvereins und sind säuberlich mit Namen des Autors und Erscheinungsjahr registriert. „Darüber hinaus gibt es noch einen handschriftlich geführten, alphabetischen Katalog aus der Zeit des Volksvereins“, so Weyer weiter.

Mit Hilfe dieses alten Kataloges konnte festgestellt werden, dass etwa 800 ausgeliehene Bücher und Broschüren aus dem Bestand der alten Volksvereinsbibliothek fehlen, wie zum Beispiel „Das Branntweinsteuergesetz vom 24. Juni 1887 und die Liebesgabe“ von Anton Heinen von 1894 oder „Die Tragödie des Friedens von Versailles zur Ruhr“ von Ferdinand Lassale von 1924.

„Wir gehen davon aus, dass noch viele von den fehlenden Exemplaren in privaten Bücherschränken ohne Wissen der Leute unerkannt schlummern“, meint Guido Weyer.

Die Bücher, die noch von Großmutter oder Großvater aus den verschiedensten Gründen nicht mehr zurückgegeben werden konnten, haben keinen materiellen Wert. Es ist davon auszugehen, dass die vor nun mehr als 50 Jahren ausgeliehenen Exemplare inzwischen mit weiteren Büchern vererbt wurden.

Sollte also das eine oder andere, mit dem Stempel des Volksvereins versehene Buch, in einem privaten Bücherregal gefunden werden, würde sich die Stadtbibliothek über eine Rückgabe zur Vervollständigung der Bibliothek freuen.

Weitere Informationen gibt die Stadtbibliothek gerne unter der Rufnummer 0 21 61 / 25 6340

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