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Von der Hannen-Faust und gehörnten Löwen

[1]Die Hannen-Brauerei (Luftbild der Hannen Brauerei 1961 in Willich) war für viele Neuwerker lange Jahre ein heimisches Wahrzeichen.

Die von Udo Holzenthal, Willicher Stadtarchivar, zusammengestellte unterhaltsame Ausstellung im Rahmen des Themenjahres „Niederrheinisch-limburgische ALTernativen“ in Willich dürfte deswegen auch unter Neuwerkern Erinnerungen an alte Zeiten hervorrufen.

Noch bis zum 24. November zeigt eine Ausstellung in der Motte des Schloss Neersen unter dem Titel „Von der Hannen-Faust und gehörnten Löwen“ die Geschichte des Brauwesens in Willich.

[2]Die markante ‚Hannen-Faust‘, 1921 als Symbol der gleichnamigen Brauerei eingeführt, war bis in die 80er Jahre hinein ein, wenn nicht sogar das Synonym für Altbier“, erklärt hierzu Udo Holzenthal. „Egal ob in Hamburg, Berlin oder München, ja sogar in Paris oder London wurde Altbier von Hannen angeboten – und natürlich reichlich getrunken.“ (Bild: Lieferwagen der Hannen-Brauerei 1936).

Die Ausstellung nimmt den Besucher mit auf eine Zeitreise durch das Willicher Brauwesen. Dabei spielt der Siegeszug von Hannen natürlich eine gewichtige Rolle.

Aber auch die vielen kleinen Hausbrauereien, die das Bild der niederrheinischen Gemeinden in der Vergangenheit prägten, werden nicht zu kurz kommen.

1964 stand ganz im Zeichen des Kampfes um die Hannen-Brauerei, die ein 100.000 qm großes Grundstück für eine neue Braustätte benötigte.

Trotz aller Bemühungen von Seiten der Gemeinde Willich entschied sich Hannen letztlich für einen Neubau in Neuwerk.

Woher stammt der Name „Hannen“?

Der Willicher Stadtarchivar erklärt hierzu: „Nach der Fusion von 1920 nannte sich der neu entstandene Betrieb zunächst nicht unbedingt griffig „Vereinigte Willicher Brauereien und Hannen Korschenbroich GmbH“.

Erst 1956 wurde dieser Zungenbrecher zugunsten von „Hannen-Brauerei“ aufgegeben.

Das Bier war beliebt – die dazugehörigen Biertransporter der Brauereien in den Gemeinden allerdings eher ungern gesehen: Aufgrund ihres Gewichts ramponierten sie die Straßen und Wege sehr.“

[3]In der Bevölkerung allerdings waren die Bierkutscher stadtbekannt. „In Neersen wurde 1877 zum Beispiel die „Borussia-Brauerei“ gegründet – und deren Bierkutscher Jakob Clephas (Bild), genannt „Hendrix Kubes“ war aufgrund seines hünenhaften Wuchses eine lokale Berühmtheit“, nennt hierzu Udo Holzenthal ein Beispiel.

Heute befindet sich mit Schmitz-Mönk die letzte noch verbliebene Hausbrauerei des Kreises Viersen im Willicher Stadtteil Anrath.

Schmitz-Mönk braut noch heute das traditionelle Altbier, außerdem beliebte Variationen wie den Maibock, wobei dem Löwen als Symbol der Brauerei doch glatt Hörner aufgesetzt werden…

Die Themen der Ausstellung:

Stadtarchivar Udo Holzenthal gibt hierzu geschichtliche Hintergründe:

Das älteste schriftliche Zeugnis zum Willicher Brauwesen ist eine Urkunde aus dem Jahre 1315, in der die Grafen von Kleve das Willicher Grut- und Braurecht in Höhe von vier Mark brabantischer Denare an das Kloster Meer vergeben.

Bei Grut handelt es sich übrigens sich um das ursprüngliche Biergewürz aus heimischen Kräutern, das seit dem 14. Jahrhundert – Gott sei Dank – von Hopfen abgelöst wurde. Also kann Willich mit Fug und Recht als Ort der Bierbrauer bezeichnet werden.

Um 1900 beherrschten die Braustätten von Dicker, Schmitz und Hausmann den Ortskern. Auch einige der schönsten Gebäude Willchs verdanken wir den Brauerfamilien, so die Villa Schmitz an der Bahnstraße und die Villa Dicker am Markt.

Sowohl die erste Braustätte der Brauerei Hausmann, das Blindenerb, als auch das Stammhaus auf der Kreuzstraße, fielen im Zweiten Weltkrieg leider Bombenschäden zum Opfer.“

Es gibt einiges Kurioses zu sehen. Udo Holzenthal nennt ein Beispiel:

1739 wird nachweislich erstmals die Gaststätte „Schmitzhaus“ am Willicher Markt erwähnt, die über eine eigene Brauerei verfügte – und der Schankraum der Gaststätte verfügte nicht nur über Tische und Stühle, sondern auch über fünf Spinnräder. Ob die biertrinkenden Herren nebenbei sponnen oder aber ihre Frauen dabei hatten, ist nicht mehr zu klären.“

Auch wenn einen erfahrenen Historiker nichts wirklich mehr überrascht, so hat sich Udo Holzenthal doch einmal auch gewundert:

1864 gründete der damalige Schiefbahner Bürgermeister Speckmann einen Hopfenbauverein, in den folgenden Jahren gab es im Ort dann auch tatsächlich einen florierenden Hopfenanbau, der aber mit dem Verfall der Hopfenpreise in den 1870er Jahren endete.“

Und in den 1960er endete dann noch mehr…

Fotos: Stadt Willich