Einfach zwei tolle „Typen“: Karin und Albert Sturm

Bernhard Wilms [ - Uhr]

8203_sturm_016.jpgJa, das sind sie, die „Gospelverrückten“ aus Rheydt, die sich auch durch einen Schicksalsschlag nicht haben aus der Bahn bringen lassen. 
  
Bewundernswert vor allem ihr Humor, mit dem besonders Albert Sturm glänzt, und dabei immer einen Schuss Tiefgründigkeit mitschwingen lässt.

Den muss er schon früher gehabt haben, bevor ihn ein Schlaganfall zwang, seine Liebe zu Tanz, Gesang und Moderation zunächst einmal aufzugeben.

Aufgegeben hat er letztendlich dann doch nicht alles. Die Liebe zum Gesang und zur Moderation hat er wieder erlangt. Und das sowohl durch die liebevolle Hilfe seiner Frau Karin und durch beider eisernen Willen. Den beschreibt Albert Sturm, der durch den Schlaganfall rechtsseitig gelähmt und vorwiegend im Rollstuhl sitzt so: „Ich bin wacher Geist in einem kranken Körper“.

Und das wird jeder bestätigen, der – wie ich – diesen tollen Typen kennenlernen darf. Er engagiert sich nicht nur für „seinen“ Gospel (wie übrigens seine Frau Karin auch), sondern auch in Fragen von Mobilitätsbehinderung im Alltag. Wer könnte besser empfinden, wo es Barrieren gibt.

Barrieren nicht nur im praktischen Alltag, wo es meist technische „Hürden“ zu überwinden gibt, sondern auch in den Köpfen noch immer zu vieler Menschen. Barrieren, die bei den Berührungsängsten beginnen und bei Vorurteilen noch lange nicht enden.

Ich bezeichne Albert Sturm und seine Frau Karin als Vorbilder. Vorbilder, die zeigen, dass Mobilitätsbehinderte sich nicht ins Abseits stellen lassen müssen – ja dürfen.

Vorbilder aber auch für Menschen, die sozusagen „aus heiterem Himmel“ Schicksalsschläge ereilen. Gemeinsam zeigen beide, dass es auch ein „Danach“ gibt, wenn man an sich glaubt.

Eine Facette dieses „Danach“ ist „Gospeltime“, eine Sendung, die beide produzieren und durch die sie jeden ersten Montag im Monat um 21:00 Uhr auf Niersradio (Frequenz 90.1) führen.

Zugegeben nicht die „Primetime“ für so ein spezielles Genre, aber immer wieder hörenswert. Nicht mal so „nebenher“, sondern am besten im Sessel zurückgelehnt bei einem Gläschen Rot- oder Weißwein und Kopfhörern auf den Ohren.

Nicht nur Gospelmusik präsentieren sie, sondern informieren ihre Hörer über die Geschichte des Gospels und die aktuelle Gospelszene. Kurzweilig und mit viel Sachverstand. Einfach Toll. Einfach toll, wie diese beiden „Typen“ nun mal sind!

Eigentlich wollte ich den Lesern der BZMG Karin und Albert Sturm vorstellen, denke aber, das sollten sie besser selbst tun:

bzmg-8203-albert-sturm-024.jpgIch erblickte das Neonlicht des Kreißsaales so Mitte der 50ziger des vorigen Jahrhunderts. Aber keine Bange, ein Oldie bin ich nur im Personalausweis. Schon früh beschäftigte die Musik meine Freizeit.
 
Der Gesang wurde mein Steckenpferd. Nach Durchlaufen der üblichen Chor-Laufbahn, sang ich in diversen Coverbands. Dann wurde es gesanglich ruhig um mich.

Ich wandte mich dem Tanzsport zu, wo ich Latein und Standards bis zur C-Klasse NRW tanzte. Während  dieser Zeit, entwickelte ich auch eine Leidenschaft zum Rock’n Roll. Dort eignete ich mir den Tanz „Jitterbug“ an, eine frühe 50ziger Form des Rock’n Roll mit Vollakrobatik.

Diese Faszination half mir, mit der damaligen Tanzschule, 1976 die Rock’n Roll Weltmeisterschaft nach Mönchengladbach zu holen. Zwei Jahre danach war verletzungsbedingt Schluss mit dem Leistungstanz.

Mitte der 90ziger entdeckte ich meine alte Leidenschaft den Gesang wieder und wandte mich der Gospelmusik zu.

Meine Frau schickte eine Ton-Bewerbung, ohne mein Wissen, ans Fernsehen, so das ich sogar live in SAT.1 bei Thomas Gottschalk sang.

Es waren Gospellieder mit der US Gruppe Jackson Singers. Danach folgten mehrere Auftritte in den USA. Aber ich möchte nach wie vor betonen, alles „just for fun“, ich hatte nur einfach Glück.

Das war auch der Zeitpunkt, um erneut Radio zu machen. Im Schatten des hiesigen Lokalfunks hatte ich einige Sendungen im Äther. Meine Stammhörer waren viele Autofahrer und diejenigen, die abends arbeiten mussten und so nur Radio hören konnten.

Im Sommer 2003 ging diese Story leider zu Ende.

Als meine Frau und ich aus Paris kamen, erlitt ich einen schweren Schlaganfall, der mich von nun an, in den Rollstuhl zwang. Gesang und Moderation hatten nun ein Ende.

Beim Niersradio ist meine Frau Karin das eigentliche Sprachrohr, ich kann leider keine langen Passagen mehr reden. Aber ich sage, Hauptsache man versteht mich.

Ich könnte noch mehr erzählen, aber das wäre des Guten doch zuviel. Ich hatte nur einfach Glück.

… und nun Karin Sturm:

bzmg-8203-karin-sturm-001.jpgIch kam so zum Ende der 50ziger zur Welt. Auch in einem Kreißsaal, der eigentlich rechteckig war, aber das ist eine andere Geschichte. Nach einer mehr oder weniger lustigen Kindheit, begannen meine sportlichen Aktivitäten mich zu Hochform auflaufen zu lassen.
  
Mit Schwimmen begann ich, mir einen Namen zu machen. In der Schwimmmannschaft von Mönchengladbach erreichte ich einige mittelmäßige Erfolge.

Da ich mich weiter entwickeln wollte, wurde ich DLRG-Rettungsschwimmerin und holte so sprichwörtlich einige Leichen aus dem See. Nach einigen erfolgreichen Jahren im Billardsport, spielte ich mehrere Jahre erfolgreich Handball. Judo war eine zeitlang mein Ausgleichsport.

Erst als ich Albert kennen lernte, beschäftigte ich mich mit Radiosendungen. Da ich zwischenzeitlich beruflich bei der Bundeswehr angekommen war, hatte ich genügend Freizeit, mich diesem Medium zu nähern.

Seit mehr als 25 Jahren, gebe ich mich nicht nur mit dem Musikhören zufrieden.

Meine Interviewgäste waren Jeans Pütz, Frank Plasberg und der so genannten „einfache Mensch von neben an“, der mir noch am Liebsten ist, denn dem normalen Menschen wollte ich zu Problemen des Alltages immer wieder befragen.

Eine Zeitung schrieb einmal über unsere Sendungen, die ich mit Albert machte, sie wären Blumen für die Ohren und Medizin für die Seele, denn wir gestalteten Anfang der 80ziger in mehreren Mönchengladbacher Krankenhäusern ein individuelles Radioprogramm für Menschen von 9 bis 99 Jahren.

Das Leben mit Albert hat mich an viele Orte in der Welt geführt und heute, durch die veränderte Lebens-Situation, versuchen wir in dem Leben eine neue Qualität zu sehen.

Wir hören uns also zur Gospeltime an jedem dritten Montag auf der Welle 90.1 im Niersradio – oder?

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Soweit die beiden über sich. Wer mehr über sie ihre Gospel-Leidenschaft erfahren möchte, kann das durch Klick auf dieses Bild:

bild-gospeltime.jpg

Übrigens: Der Sänger im blauen Gewand ist Albert Sturm

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