IPPNW • Symbole des Friedens auf den Straßen

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Am 10.12.2014 demonstrierte die IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War) – Regionalgruppe Mönchengladbach und Umgebung für Frieden und Pazisfismus.

Die aus diesem Anlass von Susanne Grabenhorst, Ärztin, Mitglied der Regionalgruppe der IPPNW Mönchengladbach und Vorsitzende der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V., gehaltene Rede, die gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse und Krisen des Jahres 2014 nachdenklich stimmt,  im Wortlaut:

„Die IPPNW wurde im Kalten Krieg gegründet, weil Ärzte und Ärztinnen aus beiden Macht- und Militärblöcken sich verpflichtet fühlten, die Wahrheit klar und deutlich auszusprechen:

Es gibt keine Hilfe, wenn Atombomben fallen.

Jeder Arzt und jede Ärztin, jedes Gesundheitswesen ist völlig überfordert, wenn die Atombombenexplosion unvorstellbare Temperaturen entfaltet, wenn Hunderttausende Menschen sofort sterben und weitere Millionen verstrahlt werden.

Wir müssen ehrlich eingestehen: Wir werden Euch nicht helfen können!

Die Gefahr, die von Atomwaffen ausgeht, konnte einige Jahre lang verdrängt und vergessen werden, aber aktuell, im Zuge der neuen NATO-Russland-Konfrontation, rückt sie wieder stark ins Bewusstsein.

Heute ist der internationale Tag der Menschenrechte und zugleich ein Tag, an dem dazu aufgerufen wird, Symbole des Friedens öffentlich zu zeigen.

Wir sind hier am Kriegerdenkmal zusammen gekommen, um auf vergangene Kriege zurückzublicken und uns gegenseitig zu bestärken in unserem Engagement gegen Wiederholungen der Geschichte.

Wir wollen aus der Geschichte lernen und die alten Fehler nicht wieder begehen.

Wir gedenken all der jungen Menschen, die in die großen Kriege des letzten Jahrhunderts gezogen und darin umgekommen sind.

Vor hundert Jahren, 1914 und dann schon wieder fünfundzwanzig Jahre später, 1939, haben sie sich auf den Weg gemacht.

Aus freien Stücken oder gezwungen, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen verführt oder im Glauben an eine gerechte Sache.

Sie sind gestorben, oft qualvoll. Im stinkenden Matsch der Schützengräben oder im Schnee vor Stalingrad.

Viele haben nicht nur körperliche, sondern auch seelische Qualen gelitten, weil sie Dinge sahen oder taten, die sie sich nicht hatten vorstellen können.

Sie wollten nicht sterben. Sie wollten leben, eine Zukunft haben als Söhne ihrer Mütter und Väter, als Geschwister und Freunde, als Familienväter, einfach als Menschen wie wir alle.

Manchmal werden Kriegerdenkmäler wie dieses hier genutzt, um den Soldatentod für‘s Vaterland oder für irgendeine andere angeblich gerechte Sache zu einem sinnvollen Sterben umzudeuten.

Und manchmal wird in diesem Zusammenhang von Militäreinsätzen gesprochen, als seien sie selbstverständlich und unvermeidbar.

In den letzten Jahren und verstärkt in den letzten Monaten haben das Reden und Handeln führender PolitikerInnen den Krieg als Mittel der Politik scheinbar rehabilitiert.

Und wir erleben ganz praktisch, dass junge Menschen aus unserer Umgebung zur Bundeswehr gehen und irgendwann in Kriege ziehen.

Es sind Männer und Frauen, die Familie und Kinder, die Freunde und Freundinnen haben, die Musik machen und Hobbys pflegen, lustig und nachdenklich sein können und das Leben lieben.

Sie sollen auf andere Menschen schießen, auf die all diese Beschreibungen genauso zutreffen könnten.

Wir Ärzte und Ärztinnen, Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen machen in unserer täglichen Arbeit sehr konkrete Erfahrungen mit körperlich und seelisch verletzten Menschen.

Trotz unserer medizinischen und psychotherapeutischen Kenntnisse können wir das Leid manchmal kaum lindern.

Wir wissen von den langfristigen Folgen von Kriegen, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden und die nur langsam überwunden werden können. Dazu braucht es unter anderem die Anerkennung des Leides und die Würdigung der Toten auf allen Seiten.

Deshalb ist es uns so wichtig, für Prävention einzutreten. Prävention, Vorbeugung heißt: alle Möglichkeiten nutzen, um Kriege zu verhindern!

Bearbeitung der Konflikte mit zivilen Mitteln und mit Fairness, Reden statt Schießen, Gerechtigkeit statt Kampf um wirtschaftliche Vorteile, Abrüstung statt Kriegsvorbereitung.

Sich für eine Logik des Friedens stark zu machen, heißt Kriegspropaganda beenden.

Sich für den Frieden stark machen, heißt Anders-Sein respektvoll anzuerkennen und die Sehnsucht aller Menschen zu achten, dazuzugehören und nicht ausgeschlossen zu werden.

Wir weigern uns Feinde zu sein!

Wir wollen unseren Wohlstand nicht mit Waffengewalt verteidigt wissen.

Wir wollen keine Kriege, die Menschen zu Flüchtlingen machen, welche dann an unseren europäischen Außengrenzen abgewiesen werden.

Deshalb fordern wir Dialoge statt Panzern, Verhandlungen statt Drohnen, Gespräche statt Minenfeldern, wenn es Konflikte zwischen Völkern und Staaten gibt.

Wir wissen, dass ein friedliches Zusammenleben mit allen Menschen auf dieser Welt und eine gerechte Verteilung von Gütern zwischen Armen und Reichen nicht leicht zu haben sind. Doch es gibt keine andere Möglichkeit, wenn wir die Zukunft der Menschheit und des Planeten Erde sichern wollen.

Lasst uns dazu beitragen, dass alle friedliebenden Menschen ein so klares „Nein“ zu allen kriegerischen politischen Entscheidungen und Maßnahmen auf die Straßen tragen, dass PolitikerInnen es nicht übersehen und übergehen können.

Und lasst uns alles daran setzen, dass Menschen nicht ihrer Lebenslust und Lebensfreude beraubt werden, weil eine Gewehrkugel ihrem Leben ein Ende macht.“

 

 

 

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