Ein Deutscher aus Togo in Mönchengladbach: Kokou Mawulwöe Kondo

Bernhard Wilms [ - Uhr]

bzmg-bild-002Im September 2008 lebten in Mönchengladbach mehr als 27.000 Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind und hier eine neue Heimat gefunden haben. Oft werden sie als Ausländer oder Migranten bezeichnet und nicht danach gefragt, warum sie nach Deutschland kamen oder kommen mussten. Einer dieser Menschen ist Kokou Mawulwöe Kondo, 1971 in Togo geboren und seit 2005 Deutscher Staatsbürger.

Im Juli 1994 floh er aus Togo, da er als Generalsekretär einer oppositionellen Jugendorganisation um sein Leben fürchten musste.

Wie dramatisch seine Situation auch in Deutschland eingeschätzt wurde, bestätigt die Tatsache, dass es nur drei Monate dauerte, bis ihn Deutschland als politisch Verfolgten anerkannte.

In Togo herrschte seit 1967 mit militärischer Unterstützung der Diktator Eyadena Gnassingbe. Nach dessen Tod im Jahre 2005 übernahm sein Sohn Favre die Macht – und nichts änderte sich.

Auch nicht für Kondo. Seine jetzt 16- und 17-jährigen Kinder hat er seit seiner Flucht aus Togo nicht mehr gesehen. Auch nicht das Grab seines 1999 gestorbenen Vaters.

Wenn man sich mit Kakou Mawulwöe Kondo, der Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch und Togolesisch spricht und die Hochschulreife besitzt, unterhält, kann man nur erahnen, wie deprimierend es für ihn sein muss, ständig auf der Suche nach Arbeit zu sein und in Deutschland von der Grundsicherung leben zu müssen. Auch das mag ein Grund dafür sein, dass er mehrere Jahre krank und nicht arbeitsfähig war. Ein wahrer „Teufelskreis“.

Weil auch andere Menschen aus Togo, die hier in Deutschland Asyl gefunden haben, ein ähnliches Schicksal teilen, hat Kondo mit andere Togolesen den kulturellen und humanitären Verein „Togo future“ gegründet, in dem er sich ehrenamtlich engagiert.

Das lenkt ihn zwar etwas ab, ändert aber wenig an seiner persönlichen Situation, in der er regelmäßig von dem Wenigen, was ihm von der Grundsicherung bleibt, seine Familie in Togo unterstützt.

Was bedeutet die Beschreibung dieses, aber auch ähnliche Schicksale in Mönchengladbach für uns als Deutsche? Wie würden wir uns fühlen, wenn wir mit einer anderen Hautfarbe in ein fremdes Land flüchten müssten? Man kann es sich nicht vorstellen.

Wie schnell werden diese – auch vor dem Hintergrund der in Italien oder Spanien anlandenden Flüchtlinge – wegen ihrer anderen Hautfarbe und vielleicht auch durch ihre andere Art zu leben, in „Schubladen“ gesteckt und mit Vorurteilen bedacht?

Wie schnell werden sie als „Schmarotzer“ eingestuft, obwohl sie gut ausgebildet, ja gebildet, versuchen, durch Arbeit aus ihrer unverschuldeten Isolation herauszukommen und für sich selbst zu sorgen?

Wie groß ist die Gefahr, dass gerade solche verwerflichen Einstufungen, Ausländerhass schüren und rechten Gruppierungen, wie „Pro NRW“ Zulauf ermöglichen.

Würde man mit Menschen, wie Kakou Mawulwöe Kondo, sprechen, Ihnen zuhören und zu verstehen suchen, welche Schicksale wirklich dahinter stecken, sähen viele Vieles anders. Eines sollte man jedoch vermeiden: diese Menschen „bemitleiden“.

Man kann nicht „mit leiden“, denn man kann das Leid beispielsweise politisch Verfolgter nicht „nachleben“ und daher auch nicht „mit leiden“.

Man kann jedoch, ja man muss diesen Menschen die Chance geben, sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden und sie zu integrieren, ohne sie sogleich ihrer Identität zu berauben.

Man muss diesen Menschen die Gewissheit geben, dass man sie so akzeptiert wie sie bei uns leben; ihnen (nur) das „Gefühl“ zu geben, akzeptiert zu werden, wäre falsch, manchmal sogar heuchlerisch.

Hören wir hin und lesen wir, was diese Menschen bedrückt, wie sie denken und was sie umtreibt.

Was Kakou Mawulwöe Kondo bewegt und was ihn umtreibt, können die BZMG-Leser in Kürze hier nachlesen.

Und wenn nur ganz wenige davon erkennen, dass politische Flüchtlinge keine „Schmarotzer“ sind und nicht wegen der vermeintlich guten wirtschaftlichen Vorteile nach Deutschland gekommen sind oder noch kommen, dann wäre schon viel erreicht.

Und ausländerfeindliche Organisationen hätten vielleicht einige potenziellen Anhänger weniger.

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