Schulentwicklungsplanung 2010 • Teil III: Die Hauptschulen [mit O-Ton Ulrich Elsen]

Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ - Uhr]

Gem. § 82 Absatz 4 Schulgesetz NRW müssen Hauptschulen zur Erfüllung der Voraussetzungen eines geordneten Schulbetriebes grundsätzlich 2-zügig gegliedert sein. Drei Hauptschulen werden geschlossen – nur ein Anfang…

Zitat: „Eine Hauptschule kann nur dann mit einer Klasse pro Jahrgang fortgeführt werden, wenn SchülerInnen der Weg zu einer anderen Hauptschule mit mindestens 2 Parallelklassen pro Jahrgang nicht zugemutet werden kann oder wenn der Standort für soziale und kulturelle Entwicklung der Gemeinde von entscheidender Bedeutung ist und diese Aufgabe von keiner anderen weiterführenden Schule übernommen werden kann.“

Die Frage der „Zumutbarkeit“ von Schulwegen für Hauptschüler wäre noch genauer zu klären.

Zur Bildung einer Eingangsklasse werden 18 Anmeldungen  benötigt, also mindestens 36 SchülerInnen müssen sich jährlich einfinden, um den Fortbestand einer Hauptschule auch weiterhin zu garantieren.

Die „Spielregeln“ zum Fortbestand von Hauptschulen dürften somit allen klar sein.

Fischer’s „Konzept“ enthält noch weitere Fakten und Aussagen :

  • In Mönchengladbach gibt es aktuell 12 Hauptschulen, 6 im „Planungsbereich Nord, und 6 im Planungsbereich Süd
  • Der Klassenfrequenzrichtwert ist 24 Schüler
  • Im Planungsbereich Nord prognostiziert Dr. Fischer eine Entwicklung von 9 Eingangsklassen im Schuljahr 2009/2010 auf 8 Eingangsklassen in 2014/15
  • Im Planungsbereich Süd soll bis 2014/15 konstant die Bildung von 8 Eingangsklassen möglich sein

Für Hauptschulen gelten derzeit folgende Regelzügigkeiten:

  • Stadtmitte 4-zügig,
  • Neuwerk, Rheindahlen und Kirschhecke jeweils 3-zügig,
  • die restlichen Hauptschulen jeweils 2-zügig.

Nach dem Beschluss zur Schließung von drei Hauptschulen wird es im Planungsbereich Nord immer noch 5 Hauptschulen für 8 bis 9 Eingangsklassen geben und im Planungsbereich Süd werden sich noch 4 Hauptschulen 8 Eingangsklassen teilen können.

Dr. Fischer spricht zwar von konstant rückläufiger Entwicklung, „konstant verschlafene Entwicklung“ wäre treffender.

Die Schließung von drei Hauptschulen ist nur der Anfang.

Bei der Vorstellung seines Konzeptes meinte Dr. Fischer, dass er das Übergangsverhalten in die Sekundarstufe I nur schwer einschätzen könne, Vorhersagen nicht möglich seien und deswegen politische Entscheidungen getroffen werden müssten.

Seltsam.

In seinen Ausführungen zu den Auswirkungen der Schulschließungen in Wickrath und Giesenkirchen zeigt Dr. Fischer, dass er durchaus in der Lage ist, unzweifelhaft vorhandene Daten zu nutzen und  aufzubereiten, um Schülerströme analysieren und prognostizieren zu können.

Im Planungsbereich Süd erwartet Dr. Fischer für die Hauptschulen Asternweg, Wickrath, Dohler Straße und Dohr durchgehend keine zwei-zügige Gliederung mehr. Für die Hauptschule Asternweg und Wickrath sei es fraglich, ob es in 2014/15 überhaupt noch zur Bildung einer Eingangsklasse reicht.

Die Politiker folgten dem Vorschlag der Verwaltung, die Hauptschulen Asternweg und Wickrath sollen auslaufen, die übrigen könnten so gestärkt werden.

60% der Schüler Asternweg kommen gemäss der erhobenen Daten aus 2006/2007 bis 2008/2009 aus Giesenkirchen; die restlichen 40 % treten von den Grundschulen Rheydt-Zentrum, Bonnenbroich/Geneicken und Mülfort-Dohr in die Hauptschule Asternweg über.

Die Hauptschule soll bis 2014/15 auslaufen, danach könnte das Gebäude durch eine Grundschule genutzt werden. (siehe dazu auch „Teil II: Die Grundschulen“).

Bei Auflösung der Hauptschule Wickrath würden sich die Schülerströme vermutlich zu den Hauptschulen Kirschhecke, Frankfurter Straße, Dohr und Rheindahlen entwickeln.

62% der Schüler der Hauptschule Wickrath kommen aus den Grundschulen Beckrath und Wickrath und Dr. Fischer glaubt, dass sich diese Schüler wahrscheinlich nach Odenkirchen und Rheydt-Mitte orientieren würden, da diese Schülerwanderung dem Anmeldeverhalten von Schülern mit gymnasialer Empfehlung entspräche.

Die restlichen 38% kommen aus Odenkirchen-Mitte (Grundschule Burgbongert), Geistenbeck und Rheindahlen-Mitte. Diese Schüler würden sich vermutlich zur Hauptschule Kirschhecke, Frankfurter Straße und Rheindahlen orientieren.

Wohl gemerkt: all diese detaillierten Ausführungen können Dr. Fischer’s Konzept entnommen werden. Das Übergangsverhalten kann Dr. Fischer schlecht einschätzen? Solche Analysen kann er für andere Schulformen nicht den Politikern vorlegen? Schwer zu glauben.

Dr. Fischer glaubt, dass die Aufgabe der GHS Eicken in begrenztem Umfang die Hauptschule Aachener Str. und Heinrich-Lersch stärken könnte, die Hauptschule Neuwerk allerdings kaum von der Eickener Schließung profitieren dürfte.

Wegen des Raumsicherungskonzepts für das Schulzentrum schlägt der Schul­dezernent vor, die Regelzügigkeit der Katholischen Hauptschule (KHS) auf 2 anzupassen.

Diese Entwicklung bestätigt auch die Anmeldezahl in 2009/10, eine 2-zügige Entwicklung zeichnet sich ab.  Eine Anpassung der Regelzügigkeit von 3 auf 2 Zügen ist lt. Dr. Fischer erforderlich.

Dies dürfte noch für Verstimmung und politische Bauchschmerzen sorgen, hatte die CDU-Neuwerk doch bei Gründung der Neuwerker Gesamtschule der ansässigen Hauptschule versprochen, dass diese immer 4 und 5 zügig fahren dürfe, obwohl das originäre Hauptschulgebäude nur eine 3-Zügigkeit zulässt und obwohl schon damals jedem klar war, dass diese Aussage reines Wunschdenken war.

Ungeachtet der Anmelderealitäten im Hauptschulbereich wurden jedenfalls erhebliche Mittel für die Raumversorgung des Schulzentrums – und der zum Ganztagsbetrieb erweiterten Hauptschule – nach Neuwerk gepumpt, ein Erweiterungsbau für die Hauptschule noch vor der letzten Kommunalwahl beschlossen.

Bekanntlich folgten die Politiker dem Vorschlag Dr. Fischers, die Gemeinschaftshauptschule (GHS) Eicken auslaufend aufzulösen.

Nach den Anmeldeergebnissen für 2009/10 (es reichte nur noch zur Bildung einer Eingangsklasse – auf Dauer zu wenig laut Schulgesetz) und der weiteren Prognose sind die Voraussetzungen für einen geordneten Schulbetrieb nach § 82 Abs 4 SchulG an der Hauptschule Eicken nicht mehr gegeben.

Zum Ende 2014/15 wäre diese Schule dann endgültig aufgelöst, wenn sich nicht vozeitig eine andere Entwicklung ergibt (die Ratsmehrheit folgte einem Antrag der CDU)

Was auch im Konzept steht: Die GHS Eicken bildet regelmäßig eine Vorbereitungs-/Auffangklasse für Schüler, deren deutschen Sprachkenntnisse noch nicht für die Teilnahme am Unterricht in einer Regelklasse reicht.

Dr. Fischer führt dazu lediglich aus, dass die GHS Dohler Straße ebenfalls solche Klassen führt, freie Kapazitäten hat und diese Kinder aufnehmen könnte.

  • Wie viele Schüler sind in einer solchen Auffangklasse?
  • Woher kommen sie, wie weit sind deren Anfahrtswege?
  • Wie lange verbleiben diese Schüler in einer solchen Klasse?
  • Wie wechseln diese danach?

An dieser Stelle gibt das Konzept inhaltlich zu wenig her, Dr. Fischer zeigt auch keine Alternativen auf:

  • Könnte so eine Auffangklasse auch an benachbarten Hauptschulen gebildet werden?
  • Gibt es andere Alternativen zur Förderung und schnellen Integration in Regelschulen?

bzmg-anteil-schuleFür SchülerInnen mit Migrationshintergrund liegen übrigens ausschließlich Zahlen für das Schuljahr 2006/2007 (!) vor. Wie sich diese Schülergruppe (damals) auf die verschiedenen Schulformen verteilten, zeigt diese Grafik aus dem SEP5, der nur dürftige Angaben zu diesem Themenkomplex machte.

Im Jahre 1996 beschloss der Stadtrat, dass ausländische und spätausgesiedelte SchülerInnen grundsätzlich Regelklassen besuchen. Kinder, deren Sprachkenntnisse hierfür jedoch nicht ausreichen, werden in Vorbereitungsklassen beschult. 

Laut SEP5 gibt es neben der Hauptschule Eicken noch in den Hauptschulen Dohr und Dohler Straße solche speziellen Förderklassen.

Es scheint, das Thema „Integration“ ist zumindest im Bereich der Sekundarstufe I kein Thema. Weder für Verwaltung, noch für Politiker. Kein Politiker fragte und hakte an dieser Stelle nach.

Dies hätte sich allerdings im Zuge der Beschlussfassung über das Auslaufen der Hauptschule Eicken nicht nur angeboten, das Thema hätte eindeutig mehr Aufmerksamkeit verdient.

Auf intensive Nachfrage der BZMG meinte Ulrich Elsen, Vorsitzender des Schulausschusses, letztlich müsse es möglich sein, an anderen Hauptschulen ebenfalls solche Klassen zu bilden.

Dazu und zu weiteren Hauptschulthemen hören Sie diesen Teil des Interviews mit Ulrich Elsen:

[audio:09-12-10-03-hauptschulen-mono.mp3]

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