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Lärm macht krank!

logo-durchblick-orange„Sie fühlen sich von Lärm belästigt. Belästigt heißt, sie ärgern sich über Lärm.“ Mit dieser Aussage eröffnete Herr Richard von dem Planungsbüro Richter-Richard seine Präsentation zum Start der Offenlegung des Entwurfs eines Lärmaktionsplans für Mönchengladbach am 17.10.2011 im Ratssaal des Rheydter Rathauses.

Damit hatte er getroffen, was die meisten mit Lärm verbinden: Lärm ist lästig und störend. Ja, er kann nervtötend sein und die Verärgerung darüber bringt so manchen in Rage. Ausspannen, wohlverdiente Ruhe nach einem stressigen Arbeitstag – Fehlanzeige.

In der Großstadt, an vielbefahrenen Straßen, selbst in kleineren Orte in der Nähe von Autobahnen, kann es sein, dass der Wunsch nach Ruhe unerfüllbar bleibt.

Das Umweltbundesamt ermittelte in einer Umfrage, dass 55 % der Befragten sich in ihrem Wohnumfeld durch Straßenverkehr gestört oder belästigt fühlen, 11 % fühlten sich sogar „äußerst“ oder „stark belästigt“.

Dass dauernder Lärm und Vibrationen durch berufsbedingte Belastung längst beim Thema Arbeitsschutz eine wichtige Rolle spielt, ist den meisten bekannt. Gleiches gilt für zu laute Musik „auf den Ohren“. Sei es dank Kopfhörer, Disko oder (nicht nur Rock-) Konzert.

Die empfindlichen und winzigen Zilien (Nervenzellen im Ohr) nehmen das im wahrsten Sinn des Wortes krumm und knicken um wie ein Baum im Sturm. Einige überstehen das, richten sich wieder auf – die meisten aber leider nicht. Das war’s dann mit dem guten Hören. Dasselbe gilt für plötzliche Schallereignisse wie z.B. einem lauten Knall.

Bis hierher werden die meisten sagen: so weit so schlecht, aber bekannt.

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass Lärm, insbesondere ein ständiger Lärmpegel von 65 Dezibel, vor allem während des Schlafes, die gleiche Wirkung erzielt, wie eine zeitweise hohe Lärmbelastung über 120 Dezibel, wenn man dieser oft und lange ausgesetzt ist.

Bei entsprechendem Lärmreiz wird durch oder über die Ohren dem Gehirn signalisiert, dass es aktiv werden soll. Das lässt sich nicht lange bitten und die Nebennieren erhalten die Aufforderung das Hormon Cortisol oder, dank höherer Aktivität des Sympathikus, das Nebennierenmark, die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten. Diese Stresshormone werden vom Körper nicht abgebaut. Dadurch altert der Herzmuskel schneller und das Risiko einen Infarkt zu erleiden steigt erheblich.

Cortisol wird bereits bei hohen Lärmbelastungen über 120 Dezibel im Wachzustand ausgeschüttet.

Wie Studien beweisen, geschieht dies auch bei einem niedrigeren Pegel von 65 Dezibel während des Schlafes, wenn man einem solchen nur lange und oft genug ausgesetzt ist.

Dann ist nicht nur Schluss mit dem ersehnten, entspannten Schlaf, sondern auch die Gesundheit ist in Gefahr.

Was ist Ruhe, was ist Krach?

Ruhe oder Stille wird bis 20 Dezibel empfunden. Ein tickender Wecker hat schon so manchen um den Schlaf und in Harnisch gebracht – und das wegen „nur“ 30 Dezibel.

Bei starkem Verkehrslärm von bis zu 85 Dezibel kann es bereits zur dauerhaften Schädigung des Gehörs kommen.

Die Skala zur Berechnung des Lärms ist logarithmisch. Das bedeutet: Zehn Dezibel entsprechen der zehnfachen Schallintensität. Die Empfindung dazu ist entsprechend: doppelt laut.

Die Belastung für das Ohr verdoppelt sich bereits bei einem Plus von nur drei Dezibel. Untersuchungen haben ergeben, dass bei einer Verdopplung des Verkehrs die Lärmbelastung um eben diese drei Dezibel steigt.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich bei einer Halbierung des Verkehrs die Lämbelastung um drei Dezibel verringert, also zu einer Halbierung der Belastung für das Ohr führt.

Dauernd lärmbelastete Kinder sollen eine um 25% verminderte Lernleistung haben, selbst wenn die Dezibelzahl nicht sonderlich hoch ist. Mehr Lärm also weniger Lernleistung als Mitschüler die in ruhigerer Umgebung leben.

Unsere Ohren schlafen nie!

Augen kann man schließen – Ohren nicht. Das hat viele gute und wichtige Gründe, leider aber auch den negativen Nebeneffekt, dass die Ohren ständig aktiv sind. Unsere Welt ist voller Geräusche. Von angenehmer Musik über normalen Umgebungslärm in der Natur oder Stadt bis zum störenden, nervenden Verkehrslärm.

Unser Gehör kennt keine Pausen.

Lärmbelastung raubt Schlaf und Lebensfreude.

Deshalb ist eine Reduzierung von Lärm, sowohl am Tag als besonders in der Nacht, von großer Bedeutung und die Rolle, die erholsamer, ruhiger Schlaf spielt  ist nicht zu unterschätzen. Gerade weil wir Tag und Nacht hören.

Lärm macht krank!

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt aktuell die Zahl der Toten, die jährlich durch Lärm verursacht werden auf 200.000!

In Deutschland sind derzeit 20.000.000 Menschen von Lärm und seinen negativen Auswirkungen betroffen.

Lärmbedingte Gesundheitsschäden kosten die Europäer nach einem Bericht der WHO mehr als eine Million gesunde Lebensjahre.

Eine 2010 veröffentlichte Studie der Umweltorganisation „Transport & Environment“ kommt auf bis zu 50.000 jährlich durch Verkehrslärm verursachte tödliche Herzanfälle in Europa. Weitere 200.000 Menschen erkranken der Studie zufolge jährlich an lärmbedingten Herz- und Gefäßkrankheiten.

60 bis 65 Dezibel tagsüber und 50 bis 55 Dezibel nachts erhöhen das Herzinfarkt-Risiko. Dabei werden an Hauptverkehrsstraßen durchaus 75 bis 80 Dezibel gemessen.

Mit fatalen Folgen. Denn nicht nur das Gehör, der gesamte Organismus leidet unter Lärm.

Lärm bedeutet Stress für den ganzen Körper!

Nicht weniger als die Gesundheit steht auf dem Spiel. Lärm schwächt das Immunsystem, setzt Körper und Geist unter Stress und ist verantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Besonders gefährlich ist Lärm nachts. Der Schlafrhythmus wird bereits ab 55 Dezibel gestört und z.B. das Herzinfarktrisiko erhöht. Der gesamte Organismus reagiert besonders während des Schlafes auf den nächtlichen Stress– auch auf den vermeintlich unbewussten.

Auch wenn der Lärm nicht bewusst wahrgenommen wird – die Gesundheit leidet. Eine „Gewöhnung“ gibt es nicht!

Es kann nicht oft genug wiederholt werden:

Dauerhafter Lärm erhöht Blutdruck, Puls und die Konzentration der weiter oben bereits genannten Stresshormone und steigert das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt.

Lärm ist ein Stressfaktor!

Lärm ist neben dem Rauchen der wichtigste Risikofaktor für Herzinfarkte.

Herz: Unter Lärmstress verändert sich die Herzschlagfrequenz. Das Risiko für Herzinfarkt und andere Herz-Kreislauf-Krankheiten nimmt zu.

Blutgefäße: Sie verengen sich, altern schneller. Es steigt die Gefahr von Arteriosklerose.

Muskelspannung: Bei unter Lärmstress stehenden Menschen wird eine veränderte Anspannung der Muskeln beobachtet.

Tinnitus: In Deutschland leidet jeder zwölfte an dem ständigen Pfeifen oder Rauschen im (oder gar beiden) Ohr(en). 30% dieser Fälle wurden durch Lärm verursacht.

Magen und Darm: Vermehrte Ausschüttung von Magensaft ist möglich, weil der Magen seine Aktivität bei Lärm reduziert. Das Risiko deshalb an Magengeschwüren zu erkranken wächst.

Nebennieren: Über die Ohren verursacht der Lärm, dass das Gehirn den Nebennieren signalisiert mehr Stresshormone (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) auszuschütten. Damit steigt z.B. die Wahrscheinlichkeit einer Herzattacke enorm.

Adrenalin und Noradrenalin: wird bei physischer und psychischer Belastung gebildet, um das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel schnell an veränderte Situationen anzupassen. Freisetzung von Adrenalin bewirkt eine Erhöhung von Blutdruck und Herzfrequenz, die Bronchien erweitern sich und der Blutzuckerspiegel steigt.

Adrenalin wird unter „normalen“ Umständen schnell wieder abgebaut. Wenn der Stress aber, wie bei ständigem Lärm, nicht nachlässt, wird dauerhaft zu viel Adrenalin und Noradrenalin produziert. Folge: es schadet Kreislauf und Herz.

Cortisol: Ein für den Menschen überlebenswichtiges, unabkömmliches Hormon, das vermehrt unter Stress ausgeschüttet wird. Es ist unter anderem für das Immunsystem zuständig. Ein Zuviel oder Zuwenig schwächt die Immunabwehr und kann Autoimmunerkrankungen (z.B. Allergien) verursachen.