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Mobbing verstehen …

[1]Verstehe einer, was da vor sich geht… Außenstehende können im Grunde genommen gar nicht nachvollziehen, was jemand mitmacht, der unter immer wiederkehrenden Schikanen und üblen Nachreden bis hin zu offenen Anfeindungen und Ausgrenzungen leidet.

Und Freunde, Bekannte und Familienangehörige von Mobbingopfern können es auch irgendwann nicht mehr hören: Geschichten und Geschicht’chen von Ereignissen, die sich irgendwie immer wieder gleichen, denen aber Betroffene nichts wirklich effektives entgegensetzen.

Irgendwie drehen sich alle Gespräche im Kreis. Schnell werden gut-gemeinte Ratschläge erteilt, doch der von Mobbing betroffene Partner oder die gemobbte Freundin wollen diese Ratschläge doch einfach nicht befolgen. Wollen? – oder können sie sie vielleicht gar nicht befolgen, weil…

Ja, warum eigentlich können Betroffene sich nicht wirksam zur Wehr setzen?! Und – kann man das lernen? Ja, kann man.

Sagt und liest sich leicht? Stimmt. Nur müssen Sie mal bedenken, wie lange Betroffene gemobbt werden. Bis jemand versteht, was da vor sich geht, sind meistens schon Monate vergangen, manche machen den Psychoterror schon seit Jahren mit. Mobbing ist ein schleichender Prozess, etwas, das sich nach und nach entwickelt, hoch schaukelt, sich steigert.

Der Mobber dreht sozusagen mehr und mehr die Daumenschrauben an. Der Gemobbte zeigt nicht oder auf die falsche Weise die Grenzen – wo für den einen der Spaß aufhört fängt der Spaß für den anderen erst richtig an.

Wer Mobbing verstehen will, braucht erst einmal Verständnis.

Dieses Verständnis finden Mobbingopfer in einer Selbsthilfegruppe.

In Mönchengladbach treffen sich derzeit zwei solcher Gruppen an jedem 1. und 3. Donnerstag im Monat von 19.00 bis 21.00 Uhr im Mehrgenerationenhaus des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Friedhofstraße 39 in Rheydt.

In Heinsberg trifft sich eine Gruppe jeden 1. und 3. Freitag im Monat um 19.30 Uhr im Selbsthilfe- und Freiwilligenzentrum, Hochstraße 24.

Neben Verständnis finden Betroffene aber auch kritischen Abstand zu Ihrer Situation durch das Gespräch mit anderen Betroffenen: „Um klar zu sehen genügt manchmal ein Wechsel der Blickrichtung“ – und nerven-beruhigender Abstand zum Geschehen am Arbeitsplatz.

Leider ist das oftmals das nächste Problem, wenn der Betroffene allein gelassen wird. Der Arzt schreibt zwar arbeitsunfähig, die Zeit vergeht, doch richtig angegangen wird das Problem eigentlich nicht. Man hängt rum, ist deprimiert, weil man einfach nicht weiß, wie es weitergehen soll. Gedanken drehen sich im Kreis, leider meist eher destruktiv.

Angehörigen und Freunden von Mobbingopfern wird oft der Ernst der Situation erst richtig klar, wenn der Arzt Betroffene krank schreibt: Diagnose Mobbing. Tendenz: steigend. Ein echtes Problem für die Krankenkassen. Und ein echtes Problem für Betroffene: Therapeuten führen mittlerweile Wartelisten.

Und wieder zieht die Zeit ins Land, das Problem wird oft nicht wirklich angegangen, Betroffene sacken im Verharren auf den Therapie- oder Reha-Platz immer weiter ab. Eigentlich verständlich, oder?

„Ja dann kündigen Sie doch…“, als ob das heute so einfach werden. Seit HartzIV greift die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes und den sozialen Absturz stärker denn je um sich. Und mal ehrlich: Würden Sie so einfach kündigen? Doch wohl erst, wenn ein neuer Arbeitsplatz gefunden ist.

Wer jedoch tief in Depressionen steckt, von Selbstzweifeln und Ängsten geplagt ist, Kopf- und Magenschmerzen ohne Feststellung organischer Ursachen hat, dem fehlt leider oft auch die Kraft zur Stellensuche. Notwendige Gänge zu Krankenkassen und Arbeitsämtern werden nicht hilfreich, sondern belastend empfunden.

Betroffene werden von mancherlei Ängsten begleitet: Angst vor dem cholerischen Chef, Angst vor den nächsten bösartigen Äußerungen der Kollegen, Angst vor dem Gang zum Arbeitsamt. Und die Kündigung ist meist auch keine Lösung, denn Betroffene halten erst einmal eine ganze Zeitlang durch – leider oft bis oder kurz vor dem totalen psychischen und physischen Zusammenbruch.

Tja, und dann kommt der nächste Druck vom Arbeitsamt. Druck und Dauerstress – können Sie vielleicht nun vage nachvollziehen, warum Mobbing krank macht?

Wer das Mobbing-Problem anpacken will, braucht Wissen.

Und auch hier ist eine Mobbing-Selbsthilfegruppe Gold wert: hier findet ein reger Informations- und Wissensaustausch vielfältiger Art statt. Viele weitere hilfreiche Unterstützungen finden sich über eine Selbsthilfegruppe. Eine stabile und erfahrene Gruppenleitung ist ein wahres Sammelbecken an Wissen und hoch spezialisiert.

„Mobbing verstehen – Was läuft da eigentlich ab?“

Warum mobbt der Mobber? Warum helfen mir Kollegen, Betriebsrat, Freunde nicht? Wer Mobbing versteht, der weiß, was abläuft und wo er ansetzen muss.
Am Donnerstag, 19.03.09 wird die 1. Mobbing-Selbsthilfegruppe Basisinformationen zu diesem Thema geben.

Auch wer (noch) kein Gruppenmitglied ist, ist herzlich willkommen – eine Anmeldung ist nicht erforderlich; die Selbsthilfegruppe wird von den Krankenkassen gefördert und ist grundsätzlich anonym und kostenlos jedem Betroffenen zugänglich.