Der niederrheinische Radiomoderator

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Stefan Verhasselt(pnet) Stefan Verhasselt ist Radiomoderator. Der 42jährige präsentiert bei WDR4 unter anderem die “Morgenmelodie” und große Veranstaltungen wie die Schlager-Star-Parade in Oberhausen oder das Sauerland-Open-Air. Er gehört damit zu den Aushängeschildern des Senders. Am Samstag, 23. Februar, ist der gebürtige Niederrheiner zu Gast in der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich: Nicht „On Air“, sondern mit seinem ersten Kabarettprogramm „Machen Sie et juut“. Damit tourt er seit eineinhalb Jahren erfolgreich durchs Land.

Im Interview mit Monika Salchert erzählte Stefan Verhasselt, dass er auch auf der Bühne Sendungsbewusstsein hat:

Was treibt einen Radiomoderator aus dem Studio auf die Bühne?

Radio ist und bleibt beruflich die Nummer 1 für mich. Aber ich liebe auch die ganz persönliche Bühnen-Atmosphäre und den direkten Kontakt zum Publikum. Da spürst Du sofort, ob eine Story ankommt. Seit meiner Debütvorstellung vor anderthalb Jahren im Theater von „Dr. Stratmann“ in Essen kann ich folgenden Satz noch mehr unterstreichen: „Der Applaus ist das Brot des Künstlers“. Er macht richtig satt und glücklich.

Mit „Machen Sie et juut“ möchten Sie Ihre Heimat, den Niederrhein, und speziell den Niederrheiner vorstellen. Wie ist der denn so?

Der Niederrheiner an sich ist ein „Assoziations-Prakesierer“. Beim Erzählen kommt er von Höcksken op Stöcksken, beim „Prakesieren“ spinnt er auch schon mal ein bißchen rum, spricht mit sich selbst und hat quere Gedanken. Für den Niederrheiner ist nicht die große Politik das Wichtige, sondern die kleine „Politik des Lebens“ mit ihren bedeutenden Fragen: Wer is jestorben? Wer kann mir mal die Küch streichen? Wat gibbet zu essen?

Verstehen Sie sich als Entwicklungshelfer für den Niederrhein?

Wenn man jemanden so bezeichnen könnte, dann doch eher Altmeister Hanns Dieter Hüsch. Mein Anliegen ist es lediglich, die Niederrhein-Mentalität für ganz Deutschland weiter lebendig zu halten. Ich bin in Straelen geboren. In meiner Jugend habe ich auch durch meine drei frommen Tanten jede Menge gelebten Niederrhein erfahren. Das Erlebte war oftmals unfreiwillig so komisch, dass es sich lohnt, weiter erzählt zu werden.

Und die Geschichten von früher haben Sie sich alle gemerkt?

So ungefähr. Seit fünf Jahren habe ich alle Anekdoten gesammelt und nun daraus ein Stück geschrieben. Geplant ist auch eine Fortsetzung, denn der niederrheinische Geschichtenfundus geht weit über die aktuellen 100 Minuten hinaus. Am Ende meines Stücks werden die Zuschauer feststellen: „Überall ist ein Stücksken Niederrhein – selbst hier!“ Man muss nur die Ohren und Augen offen halten, und schon eröffnet sich der gesamte Mikrokosmos zwischen Kirche und Kneipe, zwischen Bohnensuppe und Budding.

Gibt es Niederrheinisch als eigene Sprache?

Niederrheinisch ist eher eine Mentalität als eine Sprache. Natürlich gibt es regionale Sprachfärbungen zwischen Lobberich und Dinslaken, zwischen Kleve und Langenfeld. Das sind die Dialekte. Aber mit sprachwissenschaftlichen Untersuchungen hat es der Niederrheiner nicht. Niederrheinisch drückt sich in der Art des Denkens und Fühlens aus.

Aber man versteht Sie auch anderenorts?

Aber ja. Manche Zuschauer denken, ich spreche Platt. Das ist nicht so, das kann ich auch gar nicht. Und wenn, wäre ich wahrscheinlich niemals beim Radio gelandet. Ich bin nicht nur am Niederrhein, sondern auch in München und Hamburg zu verstehen, also grammatikalisch. Ich lade die Zuschauer meines Kabarettstücks ein, die niederrheinische Mentalität kennenzulernen und in den 100 Minuten „mal eben zu mir na Haus‘ zu kommen“.

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