Biogas-Anlage Wanlo: Offenlegung seit 09.08.2010 – aktion Durchblick veröffentlicht Analyse

Huber, aktion Durchblick MG [ - Uhr]

logo-durchblick-orangeSeit Montag, den 09.08.2010, läuft die Offenlage der Pläne im Planverfahren zur Errichtung einer Biogasanlage in Wanlo.

Das Thema bewegt seit Monaten nicht nur die Wanloer Bürger. Verständlich, dass diese die klarste und deutlichste Aussage von allen treffen: „Wir wollen diese Anlage nicht!“

Kann man es Ihnen verdenken? aktion Durchblick sagt: Nein! Wanlo ist mit Recht verärgert, entrüstet und fühlt sich vor allem von der Politik vernachlässigt, ja ignoriert.

Wer sich der Mühe unterzieht und nach Wanlo fährt, wird schnell verstehen, was die Bürger dort umtreibt und verärgert. Die vielen Ärgernisse wurden bereits mehrfach thematisiert. In Artikeln und Kommentaren.

Wanlo ist der „vergessene Ortsteil“ Mönchengladbachs, den viele Bürger oft noch nicht einmal mehr als „dazu gehörend“ wahrnehmen. Wenn sie ihn überhaupt kennen. Das ist leider die Wahrheit.

Hier passiert, was häufig in Randlagen von Städten vorkommt. Störendes baut man dort. Irgendwo muss es hin. Also „sucht“ man sich ein bereits stark belastetes Gebiet aus. Dieses wird zum Sammelbecken, Sammelsurium, wie immer man es nennen will, verschiedenster Grausamkeiten.

Idealerweise hat ein solcher Stadtteil wenige Einwohner. Da hält sich der Protest zahlenmäßig in Grenzen. Auch der, der angrenzenden Gemeinde(n). Schon passt alles wunderbar.

So geschehen in Wanlo, wo vor einigen Jahren die damalige CDU-Bezirksvorsteherin einem Einwohner auf dessen Ärger und Einwendung, dass dort alles abgeladen würde, was man sonst nirgendwo in Mönchengladbach wolle, erklärte: „Wanlo steht im Fokus der Politik“.

Klingt harmlos, ist es aber mitnichten. Wird mit diesen harmlos klingenden Worten doch lediglich ausgedrückt, was in der Tat stattfindet.

In diesem Tenor ist selbst die Mitteilung der Bezirksregierung Düsseldorf vom 21. September 2009 gehalten, die ihre Zustimmung zur „Anpassung der Bauleitplanung an die Ziele der Raumordnung“ wortwörtlich begründet:

„Der Standort im Freiraum ist regionalplanerisch aufgrund der Vorbelastung der Fläche durch die direkte Zuordnung der Anlage zu einer Kompostierungsanlage im Westen, der Nähe zum Braunkohltetagebau und zu verschiedenen Windenergieanlagen im Süden geeigent. Zudem bietet der Zusammenschluss mehrerer landwirtschaftlicher Betriebe, die Chance, Verkehr zu reduzieren.“

Erstaunlich ist zweierlei.

Die Bezirksregierung spricht also von „Vorbelastung“. Ein Wort, das die Situation treffender nicht beschreiben kann, das jedoch Gladbacher Politiker, zumindest öffentlich, gar nicht erst auszuprechen wagen.

Mit Erstaunen kann man in demselben Schreiben lesen, dass der „Zusammenschluss mehrerer landwirtschaftlicher Betriebe die Chance biete, Verkehr zu reduzieren“.

Die Realität ist, wie wir zwischenzeitlich wissen, eine vollkommen andere. Nicht nur mangels landwirtschaftlicher Betriebe in Wanlo.

Die „Chance zur Verkehrsreduzierung“ sieht so aus, dass Landwirte aus Kaarst, Bedburg, Titz, Heinsberg, kurz zu fast 70% aus Orten ausserhalb Mönchengladbachs kommen. Also keineswegs „ortsnah“, wie Verlautbarungen von NVV und Stadt suggerieren wollen und dies der Bezirksregierung so mitgeteilt wurde.

Kein Wunder also, dass die Wanloer Bevölkerung erbost vor allem auf diesbezügliche Kommentare von NVV und Kreisbauernschaft reagiert. Die nämlich erklären stereotyp, dass es zu keinen Mehrverkehren käme, da Feldfrüchte auch bisher in Wanlo angebaut und geerntet wurden.

Bei einer zusätzlichen Menge von 27.000 t Mais plus 3.000 t Gülle, Mengen, die niemals in Wanlo geerntet werden bzw. anfallen können, von „ortsüblichen“ Ernten zu sprechen, bedarf es schon gewaltiger gedanklicher Verrenkungen. Wohlgemerkt es geht hier um die Ernte einer Fläche von 400 ha!

Wo bitte könnte eine solche in und um Wanlo – also „ortsnah“ –  erzielt werden?

Damit sind wir auch schon wieder mitten im Thema.

Bemerkenswert und ein absolutes Novum in Mönchengladbach, war in diesem Zusammenhang eine Aktion von Bündnis 90/Die Grünen.

Sie erstellten einen an die NVV gerichteten 30-Punkte-Fragenkatalog, nachzulesen in der BZMG: http://www.bz-mg.de/politik-verwaltung-parteien/b90-gruene/biogas-anlage-wanlo-grune-haben-30-fragen-zunachts.html

Die Antworten liegen zwischenzeitlich vor.

aktion Durchblick hat sich mit den Antworten der NVV auseinandergesetzt. Es handelt sich dabei um den Stand per Juni 2010.

Zwischenzeitlich hat sich das eine oder andere ergeben, das in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten sicher noch zu thematisieren und von Poltik, Verwaltung und NVV zu erläutern sein wird.

Dies wird sich sicherlich auch in einer großen Beteiligung der Wanloer und weiterer Mönchengladbacher Bürger in Form von Beschwerden u.ä. im Rahmen der Offenlegung niederschlagen.

Aktion-Durchblick-MG-Biogas-Anlage-Wanlo-Anlayse-und-Bewertung-titelDie Ausarbeitung von aktion Durchblick: „Biogas-Anlage Wanlo – Analyse und Bewertung“ finden Interessierte durch Klick auf die nebenstehende Titelseite als PDF zum Ansehen und zum Download.
 
Durchgängig ist in der 57-seitigen Analyse zu erkennen, dass die Verantwortlichen der NVV und die involvierten Mönchengladbacher Politiker Einzelheiten zur Biogasanlage Wanlo erst (und nur in dem Umfang) preisgeben, wenn ihnen konkrete Fragen gestellt werden. Eine offensive Kommunikation scheint nicht zu deren Strategie zu gehören.

Wenn auch viele Politiker der Ampel gerne davon sprechen, dass die „Ampel-Kooperationsvereinbarung“ eine “gute Grundlage für einen neuen Politikstil und mehr Transparenz” sei, ist davon bei und im Umfeld der NVV AG nichts festzustellen.

4 Kommentare zu “Biogas-Anlage Wanlo: Offenlegung seit 09.08.2010 – aktion Durchblick veröffentlicht Analyse”
  1. Es ist richtig, dass in der Analyse nicht näher auf den Aspekt Umweltschutz eingegangen wurde. Dies geschah nicht, weil die aktion Durchblick diesen nicht im Fokus hat, sondern lag in der Natur der Sache.

    Die Analyse basiert auf Fragen von Bündnis 90/Die Grünen und Antworten der NVV.

    Diese waren geprägt von den Themen, die zunächst, auf Mönchengladbach bezogen, im Vordergrund standen: Der unerwartet heftige Widerstand der Wanloer, die Verkehrsproblematik, Aussagen der NVV, die auf viele provokant wirken und so nicht kommentarlos hingenommen werden.

    Will man Biogasanlagen und Umweltschutz in Einklang bringen, stellt sich als erstes die Frage nach dem, was verarbeitet werden soll. In diesem Fall Mais.

    Unabhängig davon, dass hier immer die ethische Frage aufgeworfen wird, ob man angesichts des Hungers in der Welt Mais zu Energie verarbeiten kann, muss die Gefahr der Monokultur und der Verlust der Artenvielfalt gesehen werden.

    Hierzu finden Interessierte unter dem Titel „Biogasanlagen gefährden Artenvielfalt“ hier auf BZMG einen Artikel, der sich mit dieser Thematik befasst:

    http://www.bz-mg.de/politik-verwaltung-parteien/b90-gruene/biogas-anlagen-gefahrden-die-artenvielfalt.html

    In diesem ist ein Link zu einem Artikel der Organisation „Rettet den Regenwald e.V.“. Unter dem Titel „Und die Lerche singt nicht mehr“ wird hier über das Artensterben berichtet, das von verstärktem Maisanbau verursacht wird.

    In einigen Bundesländern wie z.B. Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern spricht man schließlich schon von einer „Vermaisung“ der Landschaft.

    Selbst wenn es, vermutlich, zu einer Änderung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) kommen wird, die zumindest ein weiteres Anwachsen der „Vermaisung“ stoppen wird, dort, wo darauf basierende Anlagen stehen, haben Betreiber (Energieversorger und Landwirte) Bestandsschutz für 20 Jahre.

    Ein langer Zeitraum, in dem viel geschehen kann. Vielleicht auch die Aufgabe der Verarbeitung von Mais in Biogasanlagen. Wünschenswert wäre es. Was nicht bedeutet, dass dann nicht andere Monokulturen entstehen können.

    Selbstverständlich ist es wichtig und wünschenswert, dem entgegen zu wirken. Biodiversität ist unverzichtbar, trägt sie doch zur Bewahrung des Ökosystemes unseres Planeten bei. Artenvielfalt ist für die Erde lebenswichtig. Es besteht ein äusserst komplexer Zusammenhang zwischen den Lebewesen der Ökosysteme. Nicht umsonst haben die Vereinten Nationen 2010 zum Jahr der Biodiversität erklärt.

    Der erwähnte Artikel ist jedem zu empfehlen. Er verdeutlicht anschaulich die Problematik, die von wirtschaftlich orientierten Organisationen und Unternehmen gerne herunter gespielt werden.

    Es stellt sich ganz klar die Frage: Erneuerbare Energien zu Lasten der Natur und Umwelt, die wir eigentlich durch deren Einsatz schützen wollen?

    Das kann nicht die Lösung sein, zumal es keine Gründe oder Not, wie z.B. Energiemangel, gibt, die uns zu solchem Handeln zwingen.

    Biogasanlagen entstanden für die Reststoffverwertung, wie z.B. Gülle, um diese umweltfreundlicher aufzubereiten und daraus Nutzen zu ziehen, nämlich Gas zu gewinnen. Solche Verwerteranlagen sind sinnvoll.

    Bei der in Mönchengladbach geplanten Biogasanlage handelt es sich um ein reines Renditeprojekt, das nicht geplant würde, gäbe es nicht die diversen Vergütungen (u.a. Einspeisevergütung) und Bonifizierungen (für Mais und Gülle).

    Deshalb ist der Artenschutz ein weiterer Kritikpunkt und ein Argument gegen die geplante Biogasanlage.

  2. @ José

    Vermutlich haben Sie Recht mit Ihrer Prognose, dass es unsere Damen und Herren Politiker am Ende wieder einmal keinen Deut scheren wird, was hier an nachvollziehbaren, gut recherchierten und eigentlich überhaupt nicht misszuverstehenden Fakten zusammengetragen wurde.

    Wie ich heute bereits an anderer Stelle leicht resignierend meinte, scheint der einzig legitime Grund für jegliches Handeln – wie umweltzerstörend, asozial, menschen- oder tierverachtend es auch immer sein mag – derjenige des Geldverdienens zu sein. Wenn dieser Umstand gegeben ist, dann ist alles möglich, dann werden sämtliche etwaige Bedenken rasch vom Tisch gefegt und, falls nötig, als Unwahrheiten abgetan.

    So ist es in der Vergangenheit zu oft geschehen, als dass man hier und heute voller Zuversicht und Vertrauen an den doch auch bei Menschen mit dem Beruf „Politiker“ vermuteten gesunden Menschenverstand appellieren wollte, oder gar an deren Gewissen? Was für ein Ansinnen!

    Nach der Lektüre der Ausarbeitung von „aktion Durchblick“ (da scheint der Name Programm zu sein :-)), hatte ich mich doch für einen Moment der vagen Illusion hingegeben, es könnte ja doch sein, dass …. Nun, es bleibt sicher abzuwarten und wer weiß, … einmal, irgendwann, vielleicht ….?

  3. @ Pincopallino

    Ihre Frage „Kann sich die Politik unserer Stadt dem allen entziehen“ könnte man schon jetzt (leider, leider) entgegen halten: Ja, sie können und sie werden.

    Sie sind nämlich gar nicht gewillt etwas anderes als das, was ihnen die kluge, allwissende NVV erzählt, ja immer und immer wieder mit denselben Worten wiederholt, anzuzweifeln.

    Ob sie nicht können oder wollen ist da schon fast egal. Sie tun einfach nichts anderes, als das was die NVV will – und die will Kasse machen, Subventionen kassieren. Rendite, Profit ist angesagt, koste es, was es wolle.

    Kosten tut’s doch sowieso nur den Bürger. Der wird zahlen. Egal wie. Die Subventionen über die Steuern. Die Kosten für den Bau der Biogasanlage über die Energierechnung.

    Was ich in der Sache etwas vermisse, ist der Aspekt Umweltschutz. In dieser Beziehung steht der Mais in ausgesprochen schlechtem Ruf. In der Analyse, die ich selbstverständlich deswegen nicht abwerten will, wird zwar das Thema Genmais angesprochen und auch das Lieblingsthema der NVV vom angeblichen besonderen Interesse am Grund-/Trinkwasserschutz zu Recht auf Normalmaß zurechtgestutzt, aber den Bereich Nachhaltigkeit/Naturschutz finde ich auch sehr wichtig.

    Vielleicht kommt da noch was? Es wäre wichtig, gerade diesen Bereich der NVV einmal vorzuhalten, da sie sich ja versucht es so darzustellen, als sei sie der Umweltschützer schlechthin. Was sehr bezweifelt werden darf.

    Wie heisst es da z.B.: dank der verschiedenen Vergütungen rechnet sich eine Biogasanlage. Toll! Also grün lackierte Subventionsanlage auf der Bio steht und alle glauben das auch noch.

    Dass die geplante Biogasanlage mit dem Wort „Bio“ im Sinne von Ökologie, an das alle sofort reflexhaft denken, rein gar nichts zu tun hat, wird nicht wahrgenommen. Dass die NVV da geschickterweise schweigt ist sogar verständlich. Sie will ihre Biogasnlage, d.h. Profit.

  4. RESPEKT!

    Diese Ausarbeitung zeugt von Sachkunde und Engagement und wird wohl jeden Leser, der vielleicht noch der naiv-kindlichen Auffassung war, dass BIO-Gasanlagen das Weltklima retten könnten, eines Besseren belehren.

    Manches wurde ja bereits in zahlreichen, auf dieser Plattform zum Thema geäußerten Meinungen deutlicher als allgemein bekannt, aber hier bleiben kaum noch Fragen unbeantwortet und der einzig mögliche logische Schluss ist, dass eine Biogasanlage am Standort Wanlo Unsinn ist.

    Hier wurde durch Belege dokumentiert und sachlich argumentiert – Vielen Dank für diese erschöpfenden Informationen! Kann sich die Politik unserer Stadt dem allem entziehen? Es wird spannend …

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