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Wie Druck aus dem Gesamtschulkessel nehmen?

logo-mgEinen Neubau wird es nicht geben, jedenfalls nicht unter einer CDU geführten Landespolitik: Geld für Ausbau von Ganztagsbetrieben an Gymnasien, Real- und Hauptschulen, Geld für gesonderte Hauptschulprogramme JA, Geld für weitere Gesamtschulen NEIN. Auch andernorts haben sich Gesamtschulbefürworter aus Politik und Elternverbänden an Schulministerin Sommer (CDU) schon die Zähne ausgebissen, von einem Düsseldorfer Stimmungswechsel ist bis dato über die Landtagsabgeordneten nichts bis nach Mönchengladbach durchgedrungen. 

Abgesehen davon: Wie will man dem Steuerzahler Schulneubauten, egal für welche Schulform, erklären, wenn Schülerzahlen kontinuierlich zurückgehen und leere Schulgebäude die Folge sind? 

Erklären muss die Politik dem Steuerzahler auch, warum u. U.in weiterführenden Schulen (z. B. aus Hauptschulfördertöpfen oder Konjunkturprogramm II)  investiert wurde, die dann ein, zwei, drei Jahre später schließen müssen. 

Das wird bestimmt in Fragen der Schulpolitik ein spannender Landtagswahlkampf. 

Zumindest vorerst muss man also in die Trickkiste greifen: 

Kann man frei werdende Schulgebäude für Dependancen nutzen?

Kann man bestehende Gesamtschulen vor Ort erweitern? 

Kurzfristig zeichnet sich nur letztere kleine Zwischenlösung ab: die Gesamtschule Neuwerk ist für das kommende Schuljahr als Ausnahme bereit, zwei zusätzliche Klassen aufzunehmen.

Die Gesamtschule Neuwerk mausert sich zum zukunftsweisenden „Technik-Standort“; sicherlich über das Neuwerker Gebiet hinaus interessant für viele Eltern, die ihren Nachwuchs bestens in technisch-mathematisch-naturwissenschaftlichem Bereich gefördert und gefordert wissen möchte (Hierzu unsere Bericht „zdi“ [1]). 

Die Gesamtschule Espenstraße könnte um einen Zug erweitert werden; Platz böte die ab diesem Jahr auslaufende Grundschule am Schmölderpark. 

90 Plätze mehr könnten also im nächsten Schuljahr angeboten werden. 

Die Umwandlung einer bestehenden weiterführenden Schule in eine Gesamtschule könnte sich nur nach den Anmeldezahlen ergeben – und aus den Vorgaben der Ampel-Koalition: Gymnasien und Realschulen müssen künftig gesichert 3-zügig, Hauptschulen 2-zügig fahren, wollen sie denn dauerhaft weiterbestehen.

Das heißt: jedes Jahr um Schüler kämpfen, jedes Jahr das große Zittern um den Fortbestand der Schule. 

Wird das Eltern und Kindern gerecht?

Schüler einer „Zitterschule“ fragen sich jedes Jahr: Geht es ein Jahr weiter? Kommen wir bis zum Abschluss durch? Letztlich wollen Eltern Kontinuität und Sicherheit, auch das wird ein immer wichtigeres Entscheidungskriterium werden. 

Auf Dauer stehen alle Schulformen in einem harten Wettbewerb um die Gunst von Eltern und Schülern. 

Eltern werden zunehmend kritischer, nehmen auch weitere Schulwege für den Nachwuchs in Kauf, wenn sie den Eindruck haben, dass die erwählte Schule auch moderne, innovative Bildungswege für den Nachwuchs bereit hält. 

Lehrer und Rektoren sind hier im besonderen Maße gefordert, müssen neue Akzente in ihren Lehrmethoden setzen, auch sich neu präsentieren. 

Eltern müssen den Eindruck gewinnen, dass die versprochene individuelle Förderung nicht nur auf dem Papier steht. Das geht nur mit ständiger Imagepflege, ein Tag der offenen Tür ist an dieser Stelle zu wenig. 

Eltern werden zunehmend kritischer und skeptischer, gehen oft mehrere „offenen Türe“ ab, hören sich um, recherchieren. 

Entscheidungen müssen also her, so oder so. Auf Dauer sind Zitterpartien Schülern und Eltern keiner Schule zuzumuten. 

Genauso wenig, wie die seit Jahren bestehende Abweisungsquote von 50% bei Gesamtschulen. Auch hier schlägt Hoffen und Bangen um einen Platz, Freude und Enttäuschung all-jährlich Wellen und treffen Eltern und Kinder. 

Hören Sie hier eine erste Einschätzung der Sprecherin der MIGS, Angelika Hofmann, kurz nach der Schulausschusssitzung vom 18.11.2009:

[audio:http://www.br-mg.de/wp-content/streams/interviews/09-11-18-interview-migs.mp3]