Ein Abend mit russischer Kammermusik begeisterte das Publikum im Konzertsaal des Theaters

Red. Theater [ - Uhr]

Ein großer Erfolg war das Konzert im Rahmen der Veranstaltungen „Theater extra“ im  Konzertsaal  der Stadthalle.

„Russischer Abend“ war das Thema. So wurde der Abend ausschließlich mit Musik russischer Komponisten bestritten.

Der große Konzertsaal war geschickt zu einem Kammermusiksaal umfunktioniert, so dass die nur ca. 60 Zuhörer (welch eine Schande für die Stadt Mönchengladbach ) im Halbkreis vor der Bühne sich nicht verloren vorkamen.

Bei den hier gebotenen Leistungen hätte der Saal eigentlich ausverkauft sein müssen.

Von Politik, Wirtschaft, Lehrern, konnte ich niemand feststellen. 

Von zwei jungen Sängern, der fest im Ensemble verpflichteten Sopranistin Isabela Matula, die bereits in mehreren Opern zu hören war, z.B. in „Suor Angelica“ von Puccini, in „Stiffelio“von Verdi und zuletzt umjubelt in „Mazeppa“ von Tschaikowsky, dem Tenor Andrey Nevyantsev, der Mitglied des Opernstudios Niederrhein ist, und ebenfalls in einer Reihe von Vorstellungen, darunter auch in Mazeppa und ganz wunderbar lyrisch in den “Lustigen Weibern von Windsor“ in der Rolle des Fenton als Partner der zauberhaften Lisa Zimmermann glänzte, hörte man hervorragende Leistungen.

Nicht als „Opernjulen“, sondern in der ungleich schwereren Rolle als Liedersänger.

Beide, sensibel begleitet von Michael Preiser am geöffneten Steinway-Flügel, konnten mit Bravour bestehen.

Als Erster trat Andrey Nevyantsev mit einem Lied aus „Abschied von St. Petersburg“ , nämlich der „Lerche“, Text von Nestor Kukolnik, als Eisbrecher auf.

Wunderbar lyrisch, mit vielen strahlenden und auch abgedunkelten  Farben gesungen.

Bereits hier jubelte das Publikum.

Als nächstes dann vier Lieder von Tschaikowsky nach Texten von Aleksey Apuchtin und ein Lied von Rachmaninow nach einem Text von Mariya Davidova.

Hier stellte sich Isabela Matula mit der gerade bei Liedern geforderten Mittellage , strahlenden Spitzentönen, runder Tiefe vor. Perfekt passte sie ihre große Stimme dem Liedcharakter an.

Andrey Nevyantsev  wechselte dann auch zu Rachmaninow, 4 Lieder nach Puschkin-Texten.

Er konnte hier, sammetweich, hell und dunkel, mit strahlenden Spitzentönen, dynamisch differenziert, jederzeit wie Isabela Matula, den Text-Inhalt auf das Publikum übertragen.

Den Schluss bildeten 3 Lieder des Komponisten Nikolaj Medtner aus verschiedenen Zeiträumen. Es handelt sich hier um pseudoromantische Musik, zu der sich Richard Strauss sehr abfällig äußerte. Ich kann dessen Urteil nur zustimmen.

Er wurde durch den Maharadscha von Mysore gefördert, der bei der Emi Plattenaufnahmen machen ließ, die aber durch die Umstellung von Schellackplatten auf Vinyl-Platten nicht mehr veröffentlicht wurden.

Medtner hätte doch wissen müssen, dass, wenn ein Sänger in der tiefen Mittellage zu singen hat, der Klaviersatz nicht überbordet!

Frau Matula machte das Beste hieraus und wurde vom Publikum gefeiert. 

Dank der im Programm mitzulesenden deutschen Übersetzungen waren Texte und Ausdeutungen durch die Sänger gut nachzuvollziehen. 

Nach der Pause gab es dann von Rachmaninow die 1. Sonate d-moll op 28.

Ich muss gestehen, dass ich mit diesem sehr langen  Werk nicht viel anfangen kann.

Da es doch eine „Faust-Sonate“ werden sollte, habe ich erwartet, dass die einzelnen Figuren, Faust, Mephisto, Gretchen, vielleicht auch noch die „Walpurgisnacht“, das „Dies Irae“, erkennbar seien.

Für mich ist es sehr gleichförmig und immer laut. Sind die technischen Schwierigkeiten dieses Werks entscheidend für eine Aufführung?

Michael Preiser meisterte diese Schwierigkeiten bravourös. Scheinbar hat er manuell keine Probleme.

Ich würde gern von ihm eine Schubert-Sonate oder einen späten Beethoven hören.

Standing Ovations für ihn. 

Solche Konzerte sollte man öfters hören können. 

Herbert Rommerskirchen

2 Kommentare zu “Ein Abend mit russischer Kammermusik begeisterte das Publikum im Konzertsaal des Theaters”
  1. @ Pardon

    Sie haben es auf den Punkt gebracht!

    Schade, dass Kunst für viele der selbsternannten Promis nur genauso eine Bühne ist, wie die, auf der die Künstler stehen. Schließlich sind diese Leute ja so was von gebildet und kultiviert.

    Das ist ja leider überall so, selbst in Bayreuth wo „man“ schon sehr „wichtig“ sein muss, um bei den Festspielen eine Karte zu ergattern oder (noch billiger, was auch bei solchen Leuten zählt und den Promifaktor zeigt) eingeladen zu werden.

  2. „Von Politik, Wirtschaft, Lehrern, konnte ich niemand feststellen.“

    Natürlich nicht.

    Wäre die Veranstaltung vom „Initiativkreis MG“, ja dann würde man auch manchen „Kunst- und Musikfreund“ aus dieser Bevölkerungsgruppe finden.

    Doch trübt das den Musikgenuss? Nein.

    Und die Künstler wissen, dass der Applaus echt ist und dass sie nicht lediglich einen schönen Rahmen für vermeintlich wichtige Leute bilden.

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