Ein wunderbarer Solist, Emmanuel Ceysson, Harfe im 3. Sinfoniekonzert in der Stadthalle

Red. Theater [ - Uhr]

Ein höchst interessantes Programm wurde den sehr geneigten Hörern beim 3. Sinfoniekonzert der Spielzeit 2012/13 am 19.12.2012 in der Stadthalle zu Rheydt geboten.

Werke von Sergej Prokofjew, Reinhold Glière, Robert Schumann.

Zunächst etwas befremdlich, aber es passte zumindest im ersten Teil ganz hervorragend.

Prokofjew, der eine Zeitlang Schüler des damals in Rußland schon bekannten, deutschstämmigen Reinhold Glière war, hat von diesem offensichtlich einen grossen Teil  der üppigen, blühenden Instrumentierungskunst übernommen.

In der „Symphonie classique“ hörte man es deutlich. Haydnsche, Mozartsche, sogar Schubertsche Tanzseligkeit in einem etwas anderen Kostüm.

Dieses Werk ist nicht umsonst, dies in bester Hinsicht, so bekannt und beliebt.

Damit zum Orchester und seinem Dirigenten Alexander Steinitz.

Man legte sich „so richtig rein“, wie man hier im Rheinland sagt. Es zuckte in Fuß und Bein, so schmissig kam es einher. Kleinigkeiten zu bemängeln wäre Beckmesserei. Es blühte, sirrte und schwang einfach wunderbar. 

Dann aber der absolute Höhepunkt des Abends, das hier kaum bekannte Harfenkonzert „Es-Dur“ des wirklich romantischen Komponisten Reinhold Glière. Es ist eines der wenigen Werke für das Instrument Harfe. Sehr zu Unrecht fast vergessen, wenn man es, wie hier, von einem Besessenen seines Instruments hört, dem jungen Musiker Emmanuel Ceysson.

Ganz absichtlich nenne ich ihn hier einen Musiker, Musikanten, Barden. Dass er sein Instrument technisch absolut und makellos beherrscht, ist für ihn die Voraussetzung zu unglaublichem Musizieren. Welche Farben, welche dynamischen Unterschiede entlockte er seinem klangvollen, großdimensionierten Instrument. Wie selbstverständlich kamen hier kleine Temporückungen,  das Wiederanziehen und Nachgeben.

Ich habe vor vielen Jahren hier in Rheydt und Mönchenglachbach die Harfenisten Lili Laskine und Nicanor Zabaleta gehört. Da habe ich nur technische Erinnerungen.

Ein Geschenk, so etwas erleben zu dürfen!

Aber es wäre wahrscheinlich nicht so grandios geworden, wäre unser Orchester bei diesem Stück nicht so klangselig, süß spielend, von Steinitz zur äußersten Aufmerksamkeit gebracht, mitgegangen.Wie Solist, Dirigent, Orchester, da aufeinander hörten, zusammenmusizierten, war umwerfend.

Eine Gesamtleistung, die mich zu solchen Lobeshymnen bringt. 

Dem großen Beifall dankte der junge Ceysson mit einem Impromptu des gleichen Komponisten, Reinhold Glière.

Ein Dank wahrscheinlich nicht nur an das begeisterte Publikum, sondern auch an den Komponisten.

Im zweiten Teil gab es dann Robert Schumanns schwierige „ 4. Sinfonie“.

Hier kann ich der Auffassung von Alexander Steinitz nicht folgen.

Schumann schreibt doch über den Anfang des ersten Satzes die Bezeichnung „Ziemlich langsam“, was hier erklang, konnte man aber als ziemlich (Viel zu) schnell bezeichnen, sodass beim Übergang zum „Lebhaft“  kaum ein Unterschied festzustellen war.  Es wirkte dann etwas gehetzt. Auch vom Einsetzen des Themas in den Streichern habe ich kaum etwas gehört, da die sforzati  in den Bläsern viel zu laut waren. Es klang wie rinforzati.

Auch weiterhin waren die Bläser (Trompeten) aufdringlich. Das Thema liegt doch hier eindeutig bei den Streichern, die ihr Bestes taten, gegen die unwichtigen Bläserstöße anzukommen.

Die Orchesterbalance herbeizuführen, ist aber Sache des Dirigenten. 

Der zweite Satz erklang anfangs äußerst klangschön, Bläser und die dunkel spielenden Streicher trafen präzis die Stimmung. Leider wurden dann auch hier wieder die Angaben „Romanze und  ziemlich langsam“ weitestgehend mißachtet, außerdem spielte das Orchester beim sehr schön gespielten Geigensolo zu laut. Hier war vom Instrument manchmal nicht viel zu hören. Die Duette zwischen Oboe und Cello kamen hervorragend. 

Auch der Anfang des 3. Satzes,  das dunkle Scherzo kam zu rasch. Die Bedrohlichkeit  und die Süße kamen zu kurz. Der Trio-Teil unterschied sich hiervon kaum. 

Der Übergang zum 4. Satz war perfekt. Sehr schön. Der nicht zu schnelle Teil des Finalanfangs klang ebenfalls sehr schön.

Dann wurde es aber wieder wild, die Unisonorufe klangen recht unschön. Die Beschleunigung zum Schluß hin wurde zu einer Parforcejagd, das Nachvollziehen der Musik kaum möglich.

Zum Ende wurde es so grell, so unschön, das der Beifall ausblieb und erst das Zuklappen der Partitur zu Beifall führte. 

Wollte Herr Steinitz hier die „Taten“ von Leuten wie Harding, Harnancourt, etc. noch übertreffen? 

So toll wie ich den ersten Teil des Konzertes fand, so mißfiel mir das entstellte Schumann-Bild des zweiten Teils.

Herbert Rommerskirchen

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