Sternstunde der Kammermusik in der Ev. Barockkirche zu Wickrathberg – Ein Konzert zum Schwärmen: „Wie schön ist doch Musik“!

Herbert Rommerskirchen [ - Uhr]

[26.09.2013] Wenn zwei Künstler dieser Qualität, die Flötistin Annette Maiburg und der Harfenist Emmanuel Ceysson, beide Celebritäten, aufeinanderstoßen, gibt es entweder einen Wettkampf oder eine Sternstunde des Zusammenmusizierens.

Eine solche Sternstunde durften die Zuhörer, dieses meine ich in der allerbesten Form, eine absolute Stille herrschte während des Konzertierens, genießen.

Welch ein Zusammenspiel, welche Aufmerksamkeit zum Partner hinüber, welche Abstimmung in allen Dingen, Dynamik, Farben der Instrumente, agogischem Spiel war hier zu erleben!

Das muss man einfach einmal wieder erleben, um ein heute so oft rein mechanisches Spiel, technisch vielfach perfekt, zu diskretitieren.

Die Erfüllung eines kammermusikalischen Zusammenspiels. Hier wirkte auch die Atmosphäre und die Akustik der herrlichen Barock-Kirche zu Wickrathberg mit.

Annette Maiburg, die Flötensolistin, riss durch ihr beseeltes Spiel, ihre Musikalität, ihren schlanken, brillanten Ton, das Vibrato, das ja gerade bei Flötensolisten ausufert, perfekt der Musik anpassend, ohne das Vergolden des Tons, d.h. ohne hörbare Luft neben dem konzentrierten Ton, durch perfekte Technik hin.

Dieses kam besonders in ihrem Solostück, der „Chaconne“ für Flöte solo von Sigfrid Karg-Elert  zum Klingen. Donnernder Applaus dankte ihr für ein „Modernes“  Stück Musik. Hier kam die Farbigkeit des Tons, das Singen der Flöte besonders zum Ausdruck. 

Annette Maiburg, die ja mit vielen großen Dirigenten und Orchestern musiziert hat, stellte sich hier,  in der Barock-Kirche zu Wickrathberg mit ihrem kongenialen Partner Emmanuel Ceysson, Harfe, ganz in den Dienst der Kammermusik. 

Emmanuel Ceysson, der 1. Soloharfenist der Grand Opera, Paris, ist einfach ein Ausnahmetalent. Was er der Harfe alles entlocken kann, ist einfach überwältigend. Ich habe etliche tolle Harfenspieler gehört, darunter Nicanor Zabaleta,  den sogenannten himmlischen Harfenspieler.

Ich meine, dass Emmanuel Ceysson besser ist.

Was er seinem Instrument, einem sogenannten „Zupfinstrument“  an Dynamik, Farben, unterschiedlichsten Klängen entlockte war, salopp ausgedrückt, einfach irre. Was er da an intimsten Klängen, an rauschenden Arpeggien brachte, einfach grandios. 

Zu beobachten bei beiden Künstlern ihre Liebe zu ihren Instrumenten. 

Bereits beim 1.Punkt des Programms, der Sonate E-Dur, BW 1035 für Flöte und Basso continuo war das Zusammenmusizieren perfekt.

Wie die Musiker aufeinander hörten, mit schlankem Ton spielten, hervorragend.

Das nächste Duo war ein Potpourri aus Mozarts Zauberflöte, von Louis Spohr für Flöte und Harfe gesetzt. Beginnend mit der Paminen-Arie, die so schön von der Flöte erklang, wie man sie von Sopranistinnen auf der Bühne nur selten hört, den Papageno-Arien war es ein das Publikum begeisternder Höhepunkt.

Nach der Pause ging es dann mit einer „Suite En Duo“  für Flöte und Harfe des Konteradmirals und Komponisten Jean Crass weiter. Hochvirtuos mit lyrischen Zwischentönen.

Eine“ Sonatine für Harfe solo op. 20“ von Marc Tournier, einem großen Harfenisten und Komponisten, der fast ausschließlich für die Harfe komponierte, folgte.

Da rauschte es nur so,  alle Möglichkeiten zu Klangvariationen wurden erschöpft. Eine Wahnsinnsleitung! 

Den offiziellen Abschluss gab es mit der „Fantasie brillante sur Carmen“  nach Bizet von Francois Borne.

Arrangiert von Emmanuel Ceysson. Sowohl musikalisch wie technisch ging es auch hier nochmals in die Vollen. 

Dem begeisterten Applaus der Zuhörer dankten die Künstler mit 2 Zugaben. 

Fazit:

Ein im wahrsten Sinne des Wortes berauschendes Konzert zweier großer Künstler, die im intimen Bereich der Kammermusik dem Zuhörer Großes boten. Selbst sehr junge Hörer (Kinder) lauschten gebannt!  

Ein toller Abend, der den Mitgliedern der Franco – Allemande zu verdanken ist. Dialog zwischen Frankreich und Deutschland in der schönsten Form. Würden sich sonst solche Künstler nach Mönchengladbach-Wickrathberg verirren?

Ein Dankeschön aus ganzem Herzen den beiden Solisten und den Veranstaltern. Bitte mehr!

 

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