Kurt-Peter Gertz: „Kreuzweg“

Andreas Rüdig [ - Uhr]

Die Hauskirche des ehemaligen „Collegium Marianum“ liegt auf der Preußenstraße in Neuss. Wie in vielen katholischen Kirchen üblich zeigt es den Leidensweg Jesu als Kreuzweg. So soll den Gläubigen ein zentraler Bereich der Bibel optisch und visuell anschaulich gezeigt werden.

In Neuss stammt der Kreuzweg nicht von irgendwem. Heinz Mack ist 1931 im hessischen Lollar geboren worden. 1950 – 1953 besucht er die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf; er schließt das Studium mit dem Staatsexamen ab.

Das Studium der Philosophie an der Universität Köln beendet er ebenfalls mit dem Staatsexamen (1956). Schon im folgenden Jahr wird er zum Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO in Düsseldorf und entwickelt sich zu einem der erfolgreichsten Künstler der deutschen Nachkriegsgeschichte überhaupt – über 300 Ausstellungen und die Präsenz in rund 120 öffentlichen Museen sind ein Beleg dafür.

Die Vita des Buchautoren sieht demgegenüber fast schon bescheiden aus. 1942 in Wuppertal-Elberfeld geboren, hat er nach Abitur und Wehrdienst katholische Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte studiert. Gertz wurde 1875 zum Priester geweiht und promoviert. Nach seiner Tätigkeit als Pfarrer und Seelsorger im Großraum Düsseldorf trat er im Jahre 2009 in den Ruhestand.

Die vorliegende Publikation bietet am Anfang zunächst eine kirchen- und kulturgeschichtliche sowie kunsttheoretische Einrührung in die Kreuzweg-Stationen-Thematik. Wie haben sich die Kreuzwege kirchengeschichtlich entwickelt? Abstrakt oder konkret – wie nähern sich Künstler der abstrakten Gestaltungsform?

Nach diesem eher theoretischen Teil folgt der anschauliche Bereich. Ein Gestaltungsmerkmal zieht sich dabei konsequent durch diesen Abschnitt. Auf den Seiten mit den geraden Ziffern gibt es einen Textteil. Hier wird die jeweilige Mack`sche Ausgestaltung sprachlich vorgestellt, quasi erklärt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Kreuzweg-Station dann als ganzseitiges Farbfoto zu sehen.

Der Leser sollte nicht nur ein Interesse an katholisch-kirchlichen Themen haben.

Ein großes, offenes Herz für sakrale Kunst gehört ebenfalls dazu. Der Inhalt der einzelnen Kreuzweg-Stationen ist für das laienhafte Auge nicht offensichtlich. Die biblische Botschaft erschließt sich so nicht für das Herz, sondern nur über den rationalen Verstand, der auf die kunstwissenschaftlichen Erklärungen des Autoren angewiesen ist.

Bild und Wort, Bild und Text ergänzen auf diese Art und Weise einander.

Für den laienhaften, nichtwissenschaftlichen Kirchgänger wird hier also schwere Kost geboten. Wer aber für die Gegenwartskunst der Moderne aufgeschlossen ist, hält eine gelungene Publikation in den Händen.

Eine CD mit den Inhalten in elektronischer Form ist am Ende beigefügt.

Kurt-Peter Gertz: Kreuzweg 15 Stationen von Heinz Mack im ehemaligen Collegium Marianum Neuss; B. Kühlen Verlag Mönchengladbach 2015; 47 Seiten; ISBN: 978-3-87448-444-2

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