Beispielhafte Aufführung von Mozart´s „Cosi fan tutte“ in der Robert Schumann Hochschule zu Düsseldorf

Red. Theater [ - Uhr]

logo-komoedieMan geht zur Aufführung von  „Cosi fan tutte“ in die Robert Schumann Hochschule und erwartet doch eine Aufführung die von Studenten, begabt und gut ausgebildet, ausgeführt wird.

Weit gefehlt, das, was den Zuhörern geboten wurde, würde jeder großen Bühne zur Ehre gereichen.

Cosi fan tutte, was ist das? Für mich eine der schönsten, schwierigsten Opern überhaupt. Eine Tragikomödie mit der kostbarsten Musik Mozarts.

Den Inhalt des Librettos, die Musik, glaubhaft zu verkörpern ist einfach sehr schwer. Manchmal ist das Stück unglaubhaft, die Musik erhebt es in Stratosphärenhöhen.

Die Verkleidungsszenen der beiden Herren wirkten fast immer unglaubwürdig, so auch hier, wo durch den Regisseur Gregor Horres das Unkenntlich machen durch weiße Schminke erreicht werden sollte. Bei den dramatischen Passagen hätte ich mir mehr Ruhe auf der Bühne gewünscht.

Auf der anderen Seite habe ich eigentlich noch nie eine so temperamentvolle, überschäumende Inszenierung gesehen.

Das Material, die Sänger, stellte sich, so kam es jedenfalls dem Zuschauer vor, bedingungslos den Intentionen des Regisseurs zur Verfügung. Das Bühnenbild, die Kostüme von Yvonne Forster, alles wirkte absolut zur Regie passend. Sehr schön das Ganze.

Zur Musik

Thomas Gabrisch führte mit dem ihm fabelhaft folgenden  Orchester der Hochschule vor, welcheinen famosen Mozart er machen wollte und konnte,

Nicht die Verzärtelung, nicht das Schrubben der Alte-Musik-Fanatiker hörte man hier, sondernklangschönes lebendiges Musizieren. Schon die Ouvertüre, dann die Begleitung der Sänger hatte stets das richtige Zeitmaß.

Der hervorragende Kontakt zur Bühne und das Mitgehen und Mithören schuf den Sängern die Grundlage, den Teppich zu Spiel und Musizieren.

Anders kann man die herrlichen Ensembles der Cosi nicht bewältigen.

Ein besonderes Lob hier auch dem wunderbar begleitenden, das Hammerklavier spielenden Simon Hur.

Die Sänger

Zunächst einmal sei gesagt, dass es bis auf Kleinigkeiten eine großartige Leistung war.

Welche Arbeit haben die Ausführenden, ihre Lehrer und Ausbilder, der Dirigent, der Regisseur, gehabt, um diese Qualität zu erreichen.

Die Fiordiligi, Anna Blinova, Studierende bei  George-Emil Crasnaru,  berechtigt zu großen Hoffnungen. Ein echter jugendlich lyrischer Sopran, großartig geführt, der wunderbar blühende Töne bis in die höchste Lage singen kann, eine schöne junge Frau ist und dazu noch fabelhaft spielt.

Wächst hier eine Agathe, eine Marinka, eine Elsa heran?

Ihre Arien „Come scoglio“ und  „Per pieta“, diese im Piano gesungen, rissen das Publikum hin.

Kleine Intonationsprobleme sollten zu beheben sein. Vielleicht kann ihr Lehrer hier etwas tun.

Auch die Dorabella, Charlotte Reese, Studierende bei Ludwig Grabmeier  verfügt über einen schönen groß dimensionierten Mezzo. Ihre Arie sang sie vorzüglich. Die Duette mit Anna Blindova, das Terzett „Soave sia“ waren gut musiziert.

Ferrando, eine gefürchtete Tenorrolle,  war dem jungen Tenor Akram Tissaoui , Studierender bei Michaela Krämer, anvertraut. Er besitzt eine sehr schön timbrierte Stimme, ein gewinnendes Aussehen. Alle Voraussetzungen für den Liebhaber also.

Was ihm fehlt, ist die Attacke, manchmal lässt er los, manchmal hält er zurück, geht in eine nicht gestütze Voix mixte. Das müsste doch bei etwas Selbstvertrauen zu ändern sein.

Die Überraschung bei den Herren war für mich der Bariton Frederik Baldus, Studierender bei Konrad Jarnot, aber ein fertiger Sängerdarsteller.

Eine tolle, reiche Stimme, durchgebildet von oben bis unten, ohne Bruch. Er nutzt alle Möglichkeiten dieser so klangvollen Stimme perfekt aus, hat die Farben eines Liedersängers. Perfekte Artikulation, wunderbare Phrasierung, strahlende Höhen. 

Ein Vertreter des doch kaum noch vorhandenen Kavaliersbaritons, den sein Lehrer doch eigentlich auch verkörpert. Eine Wonne, seinem unangestrengten Singen, das in eine Spielfreude mündet, die ich so sehr selten erlebt habe, zu lauschen.  Jeden Moment ist er körperlich so gewandt wie beim Singen.

Noch zu verzeichnen ist, dass er die von Mozart für die Uraufführung komponierte zweite Guglielmo-Arie singt, die ich auf der Bühne noch nie hörte.

Schauspielerisch ist er das, was man als eine “ Bühnensau“ bezeichnet. Er ist Guglielmo! In jedem Moment präsent, in der Rolle, mit seinen Partnern kommunizierend. Tolle Körpersprache.

Überwältigend!

Despina, Monika Rydzkowski, wiederum eine Studierende bei Konrad Jarnot, wurde vom Regisseur aufs äußerste gefordert. Ständig in Bewegung, in anderen Kostümen, Perücken, machte sie, ständigpräsent, stimmlich stark, in all den auch stimmlichen Verstellungen,  eine Musterleistung für das so oft unterschätze Fach der Soubrette. Gelächter dankte ihr.

Last, but not least, der Alfonso des Bassisten Keno Brandt, Student bei Ludwig Grabmeier.

Eine wirkliche Bassstimme, Vertreter einer Stimmgattung, die fast ausgestorben ist.Prägnant, manchmal fast bedrohlich, zeichnete er, famos singend , hier glatzköpfig, den Intriganten Alfonso. Eine sehr gute Leistung.

Auch der Chor, der anders als sonst stark in die Handlung eingebunden war, machte seine Sache sehr gut.

Das Fazit

Eine großartige Leistung, stimmlich wie schauspielerisch überzeugend.

Fabelhaft musiziert.

Keine Studentenaufführung, sondern eine hochprofessionelle Arbeit.

Intendanten und Operndirektoren sollten hier einmal Ohren und Augen offenhalten!

 Herbert Rommerskirchen

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