„Fettes Schwein“: Komödie mit Tiefgang in toller Besetzung in der Düsseldorfer Komödie

Red. Theater [ - Uhr]

schwein_boe_172Eine hinreißende , hervor­ragende Darstellung des Vier-Personenstückes des Gegenwartsdramatikers LaBute erlebten wir in der Komödie zu Düsseldorf.

Wenn man die Inhaltsangabe dieser Komödie liest, denkt man:  Eine typische Boulevard-Komödie zum Lachen und Kichern.

Weit gefehlt, Vieles geht wirklich richtig unter die Haut.

Aber wahrscheinlich muß man, wie hier, einen tollen Regisseur, Volker Hesse, und vorzügliche Schauspieler, denen man die totale Identifikation mit ihrer Rolle glaubt, haben.

Es war  manchmal beängstigend  echt. Dazu eine leere Bühne, nur von Bändern begrenzt,  mehr brauchte es nicht zu sein.

Die Geschichte eines dicken Mädchens mit hübschem Gesicht, sensibel, schlagfertig, charmant, das kaum noch glaubt, einmal eine wirkliche Liebe und Partnerschaft zu erleben.

Da trifft es in einem Schnellrestaurant auf den Angestellten Tom, einen ewigen Zauderer, unentschlossenen Menschen, der eigentlich bindungsunfähig ist. Er ist überwältigt vom Esprit der jungen Frau und es bahnt sich eine Beziehung, vielleicht sogar Liebe an.

Aber hier kommen dann die Störfaktoren:Verflossene Partnerin und eifersüchtiger Freund.

Eine recht einfache Story, die eigentlich nur zum Lachen bringen soll, das auch tut, aber  manchmal sehr unter die Haut geht.

Herrlich ist in dieser Aufführung schon der Anfang.

Tom erlebt in der Helen eine Frau, die mit ihrem Gewicht lebt und durchaus zur Selbstironie fähig ist.

Eine Wucht zu sehen und zu hören, wie die beiden Darsteller sich die Texte zuwerfen, in ihrer Rolle versinken. Katrin Filzen und der Grimmepreisträger Martin Lindow machten hier schon deutlich,  dass er auch hier der Unterlegene sein wird. Sie versuchen das Zusammenleben dennoch.

Aber wie immer kann der Beste nicht in Frieden leben.

Fettes_Schwein_09cmykSeine „Ex“, die Superzicke Jeanne, umwerfend  herrschsüchtig , wirft sich wieder an ihn heran und versucht, ihn herumzukriegen.

Auch sein bester Freund versteht seine Neigung zur dicken Frau nicht.

Da sind nun Szenen mit bösen Worten  und mehr angesagt.

Im Dialog im zweiten Teil zwischen Tom und seinem Freund Carter, Benjamin Kernen, funkt es dann aber richtig. Zwei Vollblutschauspieler prallen da aufeinander, es wird so still im Saal, dass man eine Feder hätte fallen hören. Wenn eine Freundschaft zwischen den beiden Männern so dargestellt wird,

ist der Weg zur Liebe nicht weit. Atemberaubend.

Auch die hysterischen Anfälle der „Ex“ sind fabelhaft gebracht, die Resignation der Helen sehr berührend, das Auseinandergehen eine logische Folge des Spiels, obwohl der Zuschauer gewiß ein Happy-End erwartet hat.

Fazit des Ganzen: Eine Komödie, die, wenn sie so gespielt wird, eine MengeTiefgang hat.

 Vier herrliche Schauspieler, die unglaubliches Ensembletheater bringen.

Sozialkritisches Theater, das man an vielen Theatern nicht mehr ertragen kann, wurde hier zum Erlebnis!

Das begeisterte Publikum im ausverkauften Haus verstand es und dankte mit langanhaltendem Beifall , Bravos und Standing-Ovations.

Sehr zu empfehlen!

Herbert Rommerskirchen

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