Große Gesangskunst im Studio des Stadttheaters

Red. Theater [ - Uhr]

logo-konzertWie so oft hatte die Überschrift des Arienabends von Satik Tumyan , Alt, und Hayk Dèinyan , Bassbariton, „Von Liebesliedern und Meistersingern“ nicht viel mit dem Gebotenen zu tun, wohl aber war es ein Abend, an dem eindrucksvoll demonstriert wurde, dass es noch echte Altstimmen und Bassbaritöne gibt. 

Gleich mit dem Auftritt von Frau Tumyan gab es eine große Überraschung.

Eine Frau, die nicht nur über eine Bombenstimme verfügt, sondern auch noch sehr gut aussieht. Ein Wunder geschah auch für das Auge. Eine Opernsängerin, die auf der Konzertbühne geschmackvoll und dezent gewandet ist.

Das erlebt man sehr selten. 

Die erste Arie, aus Donizettis „Favorita“ gelang vorzüglich. Schon hier überrumpelte sie durch profunde, klangschöne Tiefe, strahlende Höhen, die sie bis zum hohen „A“ führten.

Das oft zu hörende Detonieren slawischer Altistinnen in Mittellage und bei hohen Tönen blieb total aus.

Wie auch bei der Arie aus Sadko und dem großen Monolog der Johanna  aus „Die Jungfrau von Orléans“ , der für mich der Höhepunkt des Abends war, ebenfalls von einem strahlenden „A“ gekrönt, demonstrierte  sie  ihre dynamischen, musikalischen Mittel perfekt. 

In der „Canzonetta spagnuola“ von Rossini und der Habanera aus Bizets Carmen zeigte sie, dass Erotik und Temperament nicht nur darin besteht, dass man sich auszieht oder an die Wäsche geht. 

Dazu schrieb einmal ein großer Wiener Kritiker zu Ljuba Welitsch: „Sie hat in den Ellenbogen mehr Erotik als junge Frauen, die vermeinen (oder ihre Regisseure), ohne sich auszuziehen gehe es nicht“.

Nein, Frau Tumyan hat dieses gewiss  auf der Bühne absolut nicht nötig. 

Mit dem Vilja-Lied und dem weißen Rössel war sie schlecht beraten.  

Hayk Dèinyan bewies einmal mehr die samtene Schönheit seiner Stimme.

Prachtvoll musiziert erklangen die Arie des Rodolfo aus“ La Sonnambula“ von Bellini, die Arie des René aus der nicht sehr bekannten „Jolanta“ von Tschaikowsky, die emphatisch gesungene Schlußansprache des Sachs aus den „Meistersingern“ von Wagner. 

Seine schauspielerische und gesangliche Vis comica präsentierte er in der Verleumdungsarie aus dem Barbier von Rossini und in der etwas zu flott gebrachten Arie des Falstaff aus den uns bevorstehenden „Lustigen Weibern von Windsor“ von Otto Nicolai.

Das oft von Männerchor-Solisten gebrachte „Im tiefen Keller“, welches da manchmal bis zum „As“ unterm „C“, gesungen wurde, brachte er zum Jubel der Zuhörer szenisch, mit köstlicher Mimik. 

Gleiches  gilt auch für die Arie des Baculus aus „Der Wildschütz“ von Albert Lortzing. Prachtvoll gesungen, aber etwas zu schnell. a ging etliches vom Witz der Musik verloren. 

Oxana Kolts begleitete technisch brillant, einfühlsam, hervorragend die Sänger unterstützend. 

Für den reichen Applaus bedankten sich die Künstler mit dem Katzenduett von Rossini (?) 

Ein sehr schöner, unterhaltsamer Abend auf hohem musikalischem Niveau.

Herbert Rommerskirchen

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