Hedda Gabler von Ibsen, eine einfach prachtvolle Vorstellung im Stadttheater

Red. Theater [ - Uhr]

logo-schauspielEine wunderbare Vorstellung, ich habe lange in unserem Haus eine solch geschlossene, vom Ensemblegeist getragene Schauspielaufführung nicht erlebt!

Ibsens gewiß nicht einfaches, schon 1889 / 1890 geschriebenes, 1890 bereits am Hoftheater München uraufgeführtes Werk ist vom Inhalt her eine Geschichte um eine junge Frau aus besseren Kreisen, in ihren Vorstellungen von Leben und Ehre immer noch dort verhaftet, ihr eigenes Leben nicht in den Griff kriegt, einen, wie sie meint, Langweiler heiratet, der sie liebt, sie ihn aber nicht.

Eine reine Versorgungssache also, wie sie zu allen Zeiten üblich war und ist.

So einfach ist die Sache aber nicht, Hedda Gabler hört davon, daß ein Mann, zu dem sie einmal ein großes Verhältnis hatte, ein Buch geschrieben hat, ein neues Werk fast fertig hat, das ihn sowohl finanziell absichert, wie auch großen Ruhm verschafft. Schon regt sich bei ihr der Hang zu Intrigen.

Sie verführt den trocken gewordenen Alkoholiker zum Trinken und treibt ihn bis zum Selbstmord, wobei er sich zu ihrem Entsetzen nicht in die Schläfe, sondern in einem Bordell in den Unterleib schießt. Diese, in ihren Augen skandalöse Handlung verwindet sie nicht und erschießt  sich selbst, aber, Noblesse obliege, in die Schläfe.

Dieses alles ist heute noch so aktuell, wie zur Zeit des Entstehens dieser Geschichte, vielleicht in etwas veränderter Form.

Im absolut stimmigen Bühnenbild und Kostümen von Siegfried E. Mayer und der behutsamen, psychologisch wunderbar aufgebauten Inszenierung von Jens Pesel, entstand dank der hervorragenden Schauspieler, bis hin zur Rolle des Dienstmädchens einfach wunderbar besetzt, ein Drama, das die Besucher der Vorstellung zu atemlosen Zuschauen und Zuhören zwang.

Die einfach fulminant intrigant, menschenverachtend und bösartig spielende Esther Keil erscheint mir eine optimale Besetzung dieser schwierigen Rolle.

Ihr keinesfalls nach stand der Rest der Darsteller.

Christopher Wintgens als ungeliebter Gatte, eigentlich nur seinen Studien lebend, von der liebenden Stille bis zu dramatischen Aufbruch überzeugend.

Thomas Martin als Amtsgerichtsrat Brack mit wunderbar differenziertem Spiel und mit vielen Farben der stimmlichen Ausdeutung einfach große Klasse, das gleiche Lob gilt für Adrian Linke als trocken gewordenem, dann in den Alkoholismus zurückfallenden Lövborg, Marianne Kittel als die ihm helfende, beschützende Thea Elvsted, herrlich fraulich hier herausgestellt als Gegensatz zur nur sich selbst liebenden Hedda Gabler.

Selbst die beiden kleineren Rollen faszinierten, Helga Uthmann als berührende, fabelhaft sprechende Tante Juliane und Felicitas Brest als sehr präsentes Dienstmädchen.

Im Übrigen wurde so gut gesprochen, daß man jedes Wort verstand.

Dies ist heute nicht mehr selbstverständlich.

Nach lang anhaltendem Beifall eines äußerst disziplinierten, aufmerksamen Publikums, der nicht von Pfiffen und Kreischen entwürdigt wurde, ging man, bewegt und nachdenklich, aus dem Theater.

Nur zu empfehlen, ein Tipp an Jeden, der eine tolle Aufführung sehen und hören will, und an Schulen und Lehrer, diese Vorstellung zu besuchen.

Herbert Rommerskirchen

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