Königin der Nacht, Glorious, in der Komödie Düsseldorf

Red. Theater [ - Uhr]

Johanna-von-Koczian_Fotograf-Johannes-Zacher1Eine hinreißende Story, eine wunderbare Aufführung, man kann es sich kaum besser vorstellen.

Da gab es in Philadelphia eine junge Frau, die unbedingt singen wollte, aber von ihrer Familie, zumal vom Oberhaupt derselben, ihrem Vater, daran gehindert wurde. Musikunterricht ja, aber ein Gesangstudium keinesfalls.

Sie fühlte sich mißverstanden und brannte mit einem Arzt durch, den sie später heiratete. Da Florence Foster Jenkins, um diese Dame handelt es sich hier, kein Geld hatte, schlug sie sich als Pianistin und Lehrerin durch.

Ihr Vater starb plötzlich und hinterließ ihr ein großes Vermögen, ihre Ehe wurde geschieden und sie konnte nun die heiß ersehnten Gesangstunden nehmen.

Sie konnte sich nun ganz auf eine Gesangskarriere konzentrieren, kam aber nie zum Zug, die Gründe hierfür führten in ihrem Fall zu einem regelrechten Mythos, allerdings recht zweifelhaftem.

Begünstigt durch ihr Vermögen nahm sie an Philadelphias Musikleben rege teil und gründete und finanzierte den Verdi-Club (Nur für reiche Damen der Gesellschaft).

Sie sang weiterhin und nahm sogar Schallplatten auf. Im Jahre 1912 kam es dann zu einem ersten öffentlichen Auftritt, der sie bekannt machte.

Freunde schräger Musik liebten sie heiß und innig.

Sie lebte wie eine Diva in Saus und Braus, von ihrer Stimme und Ausdruck beim Singen absolut überzeugt. Wenn es in ihren Konzerten manchmal laut wurde, das Publikum lachte und kreischte,sprach sie von Feinden, die stören wollten.

Die Konzerte fanden, Noblesse oblige,  im Ritz Carlton statt.

Ihr Begleiter verstarb, ein neuer Pianist wurde gesucht. Er kam in der Person des Musikers Cosme McMoon, der zunächst vor dem zurückschreckte, was stimmlich und musikalisch  zu vernehmen war, aber aus Geldnot blieb. Eine wirkliche Freundschaft entstand.

Viele Konzerte wurden zur Freude eines gerne sich amüsieren wollenden Publikums gegeben. Es kam soweit, daß die Carnegie Hall sie verpflichtete, aber die Kosten von ihr zu tragen waren.

Sie sagte zu. Der Erfolg: Ein schon Wochen vorher im 3.000 Zuhörer fassenden Raum der Carnegie Hall ausverkauftes Konzert. Sie überlebte diesen Triumph nicht lange.

Aus diesen Fakten zauberte der bekannte Stückeschreiber Peter Quilter eine zauberhafte Komödie mit erheblichem Tiefgang.

Dieses war in der Aufführung der Komödie Düssseldorf durch wunderbare Schauspieler, eine stimmige Regie und Superkostüme gut nachzuvollziehen.

Als erstes ist natürlich Frau Johanna von Koczian als Florence Foster Jenkins zu nennen, die nicht nur ihre große Schauspielkunst, sondern auch beachtliche Musikalität  einbrachte.

Wie schwer ist es doch gerade für einen Schauspieler, dessen Kapital auch eine gute Sprechtechnik sein sollte, diese Schreie, unmusikalische Töne, Detonieren, Distonieren, vorzuführen. Sie machte es einfach fabelhaft.

So falsch kann nur jemand singen, der nicht nur schauspielerisches Handwerk, sondern auch die musikalische Seite beherrscht.

Ich kam mit der festen Vorstellung in die Komödie, daß der Ton aus dem „Off“ kommen, die Sängerin dann nur entsprechend den Mund öffnen und schließen würde.

Falsch gedacht, alles kam live.

Auch der Flügel, der von der Fa. Rehbock zur Verfügung gestellt war, wurde von dem fabelhaft spielenden Horst Maria Merz als Klavierpartner Cosme McMoon live traktiert. Als Schauspieler ganz große Klasse.

Jubelstürme belohnten immer wieder die Beiden. Ihre Kollegen erwiesen sich als gleichberechtigte und großartige Partner.

Anton Rattinger verkörperte ihren Lebensgefährten, den arbeitslosen Schauspieler Beyfield, lebensecht agierend  bis zumHerzinfarkt und Wiederauferstehung. Ein sehr guter Sprecher ist er außerdem.

Vanessa Pérez mimte die nur spanisch sprechende Hausangestellte.

Ute Willling als „Beste Freundin“((Natürlich nicht ganz uneigennützig) mit krankem Mops, sehr sexy und präsent, hinter jedem Mann her, überzeugte in ihrer Rolle absolut.

Martina Mann als Mrs Verindah Gedge war als Wächterin und Hüterin von Musik und künstlerischer Ausführung so präsent und bösartig, das sie nach ihren Angriffen auf die Sängerin keinen Beifall erhielt. Ein fabelhafter Auftritt.

Hier gab es dann Momente die nur von großen Künstlern so bewegend gebracht werden können.

Die Betroffenheit und Getroffenheit  der Sängerin, die doch immer so stark war ging wirklich unter die Haut. Das Publikum lauscht gebannt und atemlos.

Natürlich kam jetzt die Einladung für die Carnegie Hall, es ging weiter.

Ein köstlicher Moment vorher übrigens. Durch einen winzigen Umbau war die Bühne ein Beerdigungsinstitut. Jeder dachte nun, der verblichene Beyfield  wäre eingeäschert worden.

Stimmungsvoll wurde der sehr kleine Sarg auf die Bühne gefahren. Aber nicht der Freund, sondern der Mops war darin. Der Infarkt des Freundes war nicht tödlich gewesen.

Als Finale natürlich das Konzert und die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte. Wie Florence Foster Jenkins trug Frau Koczian ein Abendkleid, an dem Flügel befestigt waren.

Zum Schreien komisch. Dem entsprach die musikalische Seite. Vor so viel Falschsingen wäre Sarastro wahrscheinlich geflohen.

Großer Jubel für die Hauptdarstellerin und das gesamte Ensemble. Ein Abend für alle, die Musik lieben und sie trotzdem nicht so ganz ernst nehmen.

Der Besuch sei dringend empfohlen.

Wer die Originalaufnahmen mit Frau Foster Jenkins höre will,  sollte zur CD greifen. Diese Aufnahmen sind auch zum Vorspielen bei großen Gesellschaften geeignet. Gute Laune, wie auch in der hier besprochenen Vorstellung ist gewährleistet!

Herbert Rommerskirchen

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