„Spenden für Afrika“ im Studio des Stadttheaters • „Komödie“ ohne Humor mit billigen Effekten

Red. Theater [ - Uhr]

Wo waren die Zuschauer, die sich zusam­mengefunden hatten hier gelandet, um entweder einer Komödie, einem Lust­spiel, eventuell, wenn sie den Titel verinnerlicht hatten, „Benefiz-Jeder rettet einen Afrikaner“, in einer zum Nachdenken verursachenden, auf die Not der Menschen hinweisenden ernsthaften Vorstellung im Studio des Theaters beizuwohnen?

Nichts von alledem traf zu, ein Boulevardstück ohne wirklichen Humor, von billigsten Effekten lebend, von Fäkaliensprache strotzend, Einzelausdrücke möchte ich hier nicht wiedergeben.

War es ein Werbungsprojekt für eine Schule in Guinea-Bissau? In der Pause hatte sich im Foyer jedenfalls eine Spenden-Sammeltruppe zum kassieren von mildtätigen Spenden  eingefunden.

Flyer wurden am Schluss ins Publikum gereicht.

Hier stellt sich mir erneut die Frage: Wird hier Theater mit Werbeveranstaltung oder Präsentation eines nur als primitiv und albern zu bezeichnenden  Machwerkes gemacht?

Wird hier für irgendwelche imaginären Dinge kassiert, von wem auch immer?

Absolut schrecklich die Szene zwischen Eva und Eckhart, in der die Beiden wegen einer Adoption streiten, ein Mädchen ohne Arme, ein Mädchen das von seiner Mutter auf den Strich geschickt wird, oder evtl. einem hochbegabten Jungen eine Schulausbildung zu ermöglichen.

Die Frage zum Spenden stellte sich mir nicht erst zum Schluss des „Werkes“, als Ronny Tomiska als Eckhardt einen sehr gut gemachten, flammenden Aufruf mit konkreten Zahlen zum Spenden machte.

Nach all dem Klamauk nunmehr ein moralinsaurer Aufruf zum mildtätigen Spenden?

Aber nein, es wurde direkt im Anschluss von Cornelius Gebert in einer Weise dementiert, die man nur als sich lustig-machen bezeichnen kann.

Die Spendenflyer wurden sodann von Tomiska ins Publikum gegeben.

Adrian Linke als Rainer durfte hauptamtlich stotternd irgendwelche Zettel lesen, machte aber selbst diesen kindischen Unsinn gut.

Auch die beiden Damen, Paula Emmrich als Schriftstellerin, Nele Jung als etwas hysterische junge Frau, häufig zum Schreien veranlasst, konnten beeindrucken.

Bühnenbild und Kostüme passten hervorragend zum sehr wirren Stück.

Die Leistungen der Schauspieler möchte ich keinesfalls schmälern.

Die Aussage, dass das Stück nicht am Schreibtisch entsteht, hatten wir doch kürzlich schon.

Ähnlichkeiten zu  „Indien heute“  wo auch das Stück auf der Bühne entstand, waren wohl rein zufällig.

Oder hat sich hier eine Gruppe gebildet, die Unfertiges verkauft? Wer würde im täglichen Leben wohl beim Kauf eines neuen Autos sich nur mit dem Fahrgestell zufrieden geben?

Ist es nicht Pflicht des Intendanten, des Schauspieldirektors, ein einzukaufendes Stück zu beurteilen und nicht nur die Vorstellungen, die der Stücke- Schreiber hat? Wurden hier nur die Radkappen beurteilt?

Als Beurteilung möchte ich das Wort, das zur Sprache dieses „Werks“ passt, nicht schreiben.

Einen Besuch kann ich nur den Leuten empfehlen, die so etwas mögen!

Herbert Rommerskirchen

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