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Superaufführung der Operette „Frau Luna“ im Theater

Besucher, die die wunderbare Inszenierung der Oper „Die Liebe zu den drei Orangen von Prokofieff“ vor einigen Jahren durch Ansgar Weigner erlebt haben, gingen diesesmal in eine Operettenaufführung.

Frage hier: Kann er das.

Hier gab es vor vielen Jahren ein Team, das für Operettenaufführungen Maßstäbe setzte. Auf ein wunderbares Ensemble konnte zugegriffen werden.

Charly Scholl, der umjubelte Buffo, als Steppke, die raumfüllende Wally Schreiber, sowohl körperlich wie stimmlich, als Pusebach.

Eine tolle Regie, ein Bühnenbild, wie es sich heute kaum ein Bühnenbildner leistet. Hiervon spricht man heute noch.

Also: Er kann es.

 

Welch eine angenehme Enttäuschung!

Es war einfach vorzüglich!

 

In einer Aufführung, die auf Ballonbau, Ballonfahrt und Ankunft auf dem Mond verzichtet, dafür beim Aufgehen des Vorhangs die fast erdrückende Ansicht der Berliner Hinterhöfe beschert, lief die Handlung wie am Schnürchen ab.

Hier ein paar Erwebslose, die von einem leichteren Leben träumen, während sie in einem Hinterhof dahingammeln, trinken und im Traum zum unerreichbaren Ziel, dem Mond wollen.

Im Traum erleben sie den Mond, die Mondgöttin Luna, natürlich nicht den Mann im Mond,  mitsamt ihrem Hofstaat, skurrilen und nicht zu verstehenden Geschöpfen.

Gelegenheit für die tollsten zwischenmenschlichen Dinge, für Tanz und Gesang, einige Affairen, große Show-Effekte.

Die Menschen werden in dieses Getümmel hineingezogen, erleben tolle Dinge.

 

Ansgar Weigner, der Regisseur, setzt nicht auf vordergründige, übertriebene Effekte, sondern auf seine Fähigkeiten, selbst Operntenöre zu herzerfrischendem Spiel  zu bringen.

Die Ausführung der etwas schwulen Figur des Prinz Sternschnuppe durch den Tenor Michael Siemon, der doch gerade die dramatische Rolle des Riccardo in Verdi´s Maskenball  perfekt sang und gestaltete, war der Beweis dafür, dass er auch eine vis comica hat.

Eine gesanglich und schauspielerisch tolle Leistung!

 

Dies sei nur als Hinweis auf das Können des jungen Regisseurs genannt, der hier der Operette, dem Revuestück, alles das gab, was es braucht.

Die Darsteller auf der Bühne, haben an ihren Rollen gewiß unendlich arbeiten müssen, um eine solche Perfektion zu erreichen.

 

Dazu der Hintergrund eines irren Bühnenbildes, Kostümen, die wahrscheinlich die Schneiderei des Hauses in Angstzustände versetzt haben, großartige Masken und Frisuren.

Bühnenbild Jürgen Kirner, Kostüme Marlis Knoblauch.

Beste Revue!

 

Und dann gab es, oh Wunder, in der Operette Ballett, und zwar von der feinsten Sorte, in wunderbare Kostüme gesteckt, wunderbare Tänzer, Irene van Dijk, Jessica Gillo, Amelia Seth, Marco Antonio, Robin Perizonius, Radoslaw Rusiecki,  die schon beim Schlager  „Glühwürmchen“das Publikum begeisterten, tolle Choreografie im ganzen Stück, Luches Huddleston, jr..

 

Alle Mitwirkenden verkörperten die Personen, die sie darzustellen hatten auf das Beste..

 

Markus Heinrich in der Rolle als überbordender, gewinnender Steppke, seine Freunde Rafael Bruck, als Lämmermeier und Hayk Dèinyan als Pannecke , spielend, wie man es von Opernsängern nicht erwartet, beweglich und komödiantisch, wunderbar singend.

Kerstin Brix gab eine ebenfalls stimmlich gute, burschikose Frau Pusebach, schauspielerisch etwas jung, dadurch überdreht wirkend.  Liegt das bei dieser perfekten Darstellerin daran, dass sie hier die moderne Fassung einer Vermieterin bringt (bringen muß), anstelle im alten Berlin der Hinterhöfe?

Frau Luna wurde von der unverwüstlichen Debra Hays, die am Theater Krefeld-Mönchengladbach ja das ganze Spektrum von der Koloratursoubrette über die Elvira im Don Giovanni  bis zu Altrollen in Figaros Hochzeit und jetzt in Krefeld im Barbier von Sevilla zu singen hat, mit viel Einsatz und temperamentvoll  gegeben.

Eine Überraschung Susanne Seefing als Marie. Glaubhaft aufgemacht (wirkte wie eine 18-jährige), spielt sie eine Berliner Göre und singt sehr gut.

Matthias Wippich brachte den Theophil  polternd und laut, erotisch war er nicht.

Amelie Müller´s Beine waren wirklich mehr als einen Blick wert, gesungen hat sie sehr schön, als Venus war sie genau die richtige Besetzung.

Sabine Sanz  spielte und sang den Mondgroom  prima.

Shinyoung Yeo  brachte schon durch sein raumfüllendes Kostüm Stimmung.

Die hier sehr aufgemotzte Partie der Stella verlängerte das Stück unnötig. Das ist doch eine Nebenrolle.

Gabriela Kuhn gab sich Mühe für diese undankbare Rolle.

 

Der Chor machte temperamentvoll und voller Begeisterung mit.

 

Alexander Steinitz dirigierte temperament-  und zuchtvoll in den richtigen Tempi, begleitete die Bühne super und hielt die Fäden in der Hand.

Dadurch klang das Orchester auch sehr gut.

 

Die unnötige Verstärkung der Stimmen führte wieder einmal zu Nichtverstehen der Sänger und Sprecher, was  im Publikum durchaus nicht begrüßt wurde.

 

Fazit:

Endlich eine Operettenaufführung, die wirklich eine ist, wie lange hat Rheydt so etwas nicht erlebt.

Das Publikum und gewiss auch die Ausführenden hatten helle Freude daran.

Es gab sehr herzlichen Beifall.

Das Regieteam und der Dirigent wurden genau wie die Ausführenden auf der Bühne gefeiert.

 

Der Besuch der Vorstellungen lohnt sich wirklich, ist sehr zu empfehlen.

Eine so gute Operettenvorstellung bekommt man hier nicht alle Tage geboten.