- BürgerZeitung für Mönchengladbach und Umland 1.0 - http://www.bz-mg.de -

Überwältigende Aufführung von „Zusammen ist man weniger allein“ in der Komödie, Steinstr. zu Düsseldorf

[1]In der Komödie in der Steinstr. zu Düsseldorf gab es etwas ganz Wunderbares zu sehen und zu hören: ein „Großstadtmärchen“.

Eine Geschichte, wie sie gestern, heute und morgen passieren kann. Menschen kommen durch einen Zufall zusammen, wohnen miteinander, mögen sich, streiten sich, entwickeln Empfindungen füreinander, vielleicht dann auch mehr.

Nach dem Bestseller von Anna Gavalda von Anna Bechstein für die Bühne umgesetzt.

Diese Umsetzung ist großartig gelungen, gibt den Mitwirkenden jede Möglichkeit, ihre Talente zu entfalten.

Vor den Augen des Publikums entwickelt sich eine spannungsvolle, liebenswürdige, liebevolle Geschichte über eine Wohngemeinschaft in Paris.

Philibert, der künstlerisch begabte Intellektuelle, der für seinen Lebensunterhalt nachts Postkarten verkauft, ein großes Herz hat, Franck, der Koch, der sich nicht entscheiden kann, was er, wenn er überhaupt zur Liebe fähig ist, liebt, Frauen, sein Motorrad oder seinen Freund  Philibert.

Hinzu stößt die junge Camille, künstlerisch begabt, die nachts putzt, um zu überleben, dann noch Francks Großmutter, die als dement in ein Heim abgeschoben wurde.

Ein zauberhaftes, ebenso zauberhaft gespieltes Stück.

Alle Darsteller wurden dem hohen Anspruch des Stückes aufs Beste gerecht.

So intensiv gespielt, dass man mal schmunzelte, mal lachte, aber auch sehr gerührt und berührt wurde.

Wie menschlich die Ermahnungen des Philosophen Philibert, Sascha Wussow, manchmal schauspielerisch ein wenig übertreibend, an den jungen, auf Macho machenden Koch Franck,  der sich gegen diese „Bevormundungen“ verwehrt.

Stand hier, von Max Claus überwältigend gespielt, der junge James Dean Pate?

Auch eine gewisse Ähnlichkeit vermeinte ich zu erkennen. 

Klasse das Zusammenspiel der Camille, Miriam Horwitz, mit SaschaWussow, der sie väterlich umsorgt, das Streiten mit dem Lümmel Max Claus, hier wird eine wachsende, immer verdrängte Zuneigung deutlich, die Szenen mit der Großmutter sind menschlich berührend.

Ganz große Klasse die Darstellung der sich in die Demenz flüchtende Großmutter Francks, Hannelore Droege. Wie sie, nach einer vergeblichen Bevormundung durch die Pflegerin beim Besuch des Enkels Franck, ihn auch nicht erkennen will, in seiner Umarmung zum Leben zurückkehrt, das Gesicht in Zeitlupe wieder lebendig wird, der Enkel seine Liebe zu ihr wieder erkennt,  war ein Moment des Glücks für den Rezensenten.

Auch die Eingliederung in die Wohngemeinschaft, die nicht ganz ohne komische Situationen abgeht, das Zueinanderkommen in der Gemeinschaft, die erwachende Liebe der jungen Leute, war ganz selbstverständlich und folgerichtig gespielt.

Hinzu kam noch die quicklebendige Julia Streich, die in verschiedenen Rollen ihr Talent bewies.

Es ist ein ganz großer Theaterabend, der jedem großen Haus zur Ehre gereichen würde.

Eine absolut stimmige, die Einzelcharaktere herausarbeitende Regie, Thomas Weber-Schallauer, ein tolles Bühnenbild von Bodo Wallerath, die hübschen Kostüme von Sabine Weber-Schallauer, gaben die Grundlage für das Gelingen. Die sehr passende, dezente Musik förderte die Stimmung. 

Als das Licht verlosch, gab es nach einem Moment des Schweigens ganz großen Beifall im ausverkauften Haus.

Fazit:

Der Besuch sei für jeden, der einen großen Theaterabend erleben will, aufs herzlichste empfohlen, so eine tolle Aufführung sieht man nicht oft! 

Herbert Rommerskirchen