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Schlechtes Zeugnis für Mönchengladbacher ÖPNV-Verkehrsangebot • Aktuelle Analyse bestätigt Erfahrungen von Bus-Nutzern • Nachverkehrsplan muss Mitte 2017 „stehen“

[1][13.08.2015] In Vorbereitung auf den bis 2017 zu erstellenden Nahverkehrsplan beauftragte die Stadt das Planungsbüro „plan:mobil Verkehrskonzepte & Mobilitätsplanung“ und die „Schmechtig NahverkehrsConsult“ mit der Untersuchung des ÖPNV in Mönchengladbach und einer entsprechenden Statusbestimmung.

Nach Darstellung vieler Details, von der Analyse der räumlichen Struktur und ihrer Veränderungen, über die Beschäftigungs- und Arbeitsplatzentwicklung, den Pkw-Bestand, demographische Entwicklungen, Veränderung von Schülerzahlen bis hin zu Fragen der Einzelhandels- und der Freizeitstandorte liegen nunmehr Daten und Informationen vor, die als Grundlagen für die Entwicklung des Nahverkehrs in und um Mönchengladbach von Bedeutung sein werden.

Dazu geben die Gutachter diverse Handlungsempfehlungen.

ÖPNV ist eine Aufgabe der Daseinsvorsorge und liegt zunächst einmal in der Zuständigkeit der Kommunen als so genannte „Aufgabenträger“. Verkehrsunternehmen, wie derzeit im hiesigen Raum überwiegend die NEW mobil & aktiv, sind in diesem Zusammenhang Auftragnehmer.

Dass sie mit ihren operativen Erfahrungen an der Entwicklung eines neuen Nahverkehrsplanes mitwirken (können) ist durchaus sinnvoll. Dass ihnen – wie in der Vergangenheit häufig festzustellen war – eine dominierende Rolle zufiel, dürfte zu überprüfen sein.

So musste beispielsweisebislan hingenommen werden, dass aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen seitens der NEW

Im Nahverkehrsplan werden Aussagen über zeitliche Vorgaben und erforderliche Maßnahmen getroffen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass bis zum 1. Januar 2022 eine vollständige Barrierefreiheit im weitesten Sinne zu erreichen ist.

 

Generelle Defizite im ÖPNV Mönchengladbach

Die Analyse des vorhandenen Busnetzes in Mönchengladbach durch „plan:mobil“ und Schmechtig zeigt, dass Defizite in der Netz- und Angebotstransparenz erkennbar sind.

Dazu zählen beispielsweise

Vorgeschlagen werden insbesondere „starke Achsen“ im Busnetz, die für den City-Takt im 10-Minuten-Rhythmus geeignet sind.

Außerdem sollten Verknüpfungsmöglichkeiten für die Sicherung wichtiger Anschlussbeziehungen zwischen Bus und Bahn eine höhere Priorität erhalten

 

Defizite in der Erschließung

Die Analyse zur Erschließungsqualität hat ergeben, dass die zentralen Bereiche im Untersuchungsraum sowie Siedlungsschwerpunkte durch die vorhandenen öffentlichen Verkehrssysteme zu einem hohen Grad erschlossen sind.

Jedoch wurden im Hin­blick auf die ÖPNV-Erschließung verschiedene Defizite sowohl in Wohn- als auch in den Gewerbeberei­chen festgestellt.

Insbesondere weisen die Gutachter auf die zusätzlichen Erschließungsdefizite am Wochenende hin, die besonders aus den Linien ohne Fahrtenangebot am Samstag und Sonntag resultieren.

Der daraus ableitbare Handlungsbedarf variiert dabei, wie z.B. die Einrichtung zusätzlicher Haltestellen oder Linienwegänderungen.

Dort wo Bereiche unter wirtschaftlichen oder verkehrlichen Gesichtspunkten nicht er­schlossen werden können, könnte ergänzend die Einrichtung von qualitätsvollen B+R-Anlagen (Bike & Ride) an geeigneten Haltestellen bzw. die Einrichtung von qualitätsvollen Fahr­radabstellanlagen vorgesehen werden.

 

Defizite auf Grund fehlender oder mangelhafter Verbindungen

Die Vorstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Mobilitätsbeziehungen im Stadtgebiet, einen „spezifisch unterdurch­schnittlichen“ ÖPNV-Marktanteil aufweisen, und es hier erhebliches Verbesserungspotenzial gibt.

Die Erreichbarkeit der Haltepunkte des Schienenverkehrs aus den Stadtteilen Odenkirchen, Schmölderpark, Hockstein, Geistenbeck, Giesenkirchen-Nord, Mülfort, Schelsen und Rheindahlen-Land weisen jedoch Defizite auf, die bei der konzeptionellen Überplanung des Liniennetzes berücksichtigt werden sollten.

Bei der Betrachtung der Reisezeit und Umsteigehäufigkeit wurden Relationen erkannt, die auch wegen Umsteigenotwendigkeiten zu langen Reisezeiten führen.

Auf verschie­denen Relationen in Mönchengladbach, insbesondere in der Nachbarschaft der beiden Kernbereiche Gladbach und Rheydt, sind Fahrgäste – verglichen mit den Fahrzeiten im Pkw – mit dem ÖPNV recht lange un­terwegs.

Dies liegt insbesondere am häufig radial, also auf die beiden Zentren ausgerichteten Liniennetz, das auf den tangential ge­legenen Verbindungen dann – auch wegen (häufigen) Umsteigens – sowohl zu verlängerten Reisezeiten als auch zu Umstei­genotwendigkeiten führt.

 

Defizite bei der Fahrzeugauslastung

U.a. wurde untersucht, wie sich die Auslastung der Fahrzeuge (Gelenkbusse und Standardbusse) zu den unterschied­lichen Verkehrszeiten darstellt.

Bezogen auf die gewünschte Beförderungsqualität und das Platzangebot in den unterschiedlichen Fahrzeugen bietet dieser Analyseschritt eine zentrale Hilfestellung für eine Neuzuordnung der Fahrzeuggrößen und Taktfolgen innerhalb der Liniennetzkonzeption.

Auf die an der Entwicklung des neuen Nahverkehrsplans für Mönchengladbach und Umland Beteiligten kommen eine Menge Arbeit aber auch (politische) Diskussionen zu.

Ist es doch erklärtes Ziel der Mönchengladbacher GroKo, unter allen Umständen zu verhindern, dass sich, neben der NEW mobil & aktiv, auch andere Anbieter um die Durchführung des ÖPNV im hiesigen Raum bewerben können, wie aus dem Ratsbeschluss für die Beauftragung des Nahverkehrsplans hervorgeht:

„Im Zuge der Aufstellung eines neuen Nahverkehrsplans sind zur Einhaltung einer Mindestfrist von 27 Monaten vor Auslaufen der Bestandsbetrauung Ende 2019 folgende Schritte zu erarbeiten:

  1. Die Stadt Mönchengladbach soll darstellen, wie zukünftig Verkehrsleistungen im Gebiet der Stadt erbracht werden sollen. Der neue Liniennetzplan ist mit einer externen Begleitung zeitnah zu erarbeiten.
  2. Eine Direktvergabe an ein kommunales Unternehmen wird angestrebt.
  3. Die Stadt Mönchengladbach soll die Voraussetzungen für eine Direktvergabe untersuchen.“ (Zitat Ende)

Da es sich bei der Erarbeitung der Linienkonzepte und des Nahverkehrsplanes um sehr komplexe Planungen handelt, kann mit der Fertigstellung der abschließenden Arbeiten nicht vor Mitte 2017 gerechnet werden.

Das ist dann aber auch der zeitlich späteste Zeitpunkt, damit nach EU-Recht das Vergabeverfahren für die in der Stadt Mönchengladbach ab Dezember 2019 zu vergebenden Verkehrsleistungen (an die NEW mobil & aktiv?) beginnen kann.