Elektromobilität: Der falsche Anreiz • Was soll das?

Jens Peter Knauer [Automobil Konstruktion] [ - Uhr]

Was hat sich die Bundesregierung eigentlich dabei gedacht, eine Kaufprämie für Elektrofahrzeuge auszuleben?
Natürlich, sie will die bislang äußerst schleppende Nachfrage nach Autos mit Hybrid- und E-Antrieb ankurbeln.

Denn das selbst gesetzte Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren zu sehen, scheint angesichts der derzeit rund 25.000 zugelassenen E-Mobile kaum noch zu erreichen zu sein.

Der Anreiz einer Kaufprämie ist jedoch ein so altbackenes Mittel, dass ich an dessen Wirkung ernsthaft zweifle.

Beim Aale-Dieter auf dem Hamburger Fischmarkt mag das noch funktionieren.

Aber werden 4.000 Euro Bonus tatsächlich dazu führen, dass der Autokäufer in Zukunft eher das E-Mobil als den Benziner oder Diesel wählt?

Die Gründe, warum die Elektromobilität in Deutschland lahmt, liegen anderswo.

Nehmen wir beispielsweise die Ladeinfrastruktur.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt will nun 300 Mio. Euro bereitstellen, um 15.000 neue Stromtankstellen zu errichten.

Warum erst jetzt?

Und wo verstecken sich eigentlich die Energieversorger, in deren Taschen der Gewinn ja schließlich wandern wird?

Und wie ist es um die Reichweite der batteriebetriebenen Fahrzeuge bestellt?

Immerhin eines der entscheidenden Kriterien beim Autokauf.

Deutsche Hersteller hinken da dem amerikanischen Vorreiter Tesla im wahrsten Sinn des Wortes meilenweit hinterher.

Und dafür sollen sie jetzt auch noch gepampert werden?

Nicht zu fassen.

Das Argument, mit der Kaufprämie etwas für das Umweltbewusstsein der Autofahrer zu tun, ist ebenfalls fadenscheinig.

Was nämlich bei der Öko-Diskussion immer gern vergessen wird, ist die Gesamtenergiebilanz eines Autos.

Leichtbaumaterialien wie Aluminium schlagen bei der Herstellung mit einem viel höheren Energieverbrauch zu Buche als der klassische Stahl.

Und der Strom aus der Steckdose ist auch nicht CO2-neutral, selbst dann nicht, wenn es sich um Solarstrom handelt.

Man bedenke nur, wie energieintensiv die Herstellung von Siliziumwafern ist.

Deshalb nochmal die Frage:

Was soll das?

 

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Der Autor ist Chefredakteur von AUTOMOBIL KONSTRUKTION, der Fachzeitschrift für Entwicklungsingenieure im KONRADIN-VERLAG Robert Kohlhammer GmbH, Leinfelden-Echterdingen

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Foto AutoScooter: Petra Bork | pixelio.de

3 Kommentare zu “
Elektromobilität: Der falsche Anreiz • Was soll das?”
  1. Was das soll?

    Populismus!

    Der Autor hat den Finger wunderbar in viele Wunden gelegt.

    Die Autobauer kassieren schon lange für die Entwicklung ihrer paar lächerlichen E-Autos, die die gar nicht wirklich wollen.

    Die Energieversorger wollen, wie immer, profitieren und kassieren aber, genauso wie ebenfalls schon immer, gar nichts dafür tun.

    Einerseits wird immer lauthals verkündet wie toll und effektiv doch privat vor Staat sei, andererseits wird bei jeder sich nur irgendwie bietenden Möglichkeit von denselben nach Fördermitteln = Steuergeldern gekräht. 1,2 Milliarden für VW, BMW und Daimler.

    Da kommt doch Freude auf. Bei diesen Konzernen meine ich.

    Gewinne sind für Konzerne und deren Shareholder und die Kosten für die Bürger, die das alles erarbeiten müssen.

    [DOKU] ARD – Die Story im Ersten: Das Märchen von der Elektro-Mobilität:

    https://www.youtube.com/watch?v=vZCSFsF8w7s

    Von fehlenden Ladestationen, lächerlichen Reichweiten und zu langen Ladezeiten, abgesehen, woher soll bitte der Strom für diese als „grün“ getarnten Autos kommen? Kriegen die noch Solarzellen und Windrädchen auf jede freie Fläche?

    Was das Aluminium anbelangt sind die ähnlich umweltfreundlich wie Energiesparlampen samt Quecksilber, die sogar Sondermüll sind. Mann oh Mann werden wir ver … .

    Die lachen sich hinter den Kulissen über ihr Theater, das die uns vorspielen, schlapp.

    Alles Opium fürs Volk, das nach Strich und Faden für blöd verkauft wird. Aber, wie das bei Opium so ist, damit wird eingelullt.

    Alles purer Aktionismus für den der Bürger blechen muss. Viel Wind und rein gar nichts dahinter.

    Man sehe sich nur das Video mit Maut-Dobrindt an. Nicht nur, dass man angesichts seines Riesen-Überkaromuster-Anzuges fast blind wird, nein, bei dem Geschwurbel, das der da von sich gibt, fallen einem auch noch fast die Ohren ab und die Gehörgänge verengen sich vor Graus.

    Für solche Vorstellungen wird der auch noch von uns bezahlt und zwar üppig plus üppiger Altersversorgung.

    Diese Leute müssen schmerzfrei sein und glauben offensichtlich, dass wir Bürger so doof sind, dass wir denen, dank groß aufgezogener Auftritte = PR-Aktionen der Firma „Verkehrsministerium“ und ihres Repräsentanten/GF, beeindruckt auf den Leim gehen.

    http://www.bz-mg.de/mobilitaet-verkehr/strassen-strassenverkehr-plaetze-wege/bundesverkehrsminister-dobrindt-csu-ubergibt-96-forderbescheide-fur-projekte-fur-elektromobilitat.html

  2. @ Pluto

    Die Wirtschaft (Konzerne) IST der bestimmende Faktor in dieser Parteiendemokratie.

    Die Bürger zahlen IMMER für alles, werden obendrein noch abgewatscht und lassen es sich gefallen.

    Demokratie? Wo?

  3. Sie können aber Fragen stellen. Warum wurden Atomkraftwerke gebaut.

    Da war doch auch schon früh bekannt, dass sich das nicht rechnen wird.

    Können sie sich noch an die Finanzkrise erinnern, als Josef Ackermann sich mit der Politik kurzgeschlossen und den Untergang der deutschen Wirtschaft an die Wand gemalt hat.

    Mit der Kaufprämie jetzt verhält es sich nicht anders wie mit der „Verschrottungsprämie“ 2009 im Rahmen des Konjuntupakets II

    Die Wirtschaft ruft und die Politik folgt.

    Und der Steuerzahler darf dann alles bezahlen.

    An TTIP können sie aber sehen, dass immer mehr Bürger das Spiel durchschauen und aufbegehren.

    Es darf nicht sein, dass die Wirtschaft in einer Demokratie bestimmender Faktor wird.

    Es muss Schluss sein damit, dass Automobilhersteller von der Allgemeinheit unterstützt werden.

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