- BürgerZeitung für Mönchengladbach und Umland 1.0 - http://www.bz-mg.de -

Exxons Publicity-Coup zum Fracking: Bewusste Irreführung?

[1] [2]Exxon geht in die Offensive und will mit allen Mitteln die Genehmigung für Fracking durchsetzen.

So verkündet ExxonMobil in Anzeigen die Ungefährlichkeit von Fracking und verspricht, dass nur zwei unbedenkliche Frac-Fluide zugesetzt würden.

Die CDU, die schon immer eine sehr „entspannte“ Haltung zum Fracking einnahm und offensichtlich auch weiterhin einnimmt, scheint sich dem Thema, dank massiver Lobbyarbeit und politisch „passender“ Umstände (Krim-Krise  – Spannungen mit Russland -damit verbundene Sorgen um Gaslieferungen) auch in der Öffentlichkeit wieder zu nähern.

In der Vergangenheit wurde dieses Thema (vor allem wegen anstehender Land- und/oder Bundestagswahlen) immer wieder versucht aus der Öffentlichkeit zu halten.

Den Abgeordneten in Bund und Land wird das Wiederaufflammen der Diskussion wenig Freude bereiten.

Tagesschau.de [3]erklärte schon am 04.06.2013 in einem Artikel:

„Die Angst mancher CDU-Abgeordneter vor dem Fracking ist groß – aber weniger aus Sorge um das Trinkwasser.“

Die FDP war (ist?) ein Verfechter von Fracking. In einem Stern-Artikel im Juni 2013 war zu lesen: „FDP-Spitze: „Die Vorschläge für gesetzliche Regelungen hätten Risiken für Mensch und Umwelt ausgeschlossen.“

Die FDP war sauer [4], dass es mit dem Fracking nicht voran ging. Besonders der ehemalige FDP-Chef Rösler war verärgert.

Inzwischen könnte die Angst der CDU-Abgeordneten auch bei den SPD-Kollegen angekommen sein.

Ihr Parteichef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sich nie wirklich gegen Fracking ausgesprochen, sondern versucht ständig den Spagat zwischen Wähler-/Bürgermeinung und der Fracking-Industrie (wie z.B. Wintershall, die sich das Mönchengladbacher Claim gesichert haben).

Sein Ministerium muss immer wieder verkünden, dass der Schutz von Trinkwasser und Gesundheit absoluten Vorrang habe. Und vor allem: deshalb werde der Einsatz umwelttoxischer Substanzen beim Fracking abgelehnt.

Diesen Vorstellungen dürfte die groß aufgezogene Fracking-Campagne von ExxonMobil nun endlich entsprechen.

[5]Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) teilt dazu folgendes mit.

BBU lehnt den Pseudo-Dialog von ExxonMobil zu Fracking ab.

Als reinen Publicity-Coup und Einladung zu einem Pseudo-Dialog bezeichnet der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) die Pro-Fracking-Anzeigenkampagne von ExxonMobil und die persönlichen Briefe, die Vertreter von Umweltverbänden, Bürgerinitiativen und Abgeordnete in den letzten Tagen erhalten haben.

Unter dem Deckmantel der angeblichen Dialogbereitschaft verbreitet ExxonMobil bundesweit altbekannte Irreführungen über die Ungefährlichkeit des republikweit bekämpften Gasbohrens.

Oliver Kalusch vom Geschäftsführenden Vorstand des BBU führt hierzu aus:

„Offenbar steht es schlecht um die Fracking-Pläne von ExxonMobil. Es drängt sich der Eindruck auf, als würde der Gaskonzern aus diesem Grund zum Mittel der aggressiven und aufwändigen Medienkampagne greifen.

Damit sollen kurz vor den Beratungen zu Fracking in Bundestag und Bundesrat die öffentliche Meinung und die Entscheidungsträger beeinflusst werden.

Doch die nun publizierten Argumente des Konzerns sind in der Debatte um Fracking längst widerlegt worden. Die Kampagne von ExxonMobil wird wirkungslos verpuffen.“

Zu den Irreführungen gehört, dass ExxonMobil seine Fracking-Pläne im Schiefergas als Beitrag zur Energiewende verkaufen will, um Sympathien zu erringen und Sympatisanten zu akquirieren.

In realistischen Prognosen kann die deutsche Schiefergasproduktion jedoch lediglich 2% bis 3% zum Energieverbrauch Deutschlands beitragen. Im Vergleich dazu legten die Erneuerbaren Energien jährlich um 0,8% zu.

Bei einem kontinuierlichen Ausbau der Erneuerbaren Energien, dem Kernpunkt der Energiewende, ist die Förderung des fossilen Energieträgers Schiefergas daher überflüssig und kontraproduktiv.

Auch die Behauptung von ExxonMobil, es würden nur noch ungiftige Frac-Fluide verwendet, führt in die Irre. Denn selbst wenn diese Stoffe ungiftig sind, können sie noch zahlreiche weitere Gefahrenmerkmale nach dem europäischen Chemikalienrecht aufweisen, z.B. die Eigenschaft “gesundheitsgefährdend“.

Und Gefahren wie Erdbeben entstehen unabhängig davon, welche Inhaltsstoffe die Frac-Flüssigkeiten enthalten.

Die Aussage, dass die Schiefergasförderung nur zu einem geringen Flächenbedarf führen würde, steht im Widerspruch zu den Erfahrungen aus den USA und zu den Aussagen des zweiten Gutachtens des Umweltbundesamtes zu Fracking.

Hier soll anscheinend mit einer pauschalen Aussage ein wichtiges Argument politisch Verantwortlicher, die sich gegen Fracking ausgesprochen haben, ausgehebelt werden.

Nicht mit der Realität in Einklang zu bringen ist die Aussage des Gaskonzerns, dass beim Fracking im Schiefergas „kein salziges Wasser aus dem Untergrund mitgefördert“ würde.

Egal, ob eine Förderung im Sandgestein (Tight-Gas-Lagerstätte) oder im Schiefergestein stattfindet: Mitgefördert wird immer Lagerstättenwasser aus dem Untergrund, welches mit Schwermetallen, krebserregenden Stoffen oder radioaktiven Substanzen belastet sein kann.

Der BBU rät daher den von ExxonMobil angesprochenen politischen Entscheidern, Experten und der Öffentlichkeit, der durchsichtigen Kampagne von ExxonMobil nicht auf den Leim zu gehen.

Die vorliegenden naturwissenschaftlich-technischen Erkenntnisse zeigen: Fracking ist nicht kontrollierbar, sondern eine unbeherrschbare Risikotechnik, die ausnahmslos verboten werden muss.

 

 

5 Kommentare (Öffnen | Schließen)

5 Kommentare Empfänger "Exxons Publicity-Coup zum Fracking: Bewusste Irreführung?"

#1 Kommentar von Der vom Morken am 26. September 2014 00000009 12:32 141173476212Fri, 26 Sep 2014 12:32:42 +0000

Zitat RP: „Energiewirtschaft und Union – also CDU – drängen darauf, die Grenzen nicht zu eng zu setzen, da andere Länder wie die USA, große Erfolge erzielen und ihre Energiekosten massiv senken konnten.
Auch würde Fracking die Abhängigkeit von Russland verringern.“

Und ebenfalls auf RP (online) zu lesen:

Zitat: „Der Präsident des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel, Anton Börner, sagt: „Die USA profitieren vom Boom mit Schiefergas. Wenn Europa ähnliche Vorkommen nutzen würde, könnte uns das unabhängiger von Gasimporten machen.“ Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konfliktes mit Russland ein aktueller Hinweis: Deutschland bezieht 40 Prozent seines Gases aus Russland.“ Zitat Ende.

[6]

Na endlich! Gut dass „der Russe“ wieder sozusagen vor der Tür steht!

Das gibt Auftrieb für die Fracking-Fans.

Angst ist schon immer ein prima Mittel gewesen vor allem die zu beeindrucken, die alles glauben.

Diese Überschrift bringt es auf den Punkt:

„Fracking in Deutschland: Der lange Streit für kurze Unabhängigkeit“

Weiter heißt es in dem Artikel, Zitat:

„In Deutschland ist Fracking zurzeit ein Reizwort.

Im Zuge der Ukraine-Krise brachte Bundeskanzlerin Angela Merkel die umstrittene Fördermethode für Schiefergas als Alternative zum russischen Gas mit Nachdruck ins Spiel.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel kündigte daraufhin eine rasche gesetzliche Regelung zur bislang in Deutschland nicht zugelassenen Technologie an.

Kritiker warfen Gabriel deswegen vor, er lasse sich von der Industrie einspannen und ignoriere die Risiken.“ Zitat Ende.

[7]

#2 Kommentar von Ypsilon am 26. September 2014 00000009 12:55 141173612712Fri, 26 Sep 2014 12:55:27 +0000

„Arbeitsplätze durch erneuerbare Energien – Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat 2013 rund 371.400 Menschen Arbeit gebracht.

Dabei lassen sich 261.500 Arbeitsplätze unmittelbar auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zurückführen.“

Diese Aussage stammt weder von den Grünen, Linken oder irgendeiner NGO (Nichtregierungsorganisation) im Bereich Umwelt-, Klima- und Naturschutz, sondern ist auf der Seite der:

Bundesregierung, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Mai 2014 nachzulesen:

[8]

Nein, statt nachhaltig und intelligent zu handeln, wursteln wir weiter, damit die Konzerne und ihre Lobbyisten nur ja keinen Cent zu wenig aus uns herauspressen können. Die Krim-Krise kommt da doch gerade recht!

Gabriel vollführt einen ständigen Eiertanz. Ja, nein, ja, nein. So geht das seit Monaten. Dass Gabriel für Fracking ist, dürfte inzwischen absolut klar sein und jeder kapiert haben.

Gabriel ist ja auch für TTIP. Passt doch prima zusammen! Ein „lupenreiner Sozialdemokrat“, wie man ihn keinesfalls will. Er sollte sich endlich ein CDU-Parteibuch zulegen und als Erkennungszeichen ein Fähnchen als Symbol für seine „Wendigkeit“.

Weltweit lagern 10% der Ölvorkommen im Schieferschichten. Das könnte den Ölbedarf für 10 Jahre decken.

Für 10 Jahre solch ein Aufwand und Risiken? Möglich wird das doch sowieso nur wegen der gestiegenen Energiekosten, sonst würde sich Fracking niemals lohnen.

Da bringen die Erneuerbaren, ja, genau die, die immer gerne kritisiert werden, schon mehr.

Schlimmer noch bei den Erneuerbaren: Energie wird OHNE Energieversorger hergestellt. Weder EVUs noch „Vater Staat“ verdient (genug) daran. Das ist der Punkt!

Energieautarke Gebäude gibt es längst und die Bewohner müssen nicht frieren oder haben keinen Strom, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht bläst, wie ständig gerne wiedergekaut wird.

Außerdem: alle Ressourcen wie Kohle, Öl und Gas sind ENDLICH. Müssen wir mit aller Gewalt auch den letzten Rest aus dem Boden gepresst haben? Muss solange lustig weiter gemacht werden wie bisher?

Getreu dem Motto: Nach uns die Sintflut! Angeblich sind uns allen unsere Kinder und Enkelkinder und nachfolgende Generationen doch sooo wichtig!

Was hinterlassen wir Ihnen? Schuldengebirge und einen massiv zerstörten Planeten, weil wir uns von Konzernen, Banken und Politikern für dumm verkaufen lassen! Das sind wirklich allerbeste Voraussetzungen für ein schönes, gesundes Leben!

Es wäre wesentlich intelligenter endlich die Erneuerbaren und die dazu gehörende Speichertechnik, die es schließlich auch schon gibt, zu fördern, weiterzuentwickeln und auszubauen.

Das wäre innovativ und würde sogar noch mehr Arbeitsplätze schaffen und Deutschland, das Land der Ingenieure könnte zeigen, was es kann!

Nein, stattdessen wird gebremst was das Zeug hält! Dazu eignet sich Schwergewicht Gabriel schließlich vorzüglich. Wer, wenn nicht er, braucht sich ja nur auf die Bremse zu setzen. Dafür benötigt der noch nicht mal Energieaufwand. Hauptsache die üblichen Verdächtigen samt Lobbyisten in der Politik und Verwaltungen können weiter Kasse machen und auch noch verdeckte Subventionen kassieren.

Nur etwas thematisieren Gabriel und seine „Getreuen“ nicht:

Die Kosten, die zukünftig noch auf uns aus Ewigkeitsschäden für Braunkohle, Kohle und Atomkraft zukommen, die in die zig Milliarden gehen!

#3 Kommentar von D. Pardon am 26. September 2014 00000009 17:49 141175379805Fri, 26 Sep 2014 17:49:58 +0000

Im heute-journal wurde gestern von einem erheblichen Anstieg von Erdbeben gesprochen.

„In den USA ist dank Fracking ein regelrechter Gas-Rausch ausgebrochen. Doch ausgerechnet von dort kommen immer wieder Schreckensmeldungen. In Oklahoma etwa ist die Zahl von Erdbeben seit 2009 um das zwanzigfache gestiegen. Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang zwischen Fracking und den Beben…“ (Quelle: [9])

#4 Kommentar von Pincopallino am 26. September 2014 00000009 20:09 141176218308Fri, 26 Sep 2014 20:09:43 +0000

Haben die politischen Entscheider – vermutlich am Gängelband von Exxon & Co. – eigentlich geträumt, als bereits im Juli d. J. ein Artikel über das Ende des Fracking-Booms in den USA veröffentlicht wurde? Diese Entwicklung wurde bereits vor mehr als 2 Jahren von einem Geologen prognostiziert und er sollte offenkundig Recht behalten:

„Die Felder, die ursprünglich auf Jahrzehnte Gas und Öl produzieren sollten, sind beinahe erschöpft. Die Fracking-Firmen kämpfen zudem mit dem Verfall des Gaspreises aufgrund der kurzzeitigen Überproduktion.“

und

„„Die Erschöpfungsraten von Fracking-Quellen, egal ob sie Öl oder Gas fördern, sind so groß, dass Unternehmen konstant mehr Geld leihen müssen, um weitere Bohrungen durchzuführen“, …“

Weiterlesen hier: [10]

Vielleicht sollten die Fracking-begeisterten Unternehmen sich das noch mal überlegen. Ähnliche Pleiten soll es auch schon bei den Biogas-Anhängern gegeben haben (da hat die NEW aber noch mal richtig Glück gehabt, dass das mit der Methangasanlage in Wanlo nicht geklappt hat …)!

Oder muss man sich das so vorstellen, dass wir im Zuge von CETA (schon durchgewunken!) und dem künftigen (wohl ebenfalls bald in Kraft tretenden) TTIP dann auch für entgangene Gewinne von Konzernen aufgrund der „Böswilligkeit von Mutter Natur“ im betreffenden Land zur Kasse gebeten werden?

Entschuldigung, aber bei dem, was uns in den letzten Wochen an unsäglichen Zumutungen präsentiert wird, kann ich mir nur noch mit Zynismus helfen :-(.

Bin ja sehr gespannt, welche Journalisten sich am 3. Oktober, dem proklamierten „Tag der Wahrheit“, wirklich dazu durchringen, ihren Job zu machen … und uns nicht länger zu verXXXXschen!

[11]

#5 Kommentar von Zwiebelpiefke am 29. September 2014 00000009 13:12 141199635301Mon, 29 Sep 2014 13:12:33 +0000

Boah! Energie dank Fracking für vielleicht 10 Jahre. Und dann? Ziemlich doof und kurz gedacht und teuer.

Landschaft wie ein Schweizer Käse. Versautes Grundwasser. Konzerne haben abgezockt.

Deppen sind wir Bürger. Erst zahlen wir für teure Energie aus Fracking. Dann zahlen wir für die Schäden vom Fracking. Das wird auch für spätere Generationen reichen. Dann erben die wenigstens was von uns wo die noch lange an uns denken.

Dann kommt noch Atommüll und Rückbau der AKW dazu. Die, die verdient haben, machen pleite und wir Bürger haben wie immer die A ….karte.