Gentechnik und Glyphosat – Bürger schutzlos ausgeliefert?

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Zwei Millionen Menschen waren am 25.05.2013 weltweit auf der Straße um mit einem „March against Monsanto“, gegen dessen Geschäfte (nicht nur) mit Gentechnik zu demonstrieren.

Letztendlich war es ein Protest gegen alle, die mit Gentechnik Millionen, ja, Milliarden verdienen wollen. Das sind neben Monsanto auch Unternehmen wie Syngenta, BASF und Bayer.

Wobei gerade Bayer am wenigsten mit Gentechnik in Verbindung gebracht wird. Das liegt daran, dass man dort nicht von Gentechnik spricht, sondern Begriffe wie „Biotechnologie“ und „Life Science“ verwendet, die unverfänglicher klingen.

Bei der Demonstration in Düsseldorf waren auch die Mönchengladbacher Initiativen Transition Town und BAUM (Bürger Aktion Umweltschutz Mönchengladbach e.V.) dabei.

Zu dem Protest gegen den Gentechnik-Konzern Monsanto hatte Tami Monroe Canal, eine Aktivisten aus Nordamerika, aufgerufen. Daraus entwickelte sich schnell eine weltweite Bewegung, die besorgte Menschen veranlasste auf die Straßen zu gehen und das Aus für gentechnisch veränderte Pflanzen zu fordern.

Ende Mai dann die Meldung, dass Monsanto nach anhaltenden Protesten erklärt habe, sich aus dem Europa-Geschäft zurückzuziehen und keine Anträge mehr für den Anbau von gentechnischen Produkten zu stellen.

Diese Meldung erwies sich sehr schnell als falsch.

Denn Monsanto ist aktiv wie immer und vor allem immer vorneweg dabei, in Brüssel ungeniert und ungehindert massive Lobbyarbeit zu betreiben. Dem stehen allerdings auch Syngenta, BASF und Bayer in nichts nach.

Syngenta, einer der weltweit größten im Agrargeschäft, ist Hersteller des in der EU und der Schweiz verbotenen Herbizids „Paraquat“, weil es eine hohe Humantoxizität besitzt, d.h. auf Grund seiner Giftigkeit die Gesundheit von Menschen beeinträchtigt, wobei es auch zu Todesfällen kam.

BASF scheiterte in Deutschland mit der Gentechnik-Kartoffel Amflora.

Immer mit dabei ist selbstverständlich die Lobby-PR-Agentur EuropaBio, an der auch Monsanto und Bayer beteiligt sind. Ziel der Agentur: den skeptischen Europäern Gentechnik schmackhaft zu machen.

Monsanto erlitt eine Schlappe mit seinem Gen-Mais MON810, der in Deutschland zunächst auf ca. 3.200 Hektar angebaut wurde, aber im April 2009 verboten wurde.

Nun hofft Monsanto zusammen mit Dow AgroSciences erneut auf die Zulassung von genmanipuliertem Mais in Europa. Diesmal mit SmartStax, einer gentechnisch veränderten Maissorte, die sechs verschiedene Insektengifte produziert und gegen zwei (!) Totalherbizide, nämlich Glyphosat und Glufosinat resistent ist.

Insektengifte stehen im Verdacht der Schädigung menschlicher Zellen.

Besonders smart von Monsanto: SmartStax wurde, wie Testbiotech e.V. mitteilte „ … mit hoher Wahrscheinlichkeit – möglicherweise mit dem Wissen der Kommission – illegal nach Europa importiert.“

Deswegen hatte Testbiotech eine Beschwerde wegen der Untätigkeit der Kommission beim Europäischen Bürgerbeauftragten eingereicht.

Gleichzeitig berichtet die Organisation auf ihrer Homepage über zwei jüngst erschienene Publikationen, die, wie es dort heißt: „ … die Risikobewertung des Gentechnik-Mais SmartStax in einem neuen Licht erscheinen lassen.“, so dass sich die mehr als berechtigte Frage stellt wie gefährlich dieser Gentechnik-Mais tatsächlich ist!

Wer nun glaubt, dass die EU dafür sorgt, dass die illegalen Importe gestoppt werden, irrt. Es besteht der berechtigte Verdacht, dass die Kommission jetzt SmartStax legalisieren will.

Mit einer Protestaktion hatte Testbiotech gegen die Zulassung aufmerksam gemacht.

Am 10.06.2013 wurde über die Zulassung von SmartStax in Brüssel ergebnislos beraten.

Bundes-Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner enthielt sich. Angeblich, um die Zulassung zu verhindern. Warum sie dann nicht direkt mit „Nein“ stimmte, ist ihr Geheimnis. Ihre Enthaltung kommt ganz klar einem „Ja“ gleich.

Fest steht nämlich, wenn sich bei der nächsten Abstimmung in etwa einem Monat, wieder keine Mehrheit ergibt, ist die Kommission am Zug. Sie kann dann über die Zulassung alleine entscheiden. Dass sie sich gegen SmartStax entscheidet ist mehr als fraglich, hat sie doch selbst den Vorschlag auf Zulassung unterbreitet …

Erschreckend: Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten zitieren den Geschäftsführer von Testbiotech, Christoph Then: „Mir ist kein Fall bekannt, bei dem die Kommission die Zulassung einer genveränderten Sorte verhindert hätte“.

Weiter wird erläutert: „Derzeit sind mehr als 50 genmanipulierte Pflanzen zum Import in die EU zugelassen. GVOs finden ihren Weg in europäisches Essen also auch dann, wenn wie momentan nur sehr geringe Mengen in der EU selbst angebaut werden.“ (Zitat Ende)

Am 23.08.2012 berichtete der Informationsdienst Gentechnik, Zitat:

Vor kurzem gab das argentinische Landwirtschaftsministerium grünes Licht zum Anbau der zweiten Generation der Roundup-Ready-Soja mit Namen „Intacta“.

Diese soll nicht nur das Besprühen mit Unkrautvernichtungsmitteln aushalten, sondern auch ein eigenes Gift zur Abwehr von Insekten produzieren.

Die EU hat bereits die Genehmigung zum Import und Verarbeitung von „Intacta“ erteilt.“

Im Juni 2012 erteilte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sogar ihre Zustimmung für einen Anbau von Roundup-Ready-Soja. Die EFSA ist nicht unumstritten. Vor allem der im März 2013 zurück getretene EU-Kommissar John Dalli war ein Befürworter von Gentechnik.

Alles in allem keine guten Voraussetzungen und Aussichten für die Verhinderung von SmartStax.

 

 

 

2 Kommentare zu “Gentechnik und Glyphosat – Bürger schutzlos ausgeliefert?”
  1. Das Grundübel ist auch hier die GIER von wenigen in Verbindung mit „Ton angebenden“ Politikern, die dieser Gier keine Grenzen setzen.

    Diese Wenigen können ihre Gier so lange ausleben wie Unwissen und Denkblockaden andauern.

  2. Die EU ist ein Verwaltungsmonster, das von Lobbyisten massiv beeinflusst wird.

    Das Übelste dabei ist die Kommission. Hier geht es nur um Macht. Macht über Europa ohne Berücksichtigung der einzelnen Mitgliedsstaaten.

    Die Gentechnik konnte in der EU voran gebracht werden, weil John Dalli, ehemals zuständiger Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, sie stark befürwortete und die einflussreichen Lobbyisten von Monsanto & Co. stets als „Berater“ fungierten und dies immer noch tun.

    Bundes-Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) scheint auch mehr auf deren Seite zu stehen.

    Warum sonst enthält sie sich, statt klar gegen Gentechnik, wie hier SmartStax, zu stimmen?

    Würde sie das auch zu Hause in Bayern tun, wo Gentechnik unerwünscht ist?

    Ihr ist bestimmt bekannt, dass der überwiegende Teil der Deutschen gegen Gentechnik ist.

    Warum also enthält sie sich?

    Was passiert, wenn die Freihandelszone zwischen EU und USA zustande kommt? Sind dann die Grenzen offen für Gentechnik und Konzerne wie Monsanto, Syngenta und andere?

    In den USA gibt es schon dank Obama den „Monsanto Protection Act“.

    Bekommen wir so etwas dann auch in Europa?

Ihr Kommentar