Grüne: „Küken-Schreddern“ – was man dagegen tun kann?

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Fast 50 Millionen männliche Hühnerküken werden jedes Jahr nach dem Schlüpfen brutal vergast oder geschreddert.

Lena Zingsheim, Landtagswahlkandidatin der Mönchengladbacher Grünen, will das nicht länger hinnehmen. „Das grausame Töten von männlichen Küken, nur weil sie für die kommerzielle Tierproduktion wertlos sind, muss endlich aufhören“, fordert sie.

Der Grund: Die Aufzucht der Tiere ist für die Agrarindustrie nicht rentabel. Die sogenannten Bruderhähne sind ungeeignet für eine schnelle Mast – sie können keine Eier legen und setzen zudem weniger Fleisch an.

Die Bundesländer NRW und Niedersachsen haben zwar zwischenzeitlich Vorstöße unternommen, das Schreddern und Vergasen der Eintagsküken zu verbieten, doch vergeblich, denn zuständig für die ebenso notwendige wie überfällige Gesetzesänderung ist die Bundesregierung.

Die visiert dem Vernehmen nach für nächstes Jahr den Ausstieg an, will aber das Kükenschreddern nicht direkt verbieten, sondern zunächst Alternativen erforschen.

Agrarminister Christian Schmidt (CSU) wartet somit weiterhin, ein grundsätzliches Verbot des massenhaften Tötens im Tierschutzgesetz zu verankern.

Forderungen z.B. des nordrhein-westfälischen Umweltministers Johannes Remmel (Grüne), Schmidt solle endlich einen Gesetzentwurf vorlegen, werden ignoriert und ausgesessen.

Die junge Grünen-Politikerin tritt vehement für eine ökologische Tierhaltung ein, die Linie der Länder NRW und Niedersachsen hält sie für richtig.

„Viele Wählerinnen und Wähler nehmen es nicht länger hin, wie in Agrarfabriken mit den Tieren umgegangen wird, sie werden die Haltung der Bundesregierung in dieser Frage nicht vergessen“, meint sie im Hinblick auf die Bundestagswahl im nächsten Jahr.

Da nun aber nicht jeder auf ein Einsehen von CDU und SPD in dieser Angelegenheit setzt, bleibt die Frage, was man – unabhängig vom Wahlverhalten – als Verbraucher tun kann.

„Es gibt in Deutschland einige Initiativen, die zeigen, wie man das Küken-Schreddern verhindert“, sagt Lena Zingsheim und verweist auf Vereinigungen wie die „Bruderhahn Initiative Deutschland“, das „Haehnleinprojekt“ oder „Ei care“. Sie alle verzichten auf das Töten der männlichen Küken.

„Da das Biogeflügel im Vergleich zu konventionellem Geflügel deutlich teurer ist, würde sich der Preis für das Fleisch der kleinen Hähne durch die längere Mastdauer von rund 22 Wochen noch weiter verteuern“, erläutert die Grünen-Landtagswahlkandidatin. Die Erfahrung am Markt habe gezeigt, dass diese zusätzlichen Kosten sich nicht durchsetzen ließen.

Die „Bruderhahn Initiative“ beispielsweise setzt an diesem Punkt unter dem Motto „4 Cent pro Ei für die Ethik“ auf eine Querfinanzierung.

Will heißen: Vier Cent mehr auf den Verkaufspreis eines Eis dienen dazu, ein männliches Küken aufzuziehen.

„Bei einer Legeleistung von 250 Eiern pro Huhn und Jahr wird somit je 250 verkaufter Eier ein Brudertier aufgezogen“, sagt Lena Zingsheim.

Zugleich werde mit Initiativen wie dieser die konzernunabhängige ökologische Geflügelzucht unterstützt, da die derzeit nur wenigen Großkonzerne den Markt der „Küken-Produktion“ unter sich aufteilen.

„Die genannte Bruderhahn-Initiative ist meines Wissens in unserer Region so gut wie nicht zu finden, da sie sich noch im Aufbau befindet“, so Lena Zingsheim.

Die Initiative arbeite noch daran, neue Erzeuger und Händler dazu zu gewinnen.

Wer „Bruderhahn“ oder andere entsprechende Vereinigungen unterstützen möchte, sollte im Bioladen oder auf dem Bio-Hof seiner Wahl auf die Initiative aufmerksam machen und sein Einkaufsverhalten zum Schutz der Küken entsprechend ausrichten.

Wer sich aktiv für ein Verbot des Küken-Schredderns einsetzen will, den verweist Lena Zingsheim auf eine entsprechende Petition auf der Plattform „weACT“.

 

 

 

3 Kommentare zu “
Grüne: „Küken-Schreddern“ – was man dagegen tun kann?”
  1. Das Mitleid und Verdrängen fängt im Eierbecher, in der Bratpfanne, auf dem Teller und im Fressnapf der geliebten Haustiere auf.

    Haustier (das sind die zum Liebhaben) – Nutztier (das sind die zum Fressen gern haben) – da wird strickt unterschieden und deshalb ungetrübt herzhaft zugegriffen.

    Probleme und daraus resultierendes Tierleid sind immer menschengemacht.

    4 Cent mehr für ein Ei – geht gar nicht? Lässt sich nicht durchsetzen? Bei Fleisch ist das sogar bei einigen Cent pro Kilo nicht möglich? Angeblich will niemand die Qualtierhaltung in Massen …

    Hauptsache billig? Angeblich würden Verbraucher für bessere Haltung und Lebensbedingungen als auch Schlachtbedingungen gerne mehr bezahlen?

    Das scheinen nicht mehr als Lippenkenntnisse bei Umfragen zu sein, da die Realität eine ganz andere ist. Die meisten lügen sich nur besser als sie sind und verdrängen.

    Wie wäre es mit der Möglichkeit mal weniger Eier zu essen und für die ein wenig mehr zu zahlen? Es geht nicht nur um das Frühstücksei oder mal ein Spiegelei. Eier stecken in vielen fertigen Produkten.

    Da auch bei Eiern für die Tonne produziert wird und Lebensmittel auch noch Unmengen in der Tonne landen, wird es noch scheußlicher. Die Tiere haben für NICHTS gelitten.

    Dass wir alle die Zeche dafür auf verschiedene Weise zahlen kapieren die Wenigsten.

    Außerdem muss ja das Wachstum angekurbelt werden.

    Spätestens wenn Appetit und Hunger sich melden hört das Mitleid auf. Auch das für diese niedlichen, süßen kleinen Kerlchen, die vergast oder geschreddert werden. Das ist eben so wird dann auch noch argumentiert. Da kann man nichts machen.

    Wirklich?

    Alles Heuchelei. Es wird lieber weggeschaut und weitergemacht wie bisher. Könnte doch die Gefahr eines kleinen Verzichts oder kleiner Änderungen im Verhalten drohen. Übrigens auch bei der Milch.

    Geiz ist eben nicht geil aber weniger oft mehr.

  2. Eintagsküken, das sind diese armen männlichen Küken, die gekillt werden.

    Die vergasten Eintagsküken sind ein lukratives Geschäft.

    Zoos, Tiergärten bis hin zu Greifstationen verfüttern alle Eintagsküken in Massen. Ein sehr preisgünstiges Futter übrigens.

    Auch der Tiergarten in Odenkirchen verfüttert Eintagsküken.

    Die werden z.B. so angepriesen, Zitat:

    „Barf Eintagsküken. Nahrhafter Snack für Ihr Haustier.‎ Jetzt sicher und günstig bestellen!‎‎
    Frisches Frostfutter‎ •Sicherer Versand‎.“ Zitat Ende.

    Im Tierhandel schon für 3,99 € das Kilo als Frostfutter zu bekommen.

    Eintagsküken „gewolft“, das sind die, die per Schredder ihr Leben lassen mussten, gibt es sogar schon für 2,45 € das Kilo.

    Alles hier nachzulesen:

    https://www.google.de/search?q=kosten+eintagsk%C3%BCken&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b&gfe_rd=cr&ei=Y7ihV88W5q_zB7qrp_AM

    Auch mit den vergasten oder geschredderten Flauschknäulen werden also noch sehr gute Geschäfte gemacht.

    Diese Einnahmequelle als auch billige Futterquelle und der Handel, der sich offensichtlich lohnt und rechnet, entfällt wenn das Töten verboten wird.

    Sind im Fall der Bruderhähnchen (nicht nur) deshalb Änderungen so schwer durchzusetzen?

  3. Grundsätzlich ist der Ansatz gut gemeint.

    Aber …

    Wäre ich ein männliches Küken und hätte die Wahl zwischen Pest und Cholera, würde ich überlegen, was das größere Übel für mich wäre.

    Vergast oder geschreddert werden ist grausam. Das spätere Betäuben im Elektrobad ist auch kein Spaß.

    Mir stellt sich die Frage, ob es erstrebenswerter ist, statt dessen in der Massentierhaltungshölle zu landen, diese statt 35 Tagen, bei Hähnchen dieser Art 4 bis 5 Monate dicht an dicht ertragen zu müssen, um dann gekillt zu werden. Auch dann übrigens immer noch ein Kind.

    Mit Glück funktioniert die Betäubung im Elektrobad, das ich mir trotzdem nicht angenehm vorstellen kann. Kopfüber an den Beinen aufgehängt mit dem Kopf durch das Bad gezogen werden ….. zumal die Tiere ja gar nicht verstehen was ihnen widerfährt und mit absoluter Sicherheit Todesangst und Panik haben.

    Bei vielen Tieren hat die Betäubung nicht funktioniert und diese erleben das Töten und das ganze Drumherum bei vollem Bewusstsein ….

    Vielleicht haben die Biohähnchen etwas mehr Glück und ein weniger übles Leben bis zum Schlachthof, als die Kollegen aus der konventionellen Massentierhaltung in Megaställen? Leben die alle im Grünen wie auf den Webseiten gezeigt?

    Garantiert ist das nicht, denn leider sind auch dort die Bedingungen oft nicht wirklich besser und mit zunehmender Zahl der Bruderhähnchen wird die Haltung sicher auch perfektioniert oder korrekter ausgedrückt: pervertiert.

    Der Schlachthof ist derselbe wie für Nicht-Biohähnchen. Das Leiden auch.

    Auf den Eierpackungen sind immer hübsche Fotos – der Verbraucher soll bitte nicht mit der Realität konfrontiert werden! Wäre gut, wenn das wie auf Zigarettenpackungen sein müsste. Eben die grausige, hässliche Realität.

    Die im Artikel angeführten Initiativen versprechen anderes, Zitat:

    „Während konventionelle Masthähnchen nach ca. 35 Tagen und klassische Bio-Hähnchen nach ca. 2,5 Monaten geschlachtet werden, wachsen unsere haehnlein schonender und langsamer auf.

    Sie erreichen nach etwa 4 bis 5 Monaten ihr Schlachtgewicht. Sie werden dann von ihrem betreuenden Personal behutsam verladen und in die Geflügel-Schlachterei transportiert. Der familiengeführte Schlachtbetrieb ist regional gelegen.

    Das ermöglicht es, den Stresspegel bei den Tieren möglichst gering zu halten und sorgt für eine kurze Prozedur.

    Das Fleisch wird von Hand zerlegt, tiefgefroren, verpackt und direkt an den Lebensmitteleinzelhandel ausgeliefert.“ Zitat Ende.

    „Familiengeführter“ Schlachtbetrieb klingt fast schon gemütlich – wird es mit Sicherheit aber nicht sein, auch wenn der regional gelegen ist, was wenigstens keinen langen Transport verspricht.

    Der ganze Text ist sehr PR-mäßig durchgestylt.

    Ob das „betreuende“ Personal (klingt schon fast nach Hotel/Pension) wirklich „behutsam“ verlädt? Auch die Aussage „wachsen unsere hähnlein schonender und langsamer auf“, suggeriert, dass dies Absicht ist, was nicht stimmt.

    Diese Hähnchen brauchen nun mal länger, deswegen landen sie doch normalerweise als Eintagsküken im Schredder.

    Mal abwarten, wenn sich das Bruderhahn-Modell durchsetzen sollte und logischerweise auch Massen zu bewältigen sind, wann die ersten Videos solcher Betriebe auftauchen, die das Gegenteil der Versprechen beweisen.

    Und ist es nicht vertrauenerweckend, dass die Hähnchen „von Hand zerlegt“ werden?

    Ob die Hähnchen das noch interessiert? Ach, ich vergas es fast, nur beim Verbraucher soll ein gutes Gefühl erzeugt werden. Der kauft sozusagen ein Qualitätsprodukt. Echte Handarbeit. Gutes Gewissen inklusive.

    Dies alles ist gut gemeint. Das war es aber auch schon.

    Auch Bruderhähne sind letztendlich arme Schweine und alle erwartet dasselbe Schicksal. Keiner wird totgestreichelt.

    Praxisgerechte Alternativen zum Aussexen sind leider noch nicht in Sicht.

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